Wernigerode, Sachsen-Anhalt: Schockanrufer fordern hohe Summen – Polizei warnt
von Polizei.news Redaktion Deutschland Polizeinews Regionen Sachsen-Anhalt
Am Montag, dem 14. Juli 2025 kam es im Landkreis Harz zu mehreren versuchten sowie einem vollendeten Betrug durch sogenannte Schockanrufe.
In allen Fällen täuschten die Täter am Telefon schwere Verkehrsunfälle mit Todesfolge durch nahe Angehörige vor und forderten unter dem Vorwand einer angeblich notwendigen Kaution hohe Geldbeträge.
In Wernigerode wandte sich eine 78-jährige Frau am Abend an die Polizei, nachdem sie zuvor einem bislang unbekannten Täter einen fünfstelligen Bargeldbetrag übergeben hatte.
Nach bisherigem Ermittlungsstand wurde die Frau am 14.07.2025 gegen 14:00 Uhr über ihr Festnetztelefon von einer ausländischen Rufnummer angerufen.
Der männliche Anrufer gab sich als Staatsanwalt eines örtlichen Gerichts aus und erklärte, der Sohn der 78-Jährigen habe bei einem Verkehrsunfall ein 12-jähriges Mädchen tödlich verletzt und befinde sich nun in Haft.
Im Fahrzeug habe sich zudem ihr Enkel befunden – beide Namen wurden im Gespräch genannt, um die Geschichte glaubhaft zu machen.
Zur Abwendung einer angeblichen Untersuchungshaft sei eine Kautionszahlung in Höhe von 80.000 Euro erforderlich.
Als die Geschädigte entgegnete, nur über einen geringeren fünfstelligen Betrag zu verfügen, stimmte der Anrufer zu, diesen Betrag vorläufig entgegenzunehmen.
Eine Rückzahlung sei nach Abschluss des Verfahrens garantiert. Zur Untermauerung erhielt die Frau ein angebliches Aktenzeichen.
Der Anrufer forderte die Frau auf, das Geld in einem Umschlag bereitzulegen, ihn zu versiegeln und auf keinen Fall mit Dritten über den Vorgang zu sprechen.
Im weiteren Verlauf des Nachmittags erfolgte eine Kontaktaufnahme über das Mobiltelefon der Geschädigten – erneut unter einer ausländischen Nummer.
Die Frau wurde über mehr als eine Stunde hinweg durchgehend am Telefon gehalten, mehrfach aufgefordert, nicht aufzulegen und keine weiteren Gespräche zu führen.
Gegen 17:30 Uhr meldete sich der Anrufer erneut und kündigte an, dass ein Mitarbeiter des Gerichts das Geld an der Wohnanschrift der Geschädigten abholen werde.
Kurz darauf erschien ein unbekannter Mann bei der Frau.
Der Mann telefonierte, nahm den Umschlag entgegen und entfernte sich wortlos in unbekannte Richtung.
Erst als der Sohn der Frau am Abend zu Hause eintraf, erkannte sie den Betrug und verständigte die Polizei.
Der Geldabholer wird wie folgt beschrieben:
- 165 cm groß, kräftige Statur
- schwarze Haare, schwarze Sonnenbrille
- bekleidet mit roter kurzer Hose und dunklem T-Shirt
- sprach Deutsch mit unbekanntem Akzent
- hatte ein schwarzes Mobiltelefon dabei
Ähnliche Anrufe wurden auch in Halberstadt, Friedrichsbrunn und Quedlinburg bekannt.
In allen Fällen nutzten die Täter dieselbe Taktik:
Ein angeblicher Verkehrsunfall mit Todesfolge durch Tochter, Enkelin oder Schwiegertochter, gefolgt von der Forderung nach einer fünfstelligen Kaution.
Teilweise waren im Hintergrund weinende weibliche Stimmen zu hören, um die Dramatik zu steigern.
In diesen Fällen kam es zu keinem Vermögensschaden, da die Betroffenen frühzeitig Rücksprache mit Angehörigen hielten oder die Polizei informierten.
Quelle: Polizei Sachsen-Anhalt
Bildquelle: Symbolbild © Polizei Sachsen-Anhalt