Wieder werden die Blutreserven extrem knapp – was Sie jetzt tun können
von Caroline Brunner
Gleichzeitig aber werden in den Sommermonaten besonders viele Blut-Einheiten gebraucht – obwohl der Verbrauch insgesamt 2013 deutlich rückläufig war. Deshalb stocken die entsprechenden medizinischen Einrichtungen ihre Lager bereits im Mai und Juni maximal auf, ohne dass ausreichend Nachschub käme – und schon ist die Unterversorgung nicht mehr weit. Soeben sind in der Schweiz die Bestände bestimmter Blutgruppen unterhalb des empfohlenen Minimalstandes gefallen, obwohl dieser Fall sonst meist erst Ende Juli eintritt.
Einen so frühen Mangel gab es in der Schweiz noch nie, dabei haben die Sommerferien noch nicht einmal begonnen. Vor allem an Blut mit negativem Rhesusfaktor herrscht deutlich Bedarf. Organisationen wie die Blutspende SRK Schweiz rufen Bürger dringend auf, Blut zu spenden, und zwar trotz der WM. Diese nämlich scheint in diesem Jahr nochmals erschwerend hinzuzukommen. Kostbare Freizeit wird da eher beim Public Viewing als beim Blutspenden verbracht. Auch der in den Medien berichtete allgemeine Bedarfsrückgang könnte ein Grund für die eher zögerliche Spendenbereitschaft sein.
Leider kann sich die Schweiz, ähnlich wie Deutschland, nicht auf eine weitverbreitete Spendenkultur verlassen. Eine solche lässt sich in anderen Ländern durchaus beobachten. Die Beneluxstaaten und speziell die skandinavischen Länder stehen seltener vor einem Knappheitsproblem, weil viele Bürger dort seit ihrer Jugend das Blutspenden als ganz natürliches soziales Engagement betrachten, das wenig Aufwand bedeutet, aber jemandem das Leben retten kann.
Diese von klein auf verankerte Bereitschaft betrachten Gesundheitssoziologen als besonders wichtig in Anbetracht einer alternden Gesellschaft. Durch den Anstieg der eigenen Lebenserwartung erhöht sich nämlich auch die Wahrscheinlichkeit, selbst einmal Blut zu benötigen. Hinzu kommt der medizinische Fortschritt, der immer mehr Operationen auch im fortgeschrittenen Alter möglich macht. Ältere Menschen brauchen aber bei umfangreichen Eingriffen sehr viel mehr Blut als jüngere. Mit anderen Worten: Altert die Gesellschaft, erhöht sich langfristig auch der Blutkonservenbedarf. Gerade Mütter oder Väter, so die Soziologen, sind deshalb dazu angehalten, mit ihren Kindern Blut spenden zu gehen (welche natürlich nur zuschauen sollen), damit die den Vorgang als etwas ganz Selbstverständliches annehmen.
Eventuell ist das Spenden sogar ein Jungbrunnen. Forscher haben bei einer statistischen Erhebung herausgefunden, dass männliche Blutspender ein geringeres Herzinfarktrisiko aufzuweisen scheinen. Noch sind allerdings nicht genügend vergleichende Studien durchgeführt worden, um diese Beobachtung zu untermauern. Tatsache ist aber, dass viele Blutspender sich einige Zeit nach der Blutspende lebendiger und leistungsfähiger fühlen – als wäre die Prozesur eine echte Anti-Aging-Massnahme. Ob dies nur ein psychologisches Phänomen ist oder durch die zur Neubildung angeregten Blutzellen zustande kommt, ist unsicher – aber letzten Endes auch irrelevant.
Wer noch nie Blut gespendet hat, sollte sich allerdings vorab über die Voraussetzungen informieren, damit der Gang zum Spendendienst nicht umsonst war. Grundsätzlich kann jeder gesunde Mensch ab 18 Jahren Blut geben, der oder die über 50 kg wiegt. Die Gewichtsgrenze liegt an der Verhältnismässigkeit der Spende zum Gesamtblutvolumen. Diese muss unter 13 % bleiben; das kann nur bei einem Körpergewicht oberhalb von 50 Kilogramm gewährleistet werden.
Eine Altersgrenze nach oben gibt es auch. Bei Erstspendern liegt diese bei 60 Jahren. Spendet man vorher schon regelmässig, kann der Arzt über eine Überschreitung entscheiden.
Zwischen der letzten grösseren Operation und der letzten Geburt sollten mindestens zwölf Monate liegen, damit der Körper Zeit zur eigenen Regeneration hatte, für die das Blut eine vitale Funktion spielt. Auch bestimmte Risikosituationen wie Drogengebrauch oder ungeschützter Geschlechtsverkehr mit ungetesteten Partnern sollten ausgeschlossen sein. Natürlich wird das Blut nochmals auf Infektionen und Viren getestet, dennoch trägt hier eine freiwillige Einschränkung zur Risikominimierung bei. Auch wer selbst gesund ist, aber in einer sexuellen Beziehung mit einem HIV-positiven Partner lebt, oder wessen Partner an Hepatitis B oder C erkrankt ist, ist ungeeignet.
Der Blutspendedienst klärt ausserdem über Medikamente auf, die eine Blutspende verhindern; meist genügt ein Anruf oder ein Blick auf die Website. Wenn Spendenwillige vor nicht allzu langer Zeit aus Ländern etwa in Afrika mit einem erhöhten Risiko für spezifische Infektionskrankheiten wie Malaria zurückgekommen sind, sollten sie ebenfalls noch mit dem Gang zum Spenden warten. Auch hier erfährt man die Rückweisekriterien beim Blutspendedienst. Nach Tätowierungen oder Piercings gilt ebenfalls fast immer eine viermonatige Wartefrist, damit sichergestellt werden kann, dass keine Bakterien oder Viren in der Folge Eingang in den Körper gefunden haben.
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