Was ist bei Kinderimpfungen zu beachten
Warum wird geimpft?
Die mancherorts verbreitete Ansicht, das körpereigene Immunsystem sei sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern stark genug, um alle Arten von Infektionen zu überstehen, ist grundsätzlich falsch. Die natürliche Immunität ermöglicht es, gutartige Infekte ohne Schaden zu überstehen. Das Abwehrsystem des menschlichen Körpers ist allerdings nicht in der Lage, Antikörper zu bilden, welche aggressive Bakterien und Viren unschädlich machen können. Das Prinzip einer Schutzimpfung besteht nun darin, das Immunsystem durch die Bildung von Antikörpern so zu trainieren, dass auch gefährliche Eindringlinge unschädlich gemacht werden können.
Ein weiterer Irrglaube bezüglich Schutzimpfungen besteht in der Annahme, eine Impfung könne eine Krankheit auslösen, da ja Krankheitserreger injiziert würden. Diese Befürchtung entbehrt jeder sachlichen Grundlage! Denn ein Impfstoff enthält jeweils nur geringe Teile an Mikroben, die Antigene genannt werden. Niemals werden Gene verabreicht, die in der Lage sind, eine Infektion auszulösen. Eine Schutzimpfung kann daher niemals für den Ausbruch einer Krankheit verantwortlich sein!
Der Zeitpunkt der Impfung bedarf einer sorgfältigen Abwägung. In manchen Fällen spricht das Immunsystem eines älteren Kindes auf eine Impfung besser an als das eines Babys. Hier ist durch den behandelnden Arzt stets eine verantwortungsvolle Abwägung eventuell bestehender Risiken vorzunehmen.
Der vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) herausgegebene Impfplan sieht in den ersten zwei Lebensjahren eines Kleinkindes insgesamt 26 Impfungen gegen acht unterschiedliche Erkrankungen vor. Da tauchen natürlich zahlreiche Fragen auf. Welche Risiken sind mit den Impfungen für mein Kind verbunden? Sind die Impfungen zwingend im angegebenen Zeitraum durchzuführen, oder können sie auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden?
Angesichts dieser Situation sind sowohl Gesetzgeber als auch Konsumentenschutzorganisationen der Ansicht, dass alles getan werden sollte, um möglichst umfassende Informationen über die einzelnen Gestaltungsvarianten der Impfpläne zur Verfügung zu stellen und darüber hinaus konkrete Empfehlungen hinsichtlich der zu wählenden Vorgehensweise auszusprechen.
Diese Aufgabe wurde in der Weise umgesetzt, dass Angaben und Empfehlungen von Gremien, Behörden sowie Experten in einer umfassenden Broschüre zusammengefasst und einander gegenübergestellt wurden. Die Informationen betreffen beispielsweise Fragen zu verfügbaren Impfstoffen, Impfterminen sowie zu Wirkung und etwa möglichen unerwünschten Nebenwirkungen der einzelnen Kinderimpfungen. Dadurch werden Eltern in die Lage versetzt, eine genaue Abwägung sämtlicher Vor- und Nachteile durchzuführen und gemeinsam eine konkrete Impfentscheidung für ihr Kind treffen zu können.
Als thematischer Überblick über das Impfwesen bei Kindern können nachstehende Basisinformationen dienen.
Grundimpfungen
Die Basisimpfung gegen eine bestimmte Krankheit hat in der Regel immunisierenden Charakter und ist für das Kind von lebenswichtiger Bedeutung. Der allgemeine Schweizer Impfplan sieht für Säuglinge und Kinder Basisimpfungen gegen Mumps, Diphtherie, Röteln, Keuchhusten, Starrkrampf sowie Kinderlähmung und Masern vor. Des Weiteren ist eine Schutzimpfung gegen Infektionen durch Haemophilus influenzae Typ b vorgesehen. Die Kosten werden von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung getragen.
Ergänzende Impfungen
Zusätzlich zum regulären Impfschema durchgeführte Impfungen bieten individuellen Schutz für Menschen, welche gegen bestimmte Krankheiten optimal vorsorgen möchten. Speziell eine Immunisierung gegen Meningokokken (Gruppe C) und Pneumokokken wird in diesem Bereich als sinnvoll erachtet. Sie gilt als wirksamer Schutz gegen zwar seltene, aber in ihren Auswirkungen mitunter tödliche Krankheiten. Auch diese Aufwendungen sind durch die Krankenpflegeversicherung gedeckt.
Risikogruppen
Nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern besteht eine individuell unterschiedliche Resistenz gegen Krankheiten. Bei manchen ist das Risiko von Komplikationen aufgrund konkreter Ursachen höher als im Durchschnitt, andere wieder sind für Infektionskrankheiten grundsätzlich anfällig. Dabei können Komplikationsrisiken die unterschiedlichsten Ursachen haben. So sind Neugeborene, die vor der 33. Schwangerschaftswoche oder mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1500 Gramm auf die Welt kommen, besonders anfällig für Infektionen und daher als Risikogruppe zu betrachten, für die spezielle Impfempfehlungen gerechtfertigt sind. Auch ein schwaches Immunsystem oder chronische Krankheiten können zur Entstehung von Komplikationen führen, da in diesem Fall die körpereigenen Abwehrkräfte entscheidend geschwächt sind.
Gehört ein Kind einer dieser Risikogruppen an, ist die Durchführung weiterer Schutzimpfungen angezeigt. In diesem Fall sollte das Kind nicht nur gegen Pneumokokken und Meningokokken, sondern auch gegen Hepatitis A und B sowie gegen Grippe, Windpocken, Tuberkulose und Zeckenenzephalitis (FSME) geimpft werden.
Kinder, die unter einer Allergie leiden, müssen einen Impfplan durchlaufen, der individuell auf diese Situation abgestimmt ist.
Zentrale Stelle bei der Impfvorsorge ist stets das Impfbüchlein des Kindes. Im Krankheitsfall, bei Unfällen oder auftretenden Komplikationen kann der behandelnde Arzt auf diese Weise feststellen, welche Impfungen bereits durchgeführt wurden. Auch bei der Auffrischung diverser Schutzimpfungen im Jugend- oder Erwachsenenalter ist das Impfbüchlein unentbehrlich.
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