Wetter-News: Neujahrswünsche eines Meteorologen

Das neue Jahr beginnt aus meteorologischer Sicht schon einmal vielversprechend. Besonders aufs kommende Wochenende zeichnet sich eine erfreuliche Wetterentwicklung ab.

Nebst einem kurzen Ausblick bis Anfang nächster Woche habe ich, obwohl ich eigentlich jede Art von Wetter mag, meine ganz persönlichen Wetterwünsche fürs 2024 zusammengetragen. Wir sind gespannt, über welches Wetter Sie sich freuen würden.

Vielversprechender Start ins neue Jahr

Bis am Donnerstag ist das Wetter geprägt von einer kräftigen Westströmung, welche schubweise feuchte Atlantikluft zur Schweiz führt. Das „Zückerli“ folgt dann aber hoffentlich aufs Wochenende. Die Wettermodelle berechnen schon seit einigen Modelläufen eine Austrogung über Westeuropa, die anschliessend in einer Tiefdruckentwicklung über dem Mittelmeerraum und einem Hoch über dem europäischen Nordmeer endet. Zwischen dem Hoch und dem Tief fliesst bodennah mit einer anfangs nördlichen, später nordöstlichen Strömung kalte Polarluft zur Alpennordseite, während in der Höhe zunächst noch feuchtmilde Mittelmeerluft darüber aufgleitet. Womit sich vorübergehend eine Gegenstromlage einstellt.


Animation von Temperatur auf 850 hPa und Luftdruck auf Meereshöhe vom Wettermodell IFS zwischen Freitag, 05. Januar 00 UTC und Dienstag, 09. Januar 2024 00 UTC. Ab Samstag gelangt kontinuierlich kältere Luft zur Schweiz. Anfang nächster Woche sind im Flachland Eistage möglich. (MeteoSchweiz)

Die Details sind noch etwas unsicher, doch scheint sich von Sonntag bis Anfang nächster Woche eine winterliche Witterungsphase einzustellen. Die Modelle rechnen derzeit am meisten Schnee entlang des Alpennordhangs mit etwa 20 bis 40 cm. Doch sollte es so kommen, sind bis am Montag selbst im Flachland besonders voralpennah einige Zentimeter Neuschnee realistisch. Die Temperaturen liegen dabei um den Gefrierpunkt beziehungsweise leicht darunter.

Meine persönlichen Wetterwünsche für das Jahr 2024

Ich bin mir sicher, dass das Wetter im Jahr 2024 wieder einiges, wahrscheinlich auch überraschendes bieten wird. Das Wetter ist derart facettenreich, dass vermutlich fast alle bis Ende Jahr ihr bevorzugtes Wetter erleben dürfen. Nichtsdestotrotz hätte ich den einen oder anderen Wetterwunsch.

Sonniger Wintertag mit viel Schnee im Flachland

Der schönste Tag des Winters liegt möglicherweise bereits hinter uns. Wer erinnert sich nicht an den 3. Dezember 2023 als weite Teile der Deutschschweiz bei blauem Himmel und knackig kalten Temperaturen unter einer dicken Schneedecke erwachten. Einen solchen Tag würde ich in diesem Winter gerne nochmals erleben. Im Gegensatz zu damals sollte es aber für mindestens eine Woche richtig kalt (Höchsttemperatur idealerweise um die -5 Grad) bleiben, so dass die bevorzugt 20 bis 40 cm Pulverschnee einige Tage erhalten bleiben. Idealerweise ohne Nebel und bei oft strahlendem Sonnenschein.


Am 3. Dezember präsentierten sich die Mittellandhügel tiefverschneit. Hier ein paar Impressionen von einer Skitour auf dem Pfannenstiel. (Christa Hayoz)

Viel Schnee in den Bergen bis in den Frühling

Sie haben es wohl bereits bemerkt, dass ich den Winter mag und es eigentlich nie genug Schnee geben kann. Deshalb wünsche ich mir bis Ende März kalte Temperaturen mit viel Schnee in den Bergen. Einerseits ist es wunderbar, wenn auch nach den Sportferien noch genug Schnee für Wintersport in den Bergen liegt.


Winter in der Mythenregion. Im Vordergrund die Alp Zwäcken, im Hintergrund der kleine und grosse Mythen. (Patrick Stierli)

Und andererseits sieht das Alpenpanorama einfach um einiges schöner aus, wenn im Mittelland bereits der Frühling einkehrt und im Hintergrund weiterhin die schneebedeckten Alpen zu bestaunen sind.


Alpenpanorama vom Heitersberg. Im Vordergrund der blühende Raps, im Hintergrund die noch schneebedeckten Voralpen- und Alpengipfel. (Patrick Stierli)

Wechselhafter April

Der April sollte sich, wie es sich gehört, von seiner wechselhaften Seite zeigen. Ich mag es, wenn die im Frühling noch vorhandene Höhenkaltluft richtig kräftige Graupelschauer, vielleicht sogar mit Blitz und Donner, produziert und sich kurze Zeit später wieder die Sonne blicken lässt. Besonders eindrücklich ist es, wenn sich auf der Rückseite des abziehenden Schauers ein Regenbogen bildet. Dazwischen wünsche ich mir sonnige und milde Tage.


Regenbogen über dem Limmattal. (Patrick Stierli)

Stabile Phase während des Bergfrühlings

Trotz des hohen Sonnenstandes ist ein stabiles Hoch im Spätfrühling und Frühsommer immer willkommen, so dass der Bergfrühling mit nur wenigen Quellwolken in vollen Zügen genossen werden kann.


Krokusse auf dem Pass Col de Voré im Grenzgebiet der Berner und Waadtländer Alpen. (Patrick Stierli)

Wolkenlose und klare Nächte im Sommer…

…mit geeigneten Entstehungsbedingungen für leuchtende Nachtwolken. Leuchtende Nachtwolken kommen fast in jedem Sommer vor und erscheinen manchmal nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang am Nachthimmel.


Leuchtende Nachtwolken am 5. Juli 2020. (Patrick Stierli)

Warmer, aber nicht zu heisser und trockener Sommer…

Wer hätte nicht gerne einen oft sonnigen, aber nicht zu heissen und trockenen Sommer. Das Temperaturempfinden ist bekanntlich subjektiv. Für mich sind etwa 25 bis 28 Grad ideal. Am Abend sollte es ausserdem nicht zu schnell abkühlen. Ein angenehmer, lauer Sommerabend eben.


Die Flüsse im Mittelland, hier die Reuss, bieten im Sommer immer eine willkommene Abkühlung. (Patrick Stierli)

…unterbrochen von einigen gewittrigen Südwestlagen

Nebst den Tagesganggewittern über den Bergen sollten einige organisierte Gewitter nicht fehlen. Gewitter sind und bleiben eines der faszinierendsten und herausforderndsten Phänomene der Meteorologie. Obwohl die Arbeit an Gewittertagen äusserst spannend ist, sollten die Gewitter bevorzugt an Tagen auftreten, an welchen ich nicht im Schichtdienst eingeteilt bin. Damit ich die imposanten Wolkenformationen und Blitze fotografisch festhalten kann. Wünschenswert wäre, wenn die Gewitter ausreichend und flächendeckend Regen bringen, sodass keine ausgeprägte Trockenheit eintritt.


Blitze über dem Aargauer Reusstal. (Patrick Stierli)

Wasserhosen Ende August

Wasserhosen treten in der Schweiz typischerweise im Spätsommer und Frühherbst auf, wenn die Oberflächentemperatur der Seen noch warm ist und sich eine geeignete Wetterlage einstellt. In der Schweiz konnte ich bislang leider noch nie eine Wasserhose beobachten.


Wasserhose über dem Zürichsee am 26. August 2018. (Daniel Gerstgrasser)

Stabiles Hoch im Herbst

Durch den immer tieferen Sonnenstand lässt die Konvektion im Herbst rasch nach und die Fernsicht ist oftmals ausgezeichnet. Besonders wenn sich hinter einer Kaltfront ein stabiles Hoch etabliert. Wenn sich dann noch die Blätter der Bäume und Nadeln der Lärchen verfärben, ist der Herbst perfekt.


Gelbe Lärchen im Oberengadin. (Patrick Stierli)

Früher Wintereinbruch und sehr kalter Dezember

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich mein letzter Wunsch erfüllen wird, ist äusserst gering. Doch wäre es ein wunderbares Erlebnis, wenn es nochmals eine richtige Seegfrörni geben würde. Mittlerweile frieren sogar die kleineren Gewässer immer seltener zu. Vielleicht legt ja ein sehr kalter Dezember 2024 den Grundstein für eine Seegfrörni im kommenden Winter?


Gefrorener Egelsee am 31. Dezember 2014. (Patrick Stierli)

Die Liste liesse sich noch beliebig verlängern. Aber eigentlich spielt es gar keine Rolle, denn Langeweile kommt beim Wetter ohnehin fast nie auf. Was mitunter einer der Gründe ist, weshalb ich meinen Beruf so mag.

Welche Wünsche ans Wetter 2024 haben Sie liebe Leserinnen und Leser unseres Blogs?

Obwohl wir auf ihre Wünsche gespannt sind, sind wir aber bestimmt alle froh, dass das Wetter kein Wunschkonzert ist.


Sonnenaufgang über dem tiefverschneiten Berikon. Einen Tag wie den 3. Dezember 2023 wünsche ich mir nochmals in diesem Winter. Damals fielen in leicht erhöhten Lagen über 20 cm Neuschnee und es wurde verbreitet ein Eistag registriert.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Neujahrswünsche eines Meteorologen – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Patrick Stierli

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