Kanton Zürich: Neues Lernprogramm soll Rückfälle bei Sexualstraftätern reduzieren

Nach dem Erfolg des Lernprogramms gegen Häusliche Gewalt entwickelten die Bewährungs- und Vollzugsdienste des Kantons Zürich das Lernprogramm „DoLaS – Deliktorientiertes Lernprogramm für angepasstes Sexualverhalten“.

Das Lernprogramm PoG senkt das Risiko für einen Rückfall um 80 Prozent.

Lernprogramme sind kosteneffizient

Am 1. Juli 2024 ist das neue Sexualstrafrecht in Kraft getreten. Personen, die gegen die sexuelle Integrität eines anderen Menschen verstossen haben und zu einer (teil-)bedingten Strafe verurteilt wurden, können nun zu einem Lernprogramm verpflichtet werden. Auch bei einer Verurteilung wegen sexueller Belästigung kann neu die Teilnahme an einem Lernprogramm angeordnet werden. Die Bewährungs- und Vollzugsdienste (BVD) des Kantons Zürich haben ein solches Lernprogramm entwickelt. Das Lernprogramm trägt die Bezeichnung „DoLaS – Deliktorientiertes Lernprogramm für angepasstes Sexualverhalten“. Seit Anfang des Jahres steht das Lernprogramm zur Verfügung.

Justizdirektorin Jacqueline Fehr begrüsst die neuen Möglichkeiten sehr. „32 Jahre nach der letzten grossen Revision im Sexualstrafrecht war eine Anpassung überfällig». Die gesellschaftliche Vorstellung darüber, was in der Sexualität als angemessen gilt, habe sich in den drei Jahrzehnten stark verändert. „Es ist sehr positiv, dass wir nun eine gesetzliche Grundlage haben, um nebst Therapien und Beratungen auch mit Lernprogrammen an einer nachhaltigen Verhaltensänderung von Sexualstraftätern und -täterinnen zu arbeiten. So können wir erneute Gewalt verhindern.“

Das Lernprogramm PoG senkt das Risiko für einen Rückfall um 80 Prozent

Lernprogramme helfen dabei, das deliktrelevante Verhalten nachhaltig zu ändern und Rückfälle zu verhindern. Eine wissenschaftliche Evaluation zum Lernprogramm PoG (Partnerschaft ohne Gewalt) der Abteilung Forschung & Entwicklung von JuWe zeigt, dass eine zum Lernprogramm PoG zugewiesene Person ein um 80 Prozent geringeres Risiko hat, rückfällig zu werden.

Das Lernprogramm DoLaS fokussiert auf die Rückfallprävention und soll dabei helfen, strafrechtlich relevantes Fehlverhalten nachhaltig zu verändern. Teilnehmende lernen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen sowie ihre Denk- und Verhaltensmuster zu reflektieren und anzupassen. Sie erkennen Risikosituationen im eigenen Alltag frühzeitig und lernen, diese deliktfrei zu bewältigen.

„Viele straffällig gewordene Menschen nehmen sich vor, kein Delikt mehr zu begehen. Die Erfahrung zeigt aber, dass Strafe und guter Wille allein nicht genügen, um Rückfälle zu verhindern. Es ist notwendig, das begangene Delikt zu reflektieren und neue Gewohnheiten einzuüben. Nur das führt zu dauerhaften Verhaltensveränderungen. Genau hier setzen Lernprogramme an“, sagt JuWe-Amtsleiterin Mirjam Schlup.

„Nach ihrer Teilnahme am Lernprogramm DoLaS sollen Sexualstraftäter und -täterinnen einen Notfallplan im Gepäck haben, mit dem sie Risikosituationen deliktfrei bewältigen können. So sollen Rückfälle verhindert und die sexuelle Integrität anderer Menschen noch besser geschützt werden», sagt Martin Schiesser, Projektleiter und Entwickler von DoLaS.

Lernprogramme sind kosteneffizient

Die Kosten für ein Lernprogramm belaufen sich pro Teilnehmer auf rund CHF 3’200 im Gruppensetting und bis zu CHF 4’100 im Einzelsetting. Die Gesamtkosten eines Rückfalls im Kontext von Gewalt in Paarbeziehungen werden auf rund CHF 160’000 geschätzt (vgl. Eidgenössisches Büro für Gleichstellung (EBG), 2013). Ein Lernprogramm hat damit ein geschätztes Kosten-Nutzen-Verhältnis von ca. einem zu sieben Franken. Das heisst, dass für jeden investierten Franken sechs Franken eingespart werden. Das Lernprogramm DoLaS soll genau so wirksam und kosteneffizient werden, wie das Lernprogramm zur Verhinderung häuslicher Gewalt (PoG).

„Jeder Rückfall bedeutet neues Leid für die Opfer und verursacht zugleich hohe volkswirtschaftliche Kosten. Durch die Teilnahme an einem Lernprogramm können Rückfälle um 80 Prozent reduziert und somit auch Kosten eingespart werden. Dies zeigt eine wissenschaftliche Evaluation des Lernprogramms gegen häusliche Gewalt (PoG). Mit dem neuen Lernprogramm DoLaS wollen wir künftig genauso wirkungsvoll und kosteneffizient sein“, sagt Joder Regli, Bereichsleiter Lernprogramme der BVD.

 

Quelle: Kanton Zürich
Bildquelle: Kanton Zürich

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