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Gedanken an die Schweiz

06.03.2014 |  Von  |  News

Denk ich an die Schweiz, dann fällt mir zuerst mein Schweizer Offizierstaschenmesser ein. Seit Jahren schon liegt es in meiner Schreibtischschublade und wartet nur darauf, endlich wieder einmal in seiner funktionalen Vielfalt genutzt zu werden.

Gekauft habe ich es direkt in der Schweiz, als ich zum ersten Mal nach Zermatt fuhr. Und mit Zermatt kommen mir auch gleich die Bilder eine Landschaft in den Sinn, die ebenso sanft wie schroff ein kann. Irgendwo hinter grünen, fast schon hügeligen Bergen thront das Matterhorn, eine alpine Pyramide, die mich immer wieder begeistern kann.

Ein Land wie seine Schokolade

Das Matterhorn kann ich mir heute jeden Tag nach Hause holen. Zwar nicht als den zauberhaften Gipfel mit seinen Geschichten und Sagen. Aber als eine zartschmelzende Schokolade mit knackigen Karamelstückchen. Während mich die dreieckige Form der weltbekannten Schokoladenspezialität an den Berg selbst erinnert, spiegeln die kantigen Karamelsplitter ein Stück der schroffen Felsigkeit des Gipfels wider.

Ein Genuss, der sich meinen Sinnen immer wieder neu eröffnet. Wo hat man das schon, dass eine Schokolade so dicht am Berg ist! Und auch andere Schweizer Schokoladensorten erinnern mich an das Land im Schatten der Alpen. So zartschmelzend wie die meisten davon erscheinen weder Landschaft noch Leute. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Aber auch in der Schweiz ist es wie in vielen anderen Ländern – die wahre Schönheit offenbart sich erst auf den zweiten Blick.

Autofreie Kommunen und mit dem Auto Huckepack

Während in vielen europäischen Ländern ausgiebig darüber diskutiert wird, gibt es sie in der Schweiz schon lange. Die Rede ist von autofreien Gemeinden. Hier geniesst der Einheimische genauso wie der Urlauber die reine Gebirgsluft in einer ganz besonderen Weise. Ab und an begegnet dem fussläufigen Spaziergänger ein Elektrokarren, der Gäste oder Waren befördert.

Nur wenige Ausnahmen gibt es und die werden fast schon geizig erteilt und gut kontrolliert. In der Hochsaison sind es dann nicht Karawanen von lärmenden und stinkenden Vehikeln, sondern viel mehr die Menschen selbst, die hier den Ton angeben und die Bewegungsfreiheit auf Strassen und Wegen geniessen.
Für Schweiz-Unerfahrene stellt sich die Frage: Wie kommt man in diese Orte? Die Antwort ist simpel: mit der Bahn. In den grösseren Ortschaften lassen sich die Autos auf grossen Parkplätzen gut gesichert abstellen und dann geht es einfach mit dem Zug durch verträumte und immer wieder auch aufregende Landschaften.

Wer zuvor seine Fahrkünste auf serpentinenreichen Strecken nicht unbedingt ausprobieren will, fährt via Huckepack. Mit dem Autozug lassen sich viele Kilometer durch die Schweiz entspannt geniessen. Und das zu Preisen, die durchaus akzeptabel sind. Das schont besonders bei Familien mit Kindern die Nerven und lässt den Urlaub schon vor der Ankunft am Reiseziel beginnen. Wer es noch nicht ausprobiert hat, dem sei diese Form des Reisens wärmstens empfohlen, nicht nur im Winter.

Das Kreuz in der Flagge

Eigentlich kennt es jeder. Das weisse Kreuz auf rotem Grund. Die Schweizer Flagge ist vielen Menschen auf der Welt aber auch ganz anders bekannt. Als Rotes Kreuz, dann eben auf weissem Grund. Die Geschichte des Roten Kreuzes beginnt im Sommer 1859, im französisch-österreichischen Krieg. Der Genfer Jean-Henry Dunant erlebt, wie 40’000 Tote und zahlreiche unversorgte Verletzte auf dem Schlachtfeld zurückbleiben. Er macht sich daran, den Verwundeten zu helfen. Damit war die Idee einer internationalen Hilfsorganisation geboren. Bereits 1863 wird ein Komitee gegründet, das der Kern des Internationalen Komitees des Deutschen Roten Kreuzes sein wird.

Eine Schweizer Idee, die in der ganzen Welt auf ungeteilte Zustimmung trifft. Im Jahre 1864 beruft die Schweizer Regierung eine Konferenz ein, auf der die neutralen Rechte und Pflichten der Verletztenhilfe auf dem Schlachtfeld geregelt werden. Die Helfer sollen Freund und Feind gleichermassen versorgen. Im deutsch-dänischen Krieg 1864 taucht erstmals die Armbinde mit dem Roten Kreuz auf dem Schlachtfeld auf. Heute gehört das Deutsche Rote Kreuz mit seinen Schweizer Wurzeln mit über 125 Millionen Mitgliedern zu den bekanntesten Organisationen weltweit. Auch das ist eine Schweizer Erfolgsgeschichte der besonderen Art.

Die Schweiz – mehr als nur Klischees

Für viele Zeitgenossen bedeutet Schweiz Alpen, Schokolade, Uhren, Banken, Taschenmesser und Neutralität. Fast schon klischeehaft werden diese Attribute für ein Land benutzt, das doch viel mehr ist. Auch wenn die Schweiz heute ein buntes Gemisch vieler Völker ist, bleibt es doch der Schweizer selbst, der mit seiner feinsinnigen Art das Leben im Land prägt.

Dazu kommt die Begehrtheit der Schweiz als neutrales Land, wann immer internationale Streitigkeiten nach einer unbeteiligten Aussensicht verlangen. Die Alpenrepublik hat zwar ihren Ruf als innereuropäische Steueroase eingebüsst. Und dennoch sind es vor allem die hochdotierten Fachkräfte, die mit Fleiss hier einen Start in ein neues Leben suchen. Der gelingt dann, wenn das Bild von der lebendigen Schweiz nicht nur von den landläufigen Klischees bedient wird. Denn letztlich ist es das Leben selbst, das in der Schweiz einem ganz eigenen Rhythmus folgt. Die politische und militärische Neutralität ist dabei ebenso prägend für die Schweiz wie eine direkte Demokratie, die den Menschen auch über das Privatleben hinaus Raum für Entscheidungen lässt. 

 

Oberstes Bild: © Eugen Shatilo – Shutterstock