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Ab unters Messer! Schönheits-OPs sind im Trend

10.04.2014 |  Von  |  Beitrag

Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Nicht so sehr allerdings, wenn man in die Schweiz kommt. Dort liegt Schönheit wie nirgendwo sonst in der Welt vor allem auf dem Tisch der Schönheitschirurgie.

In keinem anderen Land legen sich vergleichsweise so viele Menschen unters Messer wie in der Schweiz. Frauen und Männer gleichermassen.Dabei ist das Ziel der chirurgischen Eingriffe in die Äusserlichkeiten ein deutlich anderes als beispielsweise in den USA.

Schön, aber nicht auffällig

Sehen, dass Mann oder Frau nachgeholfen hat, soll keiner. Zumindest nicht augenscheinlich. Während beispielsweise in den USA ein üppiger und oftmals unnatürlich wirkender Busen das Ziel vieler weiblicher Wünsche ist, wollen die Schweizer Damen hier eher natürliche Proportionen, die nicht „gemacht“ aussehen. Auch bei aufgespritzten Lippen für einen volleren Mund geht es nicht um die verpönten „Schlauchbootlippen“, sondern um ein höheres, aber dezentes Mass an Sexappeal. Überhaupt haben die meisten Schönheitsoperationen in der Schweiz nicht das Ziel der augenscheinlichen Veränderung, sondern vielmehr der dezenten Korrektur. Damit unterscheiden sich die Schweizer teils deutlich vom internationalen Trend. Häufigste Korrekturen an der Natur sind das Fettabsaugen und Straffungen am Augenlid. Erst danach kommen Brustvergrösserungen oder Brustverkleinerungen, Nasenkorrekturen, Faceliftings oder die derzeit beliebten Lächelgrübchen.

Drei Gruppen, drei Ziele

Insgesamt werden in der Schweiz pro Jahr etwa 60 von 10’000 Männern oder Frauen auf eigenen Wunsch hin „verschönert“. Damit ist die Schweiz weltweit spitze. In den USA liegt diese Zahl bei etwa 35, in Brasilien bei 49 und in Deutschland bei mageren 23. Dabei ist es beileibe nicht der Umstand, dass es die Natur mit den Schweizern nicht so gut gemeint hätte, sondern vielmehr das vergleichsweise recht hohe Pro-Kopf-Einkommen, das für viele den Schritt unters Schönheits-Messer erst einmal möglich macht.

Drei Gruppen charakterisieren den Schönheitsmarkt. Da sind zum einen die „Miss Sexy“-Patientinnen. Hier geht es in der Altersgruppe von 20 bis 40 Jahren vor allem um Korrekturen der Proportionen. Fett absaugen, Brust vergrössern oder verkleinern und die neuerdings stark nachgefragte Oberschenkelkorrektur hin zur Thigh Gap stehen hier ganz oben auf der Wunschliste. Ob gerade die Oberschenkel-Lücke (engl. Thigh Gap) wirklich schön ist, bleibt umstritten. Ausserdem ist das Erreichen dieser Lücke nicht selten gesundheitlich fragwürdig.

In einer zweiten Gruppe versammeln sich die 40- bis 60-jährigen Damen unter dem Motto „Miss Fresh“. Hier geht es vorrangig um Hautstraffungen vom Gesicht bis zu den Beinen. Besonders im Mittelpunkt stehen Augenlidstraffungen, Facelifting, Bruststraffungen und Bauchdeckenstraffungen. Es geht also um ein jüngeres, frischeres Erscheinungsbild insgesamt. Damit will frau ihr wahres Alter nicht wirklich vertuschen, sondern vielmehr zeigen, dass es auch im reifen Alter durchaus noch anziehende Reize gibt, die es zu betonen gilt.

Die dritte Gruppe wird unter dem Begriff „Mr. Dynamic“ geführt. Hier sind es vor allem die Männer zwischen 30 und 55 Jahren, die mit den Mitteln der Schönheitschirurgie ihren dynamischen Auftritt verbessern wollen. Dabei geht es in erster Linie um mehr Erfolg im Beruf und natürlich auch bei der Partnersuche. Besonders Männer, die aufgrund ihres beruflichen Engagements wenig Zeit für Sport und Fitness aufbringen, legen sich hier unters Messer. Gefragt sind Fettabsaugen, Facelifting und Augenlidstraffung. Dabei wird auch vor anderen Kunstgriffen nicht zurückgeschreckt, sofern das Ergebnis attraktiv und dynamisch wirkt.

Die Aufteilung in diese drei Gruppen ist natürlich nicht statisch zu betrachten. So können beispielsweise die im Trend liegenden Lächelgrübchen in jeder dieser Gruppen gefragt sein, je nachdem, wo die Prioritäten liegen.

„Es soll natürlich wirken und keiner muss es wissen.“

Das ist eine der häufigsten Aussagen, wenn schönheitsoperierte Schweizer nach der erwünschten Wirkung einer plastischen OP befragt werden. Natürlich wäre es peinlich, im Wartezimmer des plastischen Chirurgen oder gar in der Klinik auf Kollegen oder Nachbarn zu treffen. Das wissen auch die Anbieter der Schönheits-OPs und versuchen sich in einer möglichst professionell angelegten Diskretion. So werden beispielsweise Termine mit grösseren Pausen zwischen einzelnen Patienten geplant, oftmals werden dann die eigentlichen Eingriffe auch nicht in der Klinik vor Ort, sondern in einer entfernteren Stadt durchgeführt. Oberstes Mass sind hier immer die Wünsche der Patienten, die sich gern und ausgiebig beraten lassen.


Immer mehr vor allem junge Frauen kommen mit Bildern irgendwelcher aktueller Top-Models in die Sprechstunden und wollen möglichst schnell und möglichst perfekt genauso aussehen wie ihre Idole.

Immer mehr vor allem junge Frauen kommen mit Bildern irgendwelcher aktueller Top-Models in die Sprechstunden und wollen möglichst schnell und möglichst perfekt genauso aussehen wie ihre Idole. (Bild: Syda Productions / Shutterstock.com)


Ein Trend macht den Operateuren jedoch Sorge. Immer mehr vor allem junge Frauen kommen mit Bildern irgendwelcher aktueller Top-Models in die Sprechstunden und wollen möglichst schnell und möglichst perfekt genauso aussehen wie ihre Idole. Selbst künstlich gestreute Trends wie beispielsweise die Bikini-Bridge werden ähnlich wie die Thigh Gap favorisiert und sind doch oftmals mit rein operativen Mitteln gar nicht zu leisten. Hier warnen die Mediziner vor gesundheitlichen Schäden und raten auch sonst zur Zurückhaltung. Letztlich ginge es doch gerade in der Schweiz eher um ein natürlich wirkendes Ergebnis und nicht um operative Eingriffe, die nachhaltig der Gesundheit oder dem allgemeinen Wohlbefinden schaden.

Auch wenn die Schweizer Weltmeister bei den Schönheits-OPs sind, gefällt der anhaltende Trend zur Natürlichkeit. Fussballartige Brüste, aufgeblasene Lippen, überschmale Nasen oder eckige Wangenknochen sind hier ebenso wenig gefragt wie Barbie-Figuren oder Implantate für Muskeln, wo keine sind. Allerdings bleibt zu befürchten, dass dennoch der eine oder andere Hype auch die Schweiz erreicht.

 

Oberstes Bild: © Piotr Marcinski – Shutterstock

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