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Erdbeben in der Schweiz?

11.05.2014 |  Von  |  Beitrag

[vc_row][vc_column width=“1/1″][vc_column_text]Wann haben bei Ihnen zu Hause das letzte Mal die Gläser im Schrank geklirrt? Bei der letzten Party? Dann ist das Glück noch auf Ihrer Seite. Vielleicht könnte es auch schon bald ein Erdbeben sein, das Ihr Geschirr zum Klingen bringt und möglicherweise noch viel grösseren Schaden anrichtet.

So abwegig, wie dieser Gedanke zunächst erscheint, ist er gar nicht. Die scheinbare Sicherheit vor dieser Naturgewalt gibt uns nur der Umstand, dass das letzte Beben nunmehr über 130 Jahre her ist. Wiederholungsgefahr besteht aber jederzeit.

Anderswo kann auch hier sein

Von Erdbeben hören wir öfter. Besonders im asiatischen Raum sind die kleinen und grossen Erschütterungen beinahe tägliche Ereignisse und auch auf dem amerikanischen Kontinent wackelt die Erde häufig. Aus Europa kennen wir solche Naturgewalten eher selten und wenn, dann nur in abgeschwächter Form und eher im Süden, etwa in Italien oder Griechenland. Die Verschiebung der tektonischen Platten scheint hier nicht so dramatische Auswirkungen zu haben. In der Schweiz jedenfalls ist wenig davon zu merken.

Und dennoch kann anderswo auch hier in der Schweiz sein. Dabei ist das Risiko, dass es auch in der Schweiz zu einem stärkeren Beben kommen könnte, berechenbar höher, als die meisten glauben. Das stärkste aufgezeichnete Erdbeben in der Schweiz fand 1356 im Umkreis von Basel statt. Hier kam es zu Erschütterungen der Stärke 6,6 auf der Richterskala.

Knapp 60 Jahre zuvor (1255) hatte es in der Gegend von Churwalden gebebt, hier mit einer Stärke von etwa 6,2. Dann gab der Boden in der Schweiz über 300 Jahre Ruhe, bis es 1601 rund um Obwalden mit einer Stärke von 5,9 auf der Richterskala bebte.

Im 18. Jahrhundert zitterte die Erde gleich zweimal. Einmal um Frutigen 1729 und dann 1755 rund um Visp. Die Stärken betrugen hier 5,2 beziehungsweise 6,2. Das letzte Beben ereignete sich 1881 bei Bern mit 4,8 auf der nach oben offenen Richterskala. Wie wir sehen, kehren die Beben immer einmal wieder und es gibt keine Garantie dafür, dass es nicht vielleicht bald wieder so weit ist.

Erdbebenforscher blicken auf AKW

Auch wenn jetzt der eine oder andere meint, es wäre Zeit für das nächste Erdbeben, gibt es dennoch keinen Grund zur Aufregung. Der Erdbebenforscher Flavio Anselmetti arbeitet und forscht an der Universität Bern und geht davon aus, dass im Kanton Bern die Erde durchschnittlich alle 100 Jahre erschüttert werden dürfte. Das letzte Beben hier ist allerdings schon 133 Jahre her.

Ebenso meint Anselmetti, dass Erdbeben im kollektiven Gedächtnis nach etwa drei Generationen verloren gehen. Selbst dann, wenn sie erhebliche Gebäudeschäden angerichtet haben.

Bewusst geworden ist das Thema Erdbeben vielmehr im Zusammenhang mit der Sicherheit von Atomkraftwerken. Gerade die Katastrophe von Fukushima hat eindringlich gezeigt, dass Kernkraftwerke unter Umständen den Belastungen von Naturkatastrophen nur bedingt oder gar nicht gewachsen sind. Das war ein Grund dafür, jetzt auch in der Schweiz eine Erdbeben-Gefährdungs-Analyse für die hiesigen AKW-Standorte anzustrengen. Entfacht hat diese Analyse zwar kein Erdbeben, aber einen durchaus hartnäckig geführten Streit zwischen Befürwortern und Gegnern der Atomenergiegewinnung.

Stärkere Erdbeben durchaus möglich

Die Schweiz liegt in einem tektonischen Bereich, in dem mit leichter bis mittlerer Erdbebenaktivität gerechnet werden kann. Es dürften also durchaus auch stärkere Erschütterungen zu erwarten sein. Dementsprechend haben Forscher eine Karte herausgegeben, die die Schweiz in vier seismische Zonen teilt. Danach ist mit den stärksten Beben im Wallis zu rechnen. Dann folgen Basel, Graubünden und letztlich der Alpennordhang.

Mit dem Bekanntwerden einer möglichen Gefährdung nicht nur von Atomkraftwerken, sondern auch in sonstigen bebauten Gebieten gerieten die Ergebnisse der Erdbebenforscher auch in den Blickpunkt der Politik. Das Bundesparlament hat die Regierung aufgefordert, eine landesweit verpflichtende Erdbebenversicherung einzuführen. Auch die Bauvorschriften sollen der höheren Gefährdungslage angeglichen werden. Beschlossen ist derzeit noch nichts.[/vc_column_text][vc_separator color=“grey“][vc_video link=“http://www.youtube.com/watch?v=7iWlgF_uN6I“][vc_separator color=“grey“][vc_column_text]Irrtum Versicherung

Viele Hauseigentümer meinen indes, ihre Gebäude seien ohnehin auch gegen Schäden durch Erdbeben versichert. Zu diesem Schluss kommen sie, weil ja sogenannte Elementarschäden versichert sind. Allerdings zählen die unterschiedlichen Versicherer vom Hagelschaden bis zum Hochwasser alles Mögliche auf, nur keine Erdbeben. Demnach entsteht in der Folge einer politischen Entscheidung oder der freiwilligen Versicherung doch erheblicher Handlungsbedarf. Im Kanton Zürich ist die Erdbebenversicherung für Gebäude schon jetzt obligatorisch, auch wenn diese meist nur von kleineren Versicherungsgesellschaften angeboten wird.

Dabei sollte klar sein, dass eine Erdbebenversicherung nicht gegen das Beben selbst, schon aber gegen die zu erwartenden Folgeschäden und materiellen Verluste wirken kann. Bei der GVB Privatversicherungen wurden bislang etwa 15’000 entsprechende Verträge abgeschlossen, Tendenz steigend. Die jährliche Prämie für eine Versicherungssumme von 500’000 Franken beträgt um die 130 Franken, ist also durchaus erschwinglich.

Allerdings lässt sich schon jetzt absehen, dass bei einem Beben über 6 auf der Richterskala und den damit zu erwartenden Schäden beispielsweise die GVB hoffnungslos überfordert wäre. Selbst der Erdbebenpool von 17 Kantonen könnte hier kaum für Abhilfe sorgen. Dieser Pool ist derzeit mit zwei Milliarden Franken gefüllt, der Gebäudewert beträgt hier allerdings um die 1400 Milliarden.

Es wird also Zeit, effektiv etwas zu tun. Denn im Schnitt bebt die Erde auch in einigen Schweizer Regionen alle etwa 100 Jahre einmal. Also sind wir glücklicherweise seit rund 40 Jahren überfällig. Noch.

 

Oberstes Bild: © ollirg – Shutterstock.com[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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