Leerstandsquoten in der Schweiz offenbaren 2014 teilweise drastische Veränderungen
von Michael Radtke
Beispiel: In Zürich hat sich die Leerstandsquote innerhalb eines Jahres verdoppelt
Insgesamt kann der Kanton – im Vergleich zum Vorjahr – einen Zuwachs von 1.191 Wohnungen vermelden, was einem rasanten Anstieg von knapp 30 % gleichkommt. Erstmals seit dem Jahr 2007 überschreitet die Leerwohnungszahl im gesamten Kanton Zürich wieder deutlich die Zahl von 5.000 Objekten. Dementsprechend ist der Leerwohnungsanteil um 0,15 auf nunmehr 0,76 % gestiegen. Dieser Zuwachs an freien Wohnungen ist aber nicht nur für den gesamten Kanton Zürich charakteristisch, auch die Stadt Zürich hat mit insgesamt 471 leer stehenden Wohnungen eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Die ganzheitliche Leerstandsquote in der Stadt Zürich kann mit 0,22 % aber immer noch als vergleichsweise tief bezeichnet werden.
Dass die Stadt Zürich dabei eine andere Quote aufweist als der Kanton an sich, ist dabei nahezu typisch für die ungleichmässige Verteilung der Leerwohnungszahl in der gesamten Region. So entfallen etwa 95 % der Leerwohnungszunahme auf die Regionen Glattal, Oberland, Zimmerberg und Zürich. Die diesbezügliche Leerstandsquote ist dann auch in diesen Regionen auf insgesamt 0,76 % gestiegen (Vorjahr: 0,49 %), während sie zum Beispiel im Weinland deutlich von insgesamt 1,02 auf 0,84 % gesunken ist. Ansonsten hat sich der Leerstand im übrigen Kanton auf dem Vorjahresniveau eingependelt.
Die starke Bautätigkeit in den vergangenen Jahren als Grund für die Leerstandsentwicklung
Als Grund für die mitunter drastische Veränderung im Hinblick auf die leer stehenden Wohnungen in der Schweiz fungiert eindeutig die eminent starke Bautätigkeit der letzten Jahre. Diese vermehrte Bautätigkeit hat sich dabei jetzt auch auf den Wohnungsleerstand der Stadt Zürich ausgewirkt. Nahezu in jedem Stadtkreis lässt sich diesbezüglich eine explizite Erhöhung feststellen. Insbesondere im Escher-Wyss-Quartier ist der Leerstand dabei überproportional angestiegen; in diesem Gebiet wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Wohnungen errichtet. In gesamtstädtischer Betrachtungsweise waren Anfang Juni 2014 noch insgesamt neun % der neu errichteten Wohnungen nicht verkauft oder vermietet.
Objekte bzw. Immobilien aus dem Jahr 2013 standen zum gleichen Zeitpunkt noch zu rund drei % leer, Wohnungen, die vor drei bis fünf Jahren gebaut wurden, zu 0,4 %. Orientieren sollten sich Wohnungssuchende dabei an dem in Zürich generierten mittleren Mietpreis für leer stehende Wohnungen von 33 Franken pro Quadratmeter. Die Ausnahme bilden hier die Kreise elf und zwölf, in denen die Quadratmeter-Mietpreise deutlich unter 30 Franken liegen. Der Kreis elf ist dabei als der einwohnerreichste und nördlichste Stadtkreis Zürichs bekannt, der die im Jahr 1934 eingemeindeten Quartiere Affoltern, Seebach sowie Oerlikon umfasst. Kreis zwölf begrenzt demgegenüber das Gebiet rund um Schwamendingen-Mitte. Gemeinsam bilden die beiden im Glattal liegenden Stadtkreise die so bezeichnete Region Zürich Nord.
Auf Gemeinden mit über 10.000 Einwohnern entfallen ca. 63 % aller Leerwohnungen
Grundsätzlich kann zudem festgehalten werden, dass sich rund 63 % aller leer stehender Wohnungen in städtischen Gemeinden befinden, in denen über 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner wohnen und leben. Des Weiteren entfallen rund 84 % des Leerwohnungszuwachses explizit auf diese Regionen. Hier ist der Trend zu beobachten, dass sich grössere Bauprojekte in einzelnen Gemeinden gleichzeitig in steigenden Leerwohnungszahlen niederschlagen. Der Leerstandsanteil der Neubauwohnungen lag diesbezüglich Anfang Juni bei rund 19 %, was dem Wert der vergangenen drei Jahre entspricht.
Zusammenfassend ist es auffällig, dass es aber in einigen Zentrumsregionen kaum leere Wohnungen gibt, die für den Normalverdiener bezahlbar sind. Generell wird deutlich, dass Wohnungsnot häufig in städtischen Ballungsgebieten auftritt. Als Ausnahme fungiert diesbezüglich zum Beispiel die Wirtschaftsregion St. Gallen/Rorschbach, wo eine vergleichsweise hohe Leerstandsquote von 1,92 % ermittelt werden konnte. Den grössten Leerbestand wies zu Beginn des Junis 2014 die Region Berner Jura mit insgesamt 3,38 % auf. Über zwei % leer stehende Wohnungen lassen sich auch in grossen Teilen der Region Aargau sowie im Kanton Jura und Nidwalden finden.
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