Zürcher Velofahrer sind neidisch auf die Basler

Basel hat in einem Pilotversuch das umgesetzt, wofür die Zürcher Velolobbyisten seit Langem vergeblich kämpfen: Seit Juni 2013 dürfen Velofahrer dort an vier verschiedenen Kreuzungen auch bei Rot rechts abbiegen. Das Basler Bau- und Verkehrsdepartement hat nun die Ergebnisse des Versuchs ausgewertet und zieht eine positive Bilanz.

Wie das Departement mitteilte, ist es an den vier besagten Kreuzungen zu deutlich weniger Konflikten zwischen Velofahrern und den anderen Verkehrsteilnehmern gekommen. Unfälle habe es keine gegeben, und auch bei den Fussgängern sei die bislang provisorische Regelung auf Akzeptanz gestossen. Auch der ständige Streit zwischen Autofahrern und Velofahrern habe sich teilweise entspannt, da die Velos bei Grün nicht länger die Weiterfahrt verzögerten. Trotz der positiven Erfahrungen in Basel stösst das gleiche Anliegen in Zürich jedoch immer noch auf Widerstand.

Zürcher Bemühungen bleiben ergebnislos

In Basel möchte man nun beim Bundesamt für Strassen (Astra) einen Antrag auf die Änderung der Signalisationsverordnung stellen, damit die geänderten Verkehrsregelungen des Pilotversuches dauerhaft bestehen bleiben können. Für die Zürcher Velolobby müsste dieser Vorstoss eigentlich Rückenwind bedeuten. Schliesslich setzen sich dort seit Jahren velofreundliche Politiker dafür ein, dass ähnliche Versuche auch in ihrer Stadt durchgeführt werden. Wider Erwarten macht man sich in Zürich aber trotz der positiven Ergebnisse der Basler nur wenig Hoffnung.

Grund dafür ist die Tatsache, dass bereits im Jahr 2011 ein entsprechendes Postulat von den damaligen Gemeinderäten Marcel Schönbächler (CVP) und Matthias Probst (Grüne) eingereicht wurde, welches allerdings immer noch nicht vom Stadtrat beantwortet worden ist.

Aufgrund dieser Inaktivität der Zürcher Behörden verspricht sich Probst, der ebenfalls im Vorstand von Pro Velo Zürich sitzt, keine grossen Veränderungen durch den Basler Pilotversuch. Seiner Meinung nach hätten die Zürcher Behörden schon lange einen Testbetrieb in die Wege leiten können, wenn bei ihnen der Wille dazu vorhanden wäre.

Probst macht sich ebenfalls nur geringe Hoffnungen, dass die noch ausstehende Antwort auf sein Postulat schlussendlich etwas in Bewegung bringen wird. Er befürchtet ein Spiel auf Zeit, da sich der Stadtrat höchstwahrscheinlich hinter Floskeln verstecken und empfehlen wird, auf die Antwort des Astra zu warten.

Weitere Vorstösse sollen folgen

Vollständig aufgegeben hat Probst seinen Kampf allerdings noch nicht. Er werde im Parlament weitere Vorstösse lancieren, falls die Antwort des Stadtrats zu keinem positiven Ergebnis führt. So arbeitet er einerseits zusammen mit der Grünen-Fraktion des Nationalrats an einem Vorstoss, der zu einer Änderung des schweizerischen Strassenverkehrsgesetzes führen soll. Andererseits plant er ein neues Postulat an den Stadtrat, welches die Einrichtung zusätzlicher Ampeln für Velos an bestimmten Kreuzungen in Zürich fordert. So könnte den Velofahrern das Rechtsabbiegen während der Rotphase ebenfalls ermöglicht werden.

 

Oberstes Bild: © LoloStock – Shutterstock.com

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