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Schweizer Sprachenstreit: Welche Sprache ist die wichtigste?

24.10.2014 |  Von  |  Beitrag

Die Schweiz ist ein mehrsprachiges Land. In den 26 Kantonen werden Deutsch, Französisch und Italienisch als Muttersprachen gesprochen. Auch Rätoromanisch, wie es im Graubündner Land tönt, gilt als Muttersprache und gleichzeitig als Amtssprache im Kanton Graubünden. Schweizerdeutsch zählt dabei nicht als eigenständige Sprache, sondern als Dialekt, ebenso wie das südbairische Samnaun.

Wenn in anderen Ländern bei der Erziehung des Nachwuchses eine Zwei- oder Mehrsprachigkeit als erstrebenswert gilt und mit spielerischen Übungsstunden bereits im Kindergarten vorbereitet wird, so wird die Sprachenvielfalt von den Schweizern buchstäblich mit der Mutterbrust aufgesogen. Schön wär’s! Denn neben der Muttersprache müssen die anderen Landessprachen von den Kindern ebenfalls erst erlernt werden, es sei denn, in ihren Familien wird von Haus aus mehrsprachig der Alltag bestritten. Die meisten Schweizer sprechen neben ihrer Muttersprache eine weitere Landessprache. Doch nur wenige Schweizer beherrschen alle vier Landessprachen zugleich. In manchen Kantonen verstehen sich die eigenen Landsleute untereinander nicht, wenn sie zu Besuch sind.

Deutsch überwiegt auf kantonaler Ebene

Die Deutschschweiz hat flächenmässig den grössten Anteil. In 17 der 26 Kantone wird einsprachig Deutsch gesprochen, wobei das Schweizer Hochdeutsch nur in der Schriftsprache verwendet wird und die verschiedenen allemannischen Dialekte grosse Unterschiede aufweisen. Diese Besonderheit der teilweise extrem voneinander abweichenden deutschen Wort- und Schriftsprache wird Diglossie genannt. In weiteren drei Kantonen existiert eine offizielle Zweisprachigkeit: Freiburg und Wallis (mit französischer Mehrheit), Bern (mit deutscher Mehrheit). 73 % der Schweizer sprechen Deutsch, 23 % Französisch, 6 % Italienisch und weniger als 1 % die rätoromanische Sprache.

Welche Sprache für welchen Kanton als Zweitsprache wichtiger ist, darüber streiten sich Wissenschaftler, Politiker und Lehrpersonal, wenn es um die Einführung des Fremdsprachen-Unterrichts an den Schweizer Schulen geht. Hans Ambühl, Generalsekretär der Erziehungsdirektorenkonferenz, beklagt die seiner Meinung nach zu späte Einführung einer zweiten Landessprache an den Schulen. Es dürfe nicht sein, dass vier Jahre lang angelsächsische Kultur und Sprache vermittelt werden, und mit einer weiteren Landessprache erst in der Sekundarstufe 1 angefangen werden solle. Der Unterricht einer zweiten Landessprache solle bereits auf der Primarstufe beginnen. Der Lehrplan 21 gilt als umstritten – die Meinungen hierzu galoppieren als Sprachenstreit durch die Medien. Einheitlichkeit ist nicht in Sicht und aufgrund der besonderen Sprachenumstände in der Schweiz überregional auch nicht möglich.

 

Oberstes Bild: © Lonely Walker – Shutterstock.com

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