Autonamen sind Glücksache und können die Kaufentscheidung beeinflussen
von Agentur belmedia
Meist auf der Heckklappe kann man die Namen der Autos lesen, die die Hersteller ihnen gegeben haben. Sie sollen den Charakter des Modells und der Marke unterstreichen sowie für den Fahrer ein Identifikationsmerkmal darstellen. Fachleute für das Marketing zerbrechen sich monatelang den Kopf über die Bezeichnung – und liegen doch manchmal ziemlich daneben.
Denn was in dem einen Land schnittig, gediegen oder interessant klingt, ist im nächsten Sprachraum eher ein Schimpfwort oder hat mit Autos gar nichts zu tun.
Die sprachlichen Verirrungen finden sich auf Fahrzeugen aller grösseren Hersteller, wie unsere Recherche gezeigt hat. Hier können Sie einige Beispiele kennenlernen, die Sie bestimmt zum Schmunzeln bringen und Sie fragen lassen, ob die angeblichen Experten für Namensgebung ihr Geld wert sind.
Die Marke Volkswagen hatte Pech mit dem Mittelklassewagen „Vento“, der 1992 erstmals gebaut wurde und eine Stufenheckvariante des Golf ist. Im Italienischen bedeutet vento „Wind“, was ja wohl von den Namensgebern so gedacht war, um die spritzigen und aerodynamischen Eigenschaften des Modells hervorzuheben. Allerdings wird vento auch für Winde verwendet, die aus einer bestimmten Körperöffnung entweichen können und dann mit Aerodynamik wenig zu tun haben.
Schon mit dem Vorgängermodell namens „Jetta“ hatte VW Probleme in Italien. Denn der Schriftzug Jetta erinnerte die Italiener zu sehr an das italienische Wort „iella“, und das steht für „Unglück“ oder „Pech“. Wer möchte schon in einem Auto sitzen, bei dem mit dem Namen der Unfall oder der Motorschaden gleich mitgeliefert wird?
Mit der gleichen Körperregion wie der Vento mussten sich auch Audi und Toyota auseinandersetzen. Audi versieht seit 2009 seine Hybridelektrofahrzeuge mit dem Zusatz „e-tron“ und Toyota nannte einen kleinen zweisitzigen Sportwagen, der von 1984 bis 2007 gebaut wurde, „MR2“. Der gemeine Franzose kann diese Bezeichnungen schon mal wie die französischen Schimpfwörter „étron“ und „merde“ beziehungsweise „merdeux“ aussprechen – was soviel wie „Kothaufen“ oder „Sch…“ beziehungsweise „Rotzlöffel“ heisst.
Noch derber wird es bei Modellen von Ford und Mitsubishi. Der Fahrer eines Pinto von Ford wird in spanischsprachigen Ländern leicht zum „Feigling“ oder Träger eines „kleinen Penis“. Am Namen wird es aber nicht gelegen haben, dass dieses Auto nur von 1970 bis 1980 gebaut wurde. Der Geländewagen „Pajero“ von Mitsubishi, den es seit 1982 bis heute gibt, trägt das spanische Wort für „Wichser“ auf seiner Karosserie. In spanischsprachigen Ländern und Nordamerika wurde er dann auch schnell in „Montero“ umgetauft.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz kann ein fremdländischer Autoname auch zu Fehlinterpretationen führen. Der „iMieV“ von Mitsubishi ist ein Elektrokleinwagen (Mitsubishi innovative electric Vehicle) und das genaue Gegenteil von einem Auto, das stinkende Gase in die Luft bläst. Und auch der SUV von Dacia mit dem Namen „Duster“ will nicht darauf hinweisen, dass den Passagieren bei der Fahrt schwarz vor Augen wird.
Selbst das gehobene Segment ist vor zweideutiger Namensgebung nicht gefeit. Von 1965 bis 1980 wurde in England der Rolls Royce „Silver Shadow“ produziert. Zuerst sollte er den Namen „Silver Mist“ („Silbernebel“) erhalten, bis man schliesslich bemerkte, dass „Mist“ auf dem deutschsprachigen Absatzmarkt keine gute Werbung für eine hochpreisige Limousine ist. So kreierte man den „Silberschatten“, der bis heute das meistverkaufte Rolls-Royce-Modell ist.
Ein auf den ersten Blick extravaganter Name ist auch die Modellbezeichnung, die der Volkswagenkonzern der Luxuslimousine mit einem VW-Zeichen gegeben hat. „Phaeton“ wurde eine beliebte Karosserieform am Anfang des 20. Jahrhunderts genannt, und daran wollte VW möglichweise anknüpfen. „Phaeton“ oder „der Strahlende“, wie die Übersetzung aus dem Griechischen heisst, ist in der griechischen Mythologie der Sohn des Sonnengottes Helios und wird als kühner Himmelsstürmer dargestellt. Allerdings legt er, als er mit dem Sonnenwagen über das Himmelszelt fährt, die Erde in Schutt und Asche. Er wird erst von einem Blitz des Göttervaters Zeus gestoppt und kommt beim Fall auf die Erde zu Tode. Diese Assoziation ist wohl nur bedingt eine gute Werbung für ein Fahrzeug mit „luxuriösem Komfort, der nichts zu wünschen übrig lässt.“
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