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Das Internet der Dinge und die künftige Arbeits- und Lebenswelt der Menschen

05.01.2015 |  Von  |  Beitrag

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Der britische IT-Pionier Kevin Ashton führte den Begriff Internet der Dinge („Internet of Things“) im Jahr 1999 in die Debatte ein. Das Prinzip dieser Vision hatte der US-amerikanische IT-Spezialist Mark Weiser schon1991 in seinem Aufsatz „The Computer for the 21st Century“ beschrieben.

Beim Internet der Dinge geht es darum, dass die klassischen PCs aus unserer Alltags- und Arbeitsrealität verschwinden. Ihre Funktionen übernehmen „intelligente Gegenstände“, die virtuell, also direkt im Internet oder in internetähnlichen Strukturen arbeiten. Der habilitierte Physiker und ehemalige SAP-Vorstand Henning Kagermann ist davon überzeugt, dass dem individuellen Mitarbeiter durch das Internet der Dinge wieder eine zentralere Rolle zukommt  – anders als heute. Er formulierte diese These unter anderem in einem Interview mit dem Arbeitsmarktexperten Sven Rahner. Es ist jetzt in dessen Buch „Architekten der Arbeit, Positionen, Entwürfe, Kontroversen“ erschienen.

Mitarbeiter erhalten mehr Verantwortung, aber auch Autonomie und Individualität

Die meisten Unternehmen strebten in den vergangenen Jahrzehnten nach immer umfassenderer Prozessoptimierung und Standardisierung. Im Zeitalter der Massenproduktion war die Individualisierung nur eine Randerscheinung. Die grossen Zukunftsthemen sind jedoch auf individuelle Dienstleistungen und Produkte angewiesen, die den eigenwilligen Gestaltungsmöglichkeiten der Menschen einen neuen Stellenwert zumessen. In diesem Zusammenhang wird es für Arbeitnehmer auch mehr Autonomie und Kreativspielräume geben. Das allerdings zieht zunehmend Verantwortung und die Anforderung an regelmässige Weiterbildung nach sich.

Neue Denkweise: „Industrie 4.0“

In diesem Kontext spricht Kagermann von „Industrie 4.0“ als einem neuen Paradigma. Denn bislang waren weitgehend standardisierte Arbeitsabläufe die Grundlage für die Prozessautomatisierung. Dies bildete ein Modell, bei dessen Realisierung sich zumindest die Industrieländer als sehr erfolgreich erwiesen. Es bedeutete eine höhere individuelle Flexibilität und verlieh der Teamarbeit ein noch grösseres Gewicht. Dagegen wird in der Arbeitswelt von morgen Kollaboration stark im Brennpunkt stehen – zwischen Menschen, aber auch zwischen ihnen und den Maschinen. Dadurch werden auch die sogenannten Soft Skills – soziale und kommunikative Kompetenzen – wichtiger. Gleichermaßen kommen Arbeitnehmer in den Genuss steigender zeitlicher, räumlicher und inhaltlicher Flexibilität.

Aus der neuen Vielseitigkeit ergeben sich Herausforderungen sowohl für die Unternehmen als auch ihre Mitarbeiter. Werden sie richtig angegangen, kann dem demografischen Wandel sowie dem drohenden Fachkräftemangel sinnvoll begegnet werden.
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Das Internet der Dinge wird zukünftig die Arbeitswelt prägen. (Bild: Sergey Nivens / Shutterstock.com)

Das Internet der Dinge wird zukünftig die Arbeitswelt prägen. (Bild: Sergey Nivens / Shutterstock.com)

[/vc_column_text][vc_separator color=“grey“][vc_column_text]„Smart Factories“ und intelligente Produkte

Zu den prägenden Erscheinungen der nächsten Jahrzehnte zählt die Vernetzung über das Internet, welche es bisher in diesem Ausmass nicht gegeben hat. Experten schätzen, dass im Jahr 2020 etwa 6,5 Milliarden Menschen und 18 Milliarden Dinge digital miteinander verbunden sein werden. Tendenziell verschmelzen Realität und virtueller Raum. Kagermann bezeichnet dies mit „Cyber Physical Systems“. Intelligente Produkte werden zunehmend zu aktiven und teilweise autonomen Komponenten in Produktionsprozessen führen. Diese Entwicklung kann eine vierte industrielle Revolution zur Folge haben. In einer derartigen „Smart Factory“ kollaborieren Menschen, Ressourcen und Maschinen analog zu einem sozialen Netzwerk.

Die Informationsverarbeitung erfolgt in diesen Systemen immer dezentraler, die Integration von Daten und ihre Verwaltung wird über das Internet gesteuert. Intelligente Produkte bilden den Ausgangspunkt neuer innovativer Angebote. Die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und auch Volkswirtschaften wird in der Zukunft unter anderem an ihrer Kompetenz gemessen werden, wie sie es verstehen, solche Wachstums-, Innovations- und Wertschöpfungsimpulse aufzugreifen oder zu kreieren.

Optimale Verbindung von Mensch und Maschine, Arbeit in virtuellen Teams

Im Internet der Dinge sieht Kagermann aber keine Bedrohung hochwertiger Arbeitsplätze – im Gegenteil: in der „Industrie 4.0“ entstehen neue Arbeitsfelder und damit Jobs. Er sieht es als entscheidend an, dass die Verbindung zwischen Mensch und Maschine optimal genutzt wird. Denn die Auswahl zwischen den verschiedenen „technologiegetriebenen betrieblichen Handlungsoptionen“ wird bei den einzelnen Mitarbeitern liegen. Die räumliche Präsenz an einem gemeinsamen Arbeitsort ist dafür nicht erforderlich. Schon heute geht der Trend zur Kollaboration in virtuellen Teams.

Die künftige Arbeitswelt wird durch solche Prozesse allerdings noch schnelllebiger werden als bisher. In einem Positiv-Szenario gedacht gerät zugleich die heute noch in vielen Unternehmen vorherrschende Anwesenheitskultur endgültig ins Abseits. Im Idealfall entscheiden die Mitarbeiter dann selbst darüber, wann sie an ihrem Arbeitsplatz verfügbar sind. Eine ausgewogeneWork-Life-Balance kompensiert hohe Anforderungen der Flexibilisierung, und ist vor allem auch eine Voraussetzung dafür, dass die Arbeit „demografiefest“ wird.[/vc_column_text][vc_separator color=“grey“][vc_video link=“https://www.youtube.com/watch?v=6MrCr-52GLI „][vc_separator color=“grey“][vc_column_text]Das Internet der Dinge zieht Änderungen im Alltag nach sich

Perspektivisch wird das Internet der Dinge unseren Alltag stark verändern. Im Interview entwirft Kagermann zum Beispiel ein Szenario einer stark personalisierten, digital gestützten Medizin. Weiter referiert er über eine dezentrale und volatile Energieversorgung oder über „intelligente Autos“ mit Eye-Tracking-Funktionen und autonomen Navigations- und Sicherheitssystemen. Auch im Bildungsbereich ergeben sich vermutlich zahlreiche Veränderungen – beispielsweise infolge neue E-Learning-Formen, Augmented Reality respektive der digitalen Erweiterung der Realitätswahrnehmung sowie die über soziale Netzwerke vermittelten Feedback-Systeme. Auch die Anforderungen an die Bildungssysteme unterliegen einer Modifizierung: Zwar beanspruchen die Unternehmen der Zukunft hoch qualifizierte Mitarbeiter mit breit angelegten Kenntnissen. Viele heute noch relevante Spezialisierungen werden dann aber von Maschinen übernommen. Die grössten Aufgaben des Internets der Dinge sieht Kagermann im Schutz der Privatsphäre und im Datenschutz.

 

Oberstes Bild: © Sakonboon Sansri – Shutterstock.com[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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