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Suchtprobleme: Auch Nahestehende sind betroffen

14.09.2015 |  Von  |  Beitrag

Rund eine halbe Million Menschen in der Schweiz sind von einem Alkoholproblem naher Familienangehöriger betroffen. Unter Suchtproblemen im weiteren Verwandten- und Bekanntenkreis leiden etwa 2.2 Millionen Menschen. Trotz starker Belastungen sucht nur eine kleine Minderheit professionelle Hilfe. Dies will Sucht Schweiz ändern.

Suchtprobleme betreffen immer auch das nahe Umfeld. Meist sind enge Familienangehörige besonders mit den negativen Folgen eines problematischen Konsums konfrontiert. Zerrüttete Beziehungen, Sorge um die suchtkranke Person sowie um den Zusammenhalt der Familie und die Wohnsituation gehören zu den zahlreichen Belastungen. Dies führt häufig zu Ängsten, Schlafproblemen oder depressiven Zuständen.


Rund eine halbe Million Menschen in der Schweiz sind von einem Alkoholproblem naher Familienangehöriger betroffen. (Bild: Peerayot / Shutterstock.com)

Rund eine halbe Million Menschen in der Schweiz sind von einem Alkoholproblem naher Familienangehöriger betroffen. (Bild: Peerayot / Shutterstock.com)


Wie eine repräsentative Befragung im Jahr 2013 zeigt, sind in der Schweiz rund eine halbe Million Menschen von einem Alkoholproblem im engeren Familienkreis (Eltern, Geschwister, Kinder, PartnerIn) betroffen. Nahezu ein Drittel der Gesamtbevölkerung kennt mindestens eine Person mit Alkoholproblemen im Umfeld, d. h. im Verwandten- und Bekanntenkreis oder bei der Arbeit – das sind ungefähr 2.2 Millionen Menschen in der Schweiz. Etwa 970’000 Menschen kennen jemanden mit Drogenproblemen im Umfeld, wobei in gut drei Viertel dieser Fälle zusätzlich ein Alkoholproblem besteht.

„Das Ausmass der Problematik wurde bisher wohl unterschätzt“, sagt Simon Marmet, Forscher bei Sucht Schweiz und Mitautor des Berichts zu Alkohol- und Drogenproblemen im Umfeld. Die Studie im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit entstand im Rahmen des Suchtmonitorings Schweiz.


Im Jahr 2012 gaben sechs Prozent der Schweizer an, innerhalb der letzten 12 Monate sich mindestens zweimal pro Woche in den Rausch getrunken zu haben. (Quelle: © Statista)

Im Jahr 2012 gaben sechs Prozent der Schweizer an, innerhalb der letzten 12 Monate sich mindestens zweimal pro Woche in den Rausch getrunken zu haben. (Quelle: © Statista)


Nur wenige suchen fachliche Unterstützung

Viele kantonale Suchthilfeorganisationen bieten anonyme und kostenlose Unterstützung an. Obwohl sehr viele von Alkoholproblemen im Umfeld betroffen sind und die Belastungen von einem Fünftel der Befragten als stark (oder sehr stark) empfunden werden, beansprucht mit knapp 4% nur eine kleine Minderheit fachliche Hilfe – und dies oft sehr spät.

Dass professionelle Hilfe oder Selbsthilfegruppen sich positiv auswirken, ist in Studien vielfach belegt. „Wir wollen daher noch mehr Nahestehende motivieren, die Angebote zu nutzen“, erklärt Irene Abderhalden, Direktorin von Sucht Schweiz. Zum einen gibt es Unterstützung im Hinblick auf das eigene Wohlbefinden. Zum anderen können Angehörige das alkoholkranke Familienmitglied zum Handeln motivieren und in der Suchtbehandlung eine wichtige Rolle spielen.



Sucht Schweiz stärkt die Unterstützung für Angehörige Sucht Schweiz setzt sich dafür ein, dass mehr Angehörige das breite Unterstützungsangebot von Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen, das in den Kantonen besteht, kennen und nutzen. Ein neues, vom Nationalen Programm Alkohol unterstütztes Projekt will mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit Verständnis für die schwierige Situation von Angehörigen schaffen und Angehörige ermutigen, Unterstützung zu holen.

Umfassende Informationen zu Sucht Schweiz finden Sie unter www.suchtschweiz.ch

 

Artikel von: Sucht Schweiz
Oberstes Bild: Artem Furman / Shutterstock.com

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