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Rosinen-Test: Wer sie nicht isst, wird schlauer

20.11.2015 |  Von  |  News

20 Monate alte Kleinkinder, die eine Minute lang warten können, bevor sie eine Rosine verspeisen, sind später in der Schule erfolgreicher. Zu diesem Resultat kommen Forscher der University of Warwick.

Das Experiment und seine Ergebnisse ähneln dem Marshmallow-Test, der ab 1968 bei Vierjährigen von Walter Mischel durchgeführt wurde.

Test erlaubt Vorhersagen zu Lernverhalten

Bei dem Test wurde eine Rosine unter einem durchsichtigen Plastikbecher platziert. Nach drei Testdurchläufen wurde den Kleinkindern gesagt, sie sollen warten, bis der Testleiter ihnen erlaubt, die getrocknete Frucht zu essen. Die Wartezeit betrug eine Minute. Jene Kinder, die sich nicht beherrschen konnten und die Rosine schon früher verspeisten, hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit, keine Normal- sondern eine Frühgeburt erlebt zu haben.

„Ein einfacher, fünfminütiger spielerischer Test mit Rosinen stellt ein vielversprechendes Instrument dar, um die Aufmerksamkeitsregulierung und das Lernverhalten von Kindern nach Früh- und Normalgeburten vorherzusagen. Die Ergebnisse zeigen potenziell innovative Wege auf, um nach Frühgeburten frühzeitige Interventionen zu setzen“, berichtet Dieter Wolke, der an der Studie mitgeschrieben hat.

Lernrückstände bei zu früh geborenen Kindern

Sieben Jahre später wurden die Kinder noch einmal untersucht. Ihre Fähigkeiten wurden von ihren Müttern, Psychologen und dem Team bewertet und sie bekamen standardisierte Tests, zum Beispiel zu Rechen-, Lese- und Schreibfähigkeiten. Dabei zeigte sich, dass je kürzer die Schwangerschaft war, desto kürzer sich auch die inhibitorische Kontrolle der Kinder gestaltete, die für den Belohnungsaufschub verantwortlich ist. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit für eine geringere Aufmerksamkeitsspanne und schlechtere Schulleistungen.



Die Erkenntnis, dass die schulischen Probleme mit einer Frühgeburt zusammenhängen, bietet aber auch Chancen. Studienleiterin Julia Jäkel ist überzeugt: „Das ist eine neue Erkenntnis, die ein wertvolles Puzzlestück zum Verständnis von langfristigen Leistungsrückständen nach frühzeitigen Geburten darstellt.“ Eine speziell auf zu früh geborene Kinder zugeschnittene Förderung könnte diese Rückstände verhindern.

 

Artikel von: pressetext.com
Artikelbild: © Bartosz Budrewicz