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Volk entscheidet über Schicksal der Expo am Bodensee

06.01.2016 |  Von  |  News

Im Rahmen der Expo 2027 ist eine Landesausstellung zwischen Bodensee und Säntis geplant. Zehn Millionen Besucher sollen dann die Region besuchen.

Damit könnte die Expo 2027 die Ostschweiz aus ihrem oft beklagten Schattendasein befreien. Ob das Mega-Event stattfindet, entscheidet das Volk.

Die nächste Landesausstellung im Jahr 2027 will Millionen Besucherinnen und Besucher auf eine Entdeckungsreise zwischen Bodensee und Säntis mitnehmen. Die Fahrt zwischen den Spielorten am Bodensee, um St. Gallen und im Appenzellerland soll genauso zum Erlebnis werden wie der Besuch der Spielorte an der Küste in der Stadtlandschaft und in den Bergen.

«Expedition 27» heisst das Siegerkonzept, welches die drei Trägerkantone Appenzell Ausserrhoden, St. Gallen und Thurgau aus 60 Wettbewerbsbeiträgen ausgewählt und im September der Öffentlichkeit vorgestellt haben. Die Vision des Teams um den Zürcher Architekten Markus Schaefer will Antworten geben auf die drei Grundfragen «Woher kommen wir?», «Wer sind wir?» und «Wohin gehen wir?»

25 Jahre nach der Expo02 werde es im Jahr 2027 Zeit, dass die Schweiz wieder innehalte, um zu sehen, wo sie stehe und wohin sie gehen wolle, sagte Carmen Haag, Leiterin des politischen Steuerungsausschusses und Thurgauer Regierungsrätin, gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Schweiz hört nicht bei Winterthur auf

Warum in der Ostschweiz? «Wir wären wunderbare Gastgeber. Zudem würden die Besucherinnen und Besucher feststellen, dass die Schweiz tatsächlich nicht hinter Winterthur aufhört, wie ein böses Sprichwort behauptet», sagte Haag. Die Ostschweiz, die als Randregion oft wenig selbstbewusst auftrete, könnte sich mit der Expo 2027 in der Schweiz positionieren.

Vieles ist noch offen. Das Konzept «Expedition 27» sei lediglich eine Ideenskizze, sagte der Architekt bei der Präsentation. In manchen Dingen wird die nächste Landesausstellung der Expo02 gleichen. Wie ihre Vorgängerin soll sie rund zehn Millionen Besucherinnen und Besucher anziehen. Auch die Kosten könnten mit 1,5 Milliarden Franken etwa gleich hoch ausfallen, sagte Haag.

Im Gegensatz zu den bisherigen Landesausstellungen möchte die Expo2027 jedoch nicht nur nach innen schauen, sondern die Nachbarländer am Bodensee einbeziehen und damit auch viele ausländische Besucher anziehen. Deutschland und Österreich seien interessiert, sagte Haag. Die Internationale Bodenseekonferenz (IBK) werde regelmässig informiert, wo das Projekt stehe.

Bleibende Werte schaffen

Laut einer Studie hat die letzte Landesausstellung der Region am Murten- und Neuenburgersee zahlreiche wirtschaftliche Impulse gegeben. Der Staat habe weit mehr Einnahmen als Ausgaben generiert, sagte Haag.

Im Gegensatz zur Expo02 wolle man mit der Expo2027 aber auch dauerhaft sichtbare Zeichen setzten. «Wir möchten Nachhaltiges schaffen.» Haag denkt beispielsweise an einen Steg im Bodensee, der auch nach der Landesausstellung touristisch genutzt werden könnte.

Kein Plan B

Wie viel genau die Expo 2027 kosten wird, weiss man noch nicht. Mehr Klarheit werde die anstehende Machbarkeitsstudie bringen. Diese enthalte auch ein Finanzierungskonzept, sagte Haag. Die Hälfte, aber höchstens eine Milliarde Franken, werde der Bund übernehmen. Die Trägerkantone müssten sich gemäss Vorgaben des Bundesrats mit mindestens 6 Prozent beteiligen, also mit 90 Mio. Franken. Die noch fehlenden 44 Prozent oder 660 Mio. Franken sollen von der Wirtschaft kommen und über Einnahmen generiert werden.

Die massive Kostenüberschreitung der letzten Expo sei für die Planung der Expo 2027 eine grosse Hypothek, sagt Haag. Der Bund als eigentlicher Veranstalter schaue diesmal sehr genau hin. Um eine hochprofessionelle Planung voranzutreiben, braucht es Geld. Die Trägerkantone rechnen mit Projektierungskosten von insgesamt 9,5 Millionen Franken.

Appenzell Ausserrhoden hat seinen Anteil von 800’000 Franken bereits bewilligt. 700’000 Franken sollen von Dritten generiert werden. In St. Gallen und im Thurgau kommen die Kredite von 5 beziehungsweise 3 Millionen Franken am 5. Juni 2016 vors Volk. Falls der Kredit in einem der beiden Kantone abgelehnt wird, ist das Projekt Expo2027 vom Tisch: «Wir haben keinen Plan B.»



Profis am Werk

Werden die Kredite angenommen, wird als erstes ein Expo-Büro mit Fachleuten eingerichtet. Bisher seien die Arbeiten im Projektausschuss nebenher gelaufen, aber jetzt brauche es Profis, sagte Haag. Das neue Büro wird eine Machbarkeitsstudie ausarbeiten und diese zusammen mit dem Bewerbungsdossier Ende 2018, spätestens Anfang 2019 beim Bund einreichen.

Obwohl es bis zur Landesausstellung noch zwölf Jahre dauert, sei der Zeitplan eng. Carmen Haag, die im Expo-Jahr 54 Jahre alt sein wird, schaut gerne ins Jahr 2027: «Ich bin zuversichtlich, dass die Expo 2027 stattfindet und freue mich auf die Eröffnung.»

 

Artikel von: sda/it
Artikelbild: © Eugenio Marongiu – Shutterstock.com