Rückschlag für Bündner Olympiapläne? Wirtschaft kritisiert Lebrument
von Philipp Ochsner
Die drei grössten Wirtschaftsverbände Graubündens und Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument liegen sich wegen den erneuten Olympiaträumen im Bergkanton in den Haaren.
Die Verbände kritisieren den Verleger des Bündner Somedia-Konzerns öffentlich, weil er sich in einer Kolumne gegen die Olympiapläne ausgesprochen hatte.
„Es wäre, drei Jahre nach der Olympia-Niederlage in Graubünden, nur vernünftig, wenn wir uns eine erneute kantonale Abstimmung und wahrscheinliche Niederlage ersparten“, schrieb Lebrument in der Dienstagsausgabe der „Südostschweiz“. Sollte die Schweiz um die Austragung der Winterspiele 2026 kandidieren, wäre es besser, auf die Karte Wallis und Umgebung zu setzen.
Eine solche Walliser Kandidatur könnte nach Ansicht Lebruments dennoch einzelne Wettbewerbe nach Graubünden bringen. „Dies würde uns wirtschaftlich und politisch mehr helfen, als eine bündnerische Gesamtkandidatur zu erzwingen und sich damit als schlechte Demokraten und Verlierer zu zeigen“, liess er an die Adresse der Bündner Wirtschaft verlauten, welche die erneuten Pläne lancierte.
Wirtschaftsverbände aufgeschreckt
Offenbar hat der „Südostschweiz“-Verleger mit diesen Worten die Wirtschaftsverbände gehörig aufgeschreckt. Der Bündner Gewerbeverband, die Handelskammer und der Arbeitgeberverband Graubünden und hotelleriesuisse Graubünden reagierten umgehend mit einem offenen Brief an Lebrument, der am Donnerstag in Lebruments „Südostschweiz“ prominent abgedruckt wurde.
Lebrument soll ins Olympia-Boot zurück
Und sie fragen polemisch, ob Lebruments Vision für Graubünden darin bestehe, an einem Olympia-Projekt mitzuwirken, bei dem für Graubünden nur „Brosamen“ abfielen. Zum Schluss des Schreibens schlagen die Wirtschaftsverbände aber versöhnliche Töne an. Es sei ihnen ein „enorm wichtiges Anliegen“, Lebrument wieder in ihr Boot zu bringen.
Zum ungewohnten Weg des offenen Briefes mit den direkten Worten sagte Jürg Michel, Geschäftsführer des Gewerbeverbandes, der Nachrichtenagentur sda: „Wir sind enttäuscht, dass Lebrument, der seit Jahrzehnten explizit für Olympia ist, öffentlich sagt, das Projekt habe keine Chance – und das, ohne mit uns vorher gesprochen zu haben.“
Lebrument sei einer der massgebenden Entscheidungsträger in Graubünden mit entsprechender Verantwortung, betonte Michel. Der offene Brief sei eine „adäquate Antwort“ auf dessen Kolumne.
Im Schreiben nennen die Verbände ihre Beweggründe «erneut in die Hosen zu steigen», um ein Projekt nach Graubünden zu holen, bei dem «die Trauben sehr hoch hängen». Es gehe darum, mit Olympia Arbeitsplätze zu schaffen und Graubünden auf den neusten digitalen Standard, etwa Breitband-Leitungen, zu bringen. Ziel sei es, der einheimischen Jugend eine Zukunftschance zu geben.
Artikel von: sda/it
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