Volksleiden Rückenschmerz: Vorbeugen und behandeln
von Samuel Nies
Das Zwacken im Kreuz entwickelt sich zur Volkskrankheit: Vier von zehn Menschen in der Schweiz leiden unter Rückenschmerzen. Bei den einen ist es ein harmloses Zwicken, bei den anderen eine ernsthafte Wirbelsäulenerkrankung.
Muskelverspannungen, Bandscheibenverletzungen, Ischialgien oder ein simpler Hexenschuss können die Gründe sein. Wie so oft liegen die Ursachen für die Schmerzen an mangelnder Bewegung, Übergewicht und einer falschen Haltung.
Rückschmerzen liessen sich vermeiden
Im Büro in gesünderer Position sitzen, in den Pausen bewegen, Belastungen ausgleichen, Stress vermindern und mehr auf die Figur achten. Das würde die häufigsten Auslöser von Rückenleiden im Keim ersticken. Bei den meisten Patienten, die über Rückenschmerzen klagen, liegt keine pathologische Veränderung in der Struktur des Rückgrats vor. Man bezeichnet diese Erscheinungen als funktionelle Beschwerden. Sie sind das Ergebnis einer langfristigen Über- bzw. Fehlbelastung der Wirbelsäule in Verbindung mit einer kontinuierlichen falschen Körperhaltung und dem Mangel an körperlicher Aktivität. Die Schmerzen entstehen durch die folgenden Mechanismen:
- übermässige Spannung der Paraspinalmuskulatur
- Reizung von Nervenfasern (Druck auf die Nervenwurzeln, Reizung der feinen Nervenzweige, über die die Wirbelsäule versorgt wird)
- Entstehung von Entzündungen
Rückenschmerzen werden vor allem in den Arealen mit hoher Mobilität lokalisiert, z. B. im Bereich der Halswirbelsäule.
Auch diese Krankheiten schmerzen im Kreuz
- Verzerrungen und Wirbelbrüche durch Änderungen in der Knochenstruktur, z. B. bei Osteoporose
- Spondylolisthesis (Instabilität der Wirbelsäule, auch Wirbelgleiten genannt)
- Geburtsfehler der Wirbelsäule, z. B. Spina bifida
- Rheumatische Erkrankungen
- Psychische Ursachen
Richtig sitzen will gelernt sein
In der Schweiz arbeitet ein Grossteil der Bevölkerung im Sitzen – und das manchmal bis zu 14 Stunden am Tag. In diesem bewegungsinaktiven Zustand leidet aber nicht nur der Bewegungsapparat, sondern der ganze Organismus: Der Stoffwechsel fährt herunter, während das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zunimmt. Untersuchungen des Pennington Biomedical Research Centers in Louisiana haben ergeben, dass bereits drei Stunden am Tag in sitzender Position das Mortalitätsrisiko erhöhen können.
Anleitung zum besseren Sitzen
Experten sind der Ansicht, dass eine Sitzhaltung, in der Ober- und Unterkörper einen Winkel von 135 Grad bilden, einer aufrechten Position vor dem PC zu bevorzugen ist. Tatsächlich gibt es eine ideale Sitzhaltung jedoch nicht, da sie von mehreren Faktoren abhängig ist. Am besten ist es, wenn die Wirbelsäule auch beim Sitzen ihre natürliche S-Form behält. Menschen, die in einer sitzenden Tätigkeit arbeiten, sollten darüber hinaus so oft es geht aufstehen und sich bewegen. Auch durch das stetige Verändern von Haltung, Stellung und Position des Körpers hat eine präventive Wirkung.
Den Kern der Sache behandeln
In der Vergangenheit hat die Faszienrolle sowohl in der Welt des Sports als auch in der Physiotherapie für Aufsehen gesorgt. Ihr Name leitet sich von den sog. Faszien ab – einem komplexen System an kollagenhaltigem Bindegewebe, das jeden einzelnen Muskel umgibt, ihm Halt gibt und Form verleiht. Forscher fanden heraus, dass Faszien eine grössere Rolle bei der Entstehung von Rückenschmerzen spielen als angenommen.
Bei anhaltendem Bewegungsmangel, Fehlhaltung und Überlastung können sie verkleben und die umliegende Muskulatur verhärtet sich. Das Training mit der Faszienrolle führt zu einer Normalisierung des Muskeltonus. Dabei wird die Schaumstoffrolle unter die Rückenmuskulatur gelegt. Während man z. B. kontrolliert von den Schulterblättern bis zum Nackenansatz und vorsichtig wieder zurückrollt. Da das Fasziennetz den ganzen Körper durchzieht, können viele Beschwerden des Bewegungsapparates trainiert werden.
Artikel von: medicalpress.de
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