Usbekistan nach Islam Karimow – Christen weiter bedrängt
Vor wenigen Tage wurde der Tod des usbekischen Präsidenten Islam Karimow bekanntgegeben. Er hatte die ehemalige Sowjetrepublik seit dem Zerfall der Sowjetunion beherrscht. Karimow regierte mit harter Hand, galt im Ausland dennoch als Stabilitätsfaktor in der Region.
Gegen die religiösen Minderheiten in dem überwiegend islamischen Land – darunter auch Christen – war er wiederholt vorgegangen. Auch nach seinem Tod dürfte der religiöse Druck anhalten. Davon gehen einheimische Christen aus.
Alleinherrscher seit 1989
Islam Karimow war 1989 in Usbekistan an die Macht gekommen, kurz bevor die Sowjetunion kollabierte und sich in unabhängige Republiken auflöste. Unter seiner Ägide entwickelte sich das Land zu einer der härtesten Diktaturen in Zentralasien. Der Präsident unternahm alles, um an der Macht zu bleiben. Dazu gehörte auch die Verfolgung von Christen.
Am 2. September wurde nun der Tod Karimows bestätigt, sechs Tage nachdem er mit einem Infarkt ins Spital eingeliefert worden war. Experten gehen davon aus, dass der seit 2003 amtierende Premierminister Shavkat Mirziyoyev der nächste Präsident werden wird.
Andauernde Unterdrückung von Christen
Zu den Menschenrechtsverletzungen des Karimow-Regimes gehörte die andauernde Unterdrückung der Christen. Die Bussen, die auf den Besitz von christlicher Literatur angesetzt sind, gehören weltweit zu den höchsten, sie können bis zu mehrere Jahresgehälter betragen. Open Doors – eine Organisation, die verfolgte Christen unterstützt – sprach mit mehreren usbekischen Christen.
Auf die Frage wie er die Zukunft sehe, meine ein Protestant, der zu seiner Sicherheit anonym bleiben muss: „Ich erwarte keine Veränderungen. Auf Christen in Usbekistan warten weiterhin Schikanen durch die Behörden.“
Skepsis und Pessimismus überwiegen
Ein Pastor analysiert im Gespräch mit Open Doors: „Die Haltung der Regierung wird sich uns gegenüber nicht ändern, es spielt keine Rolle, wer der neue Präsident sein wird. Natürlich hoffen wir auf eine bessere Zukunft.“ Doch man müsse realistisch bleiben. „Unsere Regierung fürchtet sich vor Andersdenkenden. Uns ist nicht klar, weshalb unglücklicherweise christliche Gläubige in die Kategorie potentieller religiöser Extremisten fallen.“
Ein anderer Pastor einer ebenfalls geheimen Untergrundgemeinde meint: „Sollte der aktuelle Premierminister Shavkat Mirziyoyev Präsident werden, dürfte sich die Lage für uns Christen sogar noch verschlechtern. Entweder initiierte er bisher die Unterdrückung der Christen und von Christen mit muslimischem Hintergrund oder er war sehr stark darin involviert.“
Experten in Sachen Religionsfreiheit rechnen ebenfalls nicht damit, dass sich die Lage in Usbekistan rasch ändern wird. Usbekistan belegt auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors den 15. Rang. Die Organisation rechnet mit rund 200’000 protestantischen Christen im Land; in den letzten zehn Jahren wurde jedoch trotz vielfältiger Versuche keiner Kirchgemeinde eine Registrierung gewährt. Erlaubt sind nur Zusammenkünfte in staatlich anerkannten Einrichtungen.
Artikel von: Open Doors Schweiz
Artikelbild: Islam Karimow im Juli 2015 (© Kremlin.ru)