Menschen für Menschen Schweiz – Hilfe für äthiopische Frauen

Mädchen und Frauen in Äthiopien leiden nach wie vor unter schwerer Benachteiligung. Darauf macht die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz aufmerksam. Und nennt dafür ein plastisches Beispiel: Nach UN-Angaben sind drei von vier Patienten in den Spitälern des Landes weiblich.

Stiftungs-Geschäftsführerin Josefine Kamm erklärt dazu: „Gewöhnlich gelten die Männer als das starke Geschlecht. Doch in den armen Familien tragen gerade Mädchen und Frauen die grösste Last. Deshalb legen wir in unseren Projekten so viel Wert darauf, sie sozial und wirtschaftlich zu stärken.“

Harte Arbeit, wenig Bildung und kaum Lohn

Schon zehnjährige Mädchen schleppen Feuerholz und 25-Liter-Kanister mit Trinkwasser über viele Kilometer zur heimischen Hütte. Darunter leiden Gesundheit und Schulbildung gleichermassen. Zwar sind Frühehen offiziell verboten, aber viele Mädchen werden immer noch dazu gezwungen: 15-jährige Bräute sind keine Seltenheit. Zahlreiche Schwangerschaften und die schwere Alltagsarbeit zehren die jungen Körper aus. Und wer früh heiratet, macht seine Schule nicht zu Ende und hat damit keine Chance auf eine Ausbildung.

Beletu Tsegay ist eine von den vielen Tausend Frauen, die nie eine Schule besuchten und schon als Teenager heiraten mussten. Obwohl erst Mitte dreissig, hat sie schon einen 19-jährigen Sohn. In der Hoffnung auf ein besseres Leben kam sie mit ihrer Familie vom Land in die Grossstadt Debre Berhan. Weil ihr Mann als Träger auf dem örtlichen Markt oder im Bau nur gelegentlich Arbeit findet, muss sich auch Beletu Tsegay zusätzlich zur Versorgung der fünf Kinder als Tagelöhnerin verdingen.

Als Lohn bekommt sie einen halben Franken am Tag – ein Einkommen, das mit dem Einkauf von Lebensmitteln für zwei kümmerliche Mahlzeiten bereits aufgebraucht ist. Ihre nur 13-jährige Tochter Alem hat deshalb die Schule bereits aufgegeben, um als Flaschensammlerin Geld für Essen zu verdienen.

Hilfe zur Selbsthilfe

Ein Projekt der Stiftung Menschen für Menschen Schweiz will nun das Blatt für Alem wenden: Sozialarbeiter gehen in den Slums von Haus zu Haus und untersuchen für jede Familie, welche individuellen Hilfsangebote sie braucht – so sollen insgesamt 1000 Kinder aus den allerärmsten Familien echte Lebenschancen erhalten.

Beletu Tsegays Familie erhält Beihilfen für die Renovierung der löchrigen Hüttenwände, vor allem aber auch Lebensmittel, Seife und Schulmaterialien, neben Heften und Stiften auch die Schuluniformen, damit Alem und auch ihre älteren Geschwister die Schulbildung wieder aufnehmen.

Das Schweizer Projekt bringt Beletu ausserdem mit anderen Frauen in einer Selbsthilfegruppe zusammen. Dort werden sie geschult, wie sie mit Kleinkrediten ihr Einkommen verbessern können, etwa über die Mast einer Ziege oder mit Kleinhandel. Ausserdem erhält Beletu Gemüsesamen und ein Training, wie man einen Hausgarten betreibt. Die Anbauprodukte kann sie auf dem lokalen Markt mit gutem Gewinn verkaufen.

„Wer sein eigenes Geld verdient, hat eine stärkere Stimme“, sagt Josefine Kamm. „Deshalb ist gerade die ökonomische Förderung der Frauen so wichtig. Wir bieten berufliche Ausbildung, schaffen Arbeitsplätze und Einkommensmöglichkeiten.“

Für eine gesicherte Existenz

In der Hauptstadt Addis Abeba beispielsweise erhalten besonders arme Frauen von der Stiftung halbjährige Kurse in Hauswirtschaft, danach finden sie leicht Arbeitsplätze in Kantinen, Restaurants und Privathaushalten und können ein unabhängiges Leben führen, ohne in die Prostitution zu rutschen. In der Stadt Shewarobit sorgt die Stiftung dafür, dass Abfallsammler, darunter sehr viele Frauen, eine Einkommensmöglichkeit haben: Sie lernen, organischen Abfall zu verschwelen und zu Briketts zu pressen, die als Brennstoff in den Küchen der privaten Haushalte begehrt sind.



In den abgelegenen Bezirken Abaya und Gelana im Süden des Landes bekommen Bäuerinnen landwirtschaftliche Hilfen. Beispielsweise erhalten Bäuerinnen auf Kreditbasis verbessertes Saatgut und Dünger, um ihre Ernte zu steigern. Andere mästen junge Ochsen und verkaufen sie mit Gewinn – als Grundlage für weitere Investitionen auf ihrem bescheidenen Hof.

„So sorgen wir dafür, dass die Frauen mit ihren Familien in der Heimat bleiben können und nicht in die Slums der Städte oder gar nach Europa fliehen müssen“, erklärt Josefine Kamm. „Doch um diese Ziele zu erreichen, sind wir weiterhin auf die Unterstützung der Schweizer Spender angewiesen.“ (Online-Spenden sind möglich unter www.menschenfuermenschen.ch).

 

Artikel von: Stiftung Menschen für Menschen Schweiz
Artikelbild: © obs/Stiftung Menschen für Menschen Schweiz/Rainer Kwiotek

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