Pro Senectute – im mehr Altersarmut wegen Miete

Die Schweizer Stiftung „Pro Senectute“ macht anlässlich des Internationalen Tages des Alters am 1. Oktober darauf aufmerksam, dass bei immer mehr Rentner-Haushalten die Ergänzungsleistungen nicht mehr für die Miete ausreichen und somit die Existenzsicherung in Frage gestellt werde. Betroffen seien rund 40‘000 Rentner-Haushalte in der Schweiz.

Der Grund liege nicht etwa in überhöhten Mieten durch Wohnungsspekulation, sondern in der Deckelung der Mietbeiträge bei den Ergänzungsleistungen. Betroffene müssten sich die nicht gedeckten Kosten buchstäblich „vom Mund“ absparen, auf soziale Aktivitäten verzichten oder sich verschulden. Pro Senectute erklärt:

EL-Maximalbeträge reichen nicht

„Ergänzungsleistungen (EL) sind ein integraler Bestandteil der ersten Säule der Schweizer Altersvorsorge. Damit sollen Senioren, die eine zu niedrige Rente haben, ein Leben in Würde und ohne finanzielle Sorgen führen können. Was in der Theorie stimmig ist, funktioniert in der Praxis jedoch nur bedingt.

Im 2015 bezogen 197’417 Pensionierte Ergänzungsleistungen zu ihrer Altersversicherung. Hiervon lebten 122’906 Personen zu Hause. Über 40’000 dieser Haushalte konnten ihre Miete nicht mit dem von den Ergänzungsleistungen vorgegebenen Maximalbetrag bezahlen. Für eine alleinstehende Person mit EL beträgt die maximal anrechenbare Pauschale für die Bruttomiete 1’100.- und für ein Ehepaar 1’250.- Franken.

Ein Blick auf die Wohnkosten in der Schweiz zeigt, dass die Mieten in allen Kantonen ausser Jura und Neuchâtel deutlich über den Mietzinsmaxima der EL liegen. Spitzenreiter sind Zug, Schwyz, Zürich, Nidwalden und Genf. Eine Erfahrung, die auch in den Sozialberatungen von Pro Senectute gemacht wird: Ein Drittel der jährlich rund 42’000 Beratungen dreht sich um Fragen zu Finanzen oder Wohnen.“


Bei 33 % der Rentner-Haushalte mit Ergänzungsleistungen funktioniert die Existenzsicherung nicht mehr. Denn die Mietbeiträge bei den Ergänzungsleistungen sind bei CHF 1’100.- (Alleinstehende), bzw. CHF 1’250.- (Ehepaar) Franken plafoniert. (Grafik: © obs/Pro Senectute)

Lösung wäre vorhanden

„Altersarmut ist nach wie vor ein Problem“, kommentiert Werner Schärer, Direktor Pro Senectute Schweiz, die aktuellen Zahlen. „Sie wird in der Schweiz vor allem rund ums Wohnen akut. Uns sind Beispiele bekannt, wo noch rüstige Pensionierte ins Altersheim eintreten, weil sie ihre Wohnung nicht mehr bezahlen können. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.“

Eine Lösung wäre vorhanden: Der Bundesrat hat bereits 2014 einen Vorschlag für die Anpassung der Mietzinsmaxima bei den Ergänzungsleistungen vorgelegt. Diese wurden seit 2001 nicht mehr angehoben, obwohl die Mieten seither um durchschnittlich 20 Prozent gestiegen sind. Die Vorlage ist aber aktuell in Bern blockiert.

 

Artikel von: Pro Senectute
Artikelbild: © gpointstudio – istockphoto.com

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