Fachtagung „Älter werden – Gesund bleiben“: Immer mehr Migranten bleiben
Bis vor etwa zwanzig Jahren ging man davon aus, dass die meisten der in der Schweiz lebenden Migrantinnen und Migranten im Alter in ihre Ursprungsländer zurückkehren werden. Heute zeigt sich, dass dem nicht so ist. Ein grosser Teil bleibt später hier.
Das lässt sich auch in absoluten Zahlen ablesen. Die ausländische Wohnbevölkerung der Gruppe 50+ machte Ende 2015 bereits 499’677 Personen aus. Das Gesundheitswesen im Allgemeinen und Alterspflege sowie Altersarbeit im Besonderen haben sich jedoch nur wenig darauf vorbereitet. Die Fachtagung „Älter werden – Gesund bleiben“ des Nationalen Forums Alter und Migration hat sich aktuell näher mit der Problematik befasst.
Bereits 2014 hatte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) beauftragt, in enger Zusammenarbeit mit dem Nationalen Forum Alter und Migration, Ziele und Massnahmen zu erarbeiten, und zwar zur:
- Förderung der Gesundheit der älteren Migrationsbevölkerung und zur
- Optimierung ihres chancengleichen Zugangs zur Gesundheitsversorgung, insbesondere zur spitalexternen und stationären Pflege.
Konkrete Ziele sind notwendig
Dies war Gegenstand der Tagung „Älter werden – Gesund bleiben“ des Nationalen Forums Alter und Migration an der Fachhochschule in Olten. Dabei ging es um insgesamt sechs Handlungsfelder.
„Wir empfehlen den Mitgliedorganisationen, sich in diesen Handlungsfeldern konkrete Ziele zu setzen, entsprechende Massnahmen zu entwickeln und umzusetzen“, sagte Hildegard Hungerbühler, die das SRK im Vizepräsidium des Nationalen Forums Alter und Migration vertritt und Mitinitiantin der Tagung ist.
Zentral sei, dass sich die Dienstleister, insbesondere in der Alterspflege und -arbeit, mit der Zielgruppe der Migrantinnen und Migranten und ihrer Lebenssituation auseinandersetzen. Hungerbühler weiter: „Sie sollten sich beispielsweise bewusst sein, dass Migrantinnen und Migranten häufig nicht, zu wenig oder gar falsch informiert sind, wo und wie sie sich in der Schweiz unterstützen oder pflegen lassen können. Hier herrscht ein grosser Informationsbedarf.“
Ebenfalls von grosser Bedeutung sei eine bessere Vernetzung und Kooperation unter den verschiedenen Akteuren. Die Tagung und das Forum boten dazu eine wichtige Plattform. Dazu Therese Frösch, Präsidentin des Nationalen Forums Alter und Migration: „ Die Interessen der älteren Migrationsbevölkerung müssen auch in der Politik besser vertreten werden.“ Frösch weist darauf hin, dass die Migrationsbevölkerung durchschnittlich ein deutlich höheres Gesundheits- und Armutsrisiko im Alter trägt als die schweizerische Bevölkerung. „ Dieser Tatsache ist in der Sozialpolitik Rechnung zu tragen“, so Frösch.
Artikel von: Schweizerisches Rotes Kreuz / Croix-Rouge Suisse
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