Anti-Terroreinsatz im Tessin: Verhafteter Schweiz-Türke hatte Kontakte zu IS-Mitglied
Im Tessin gab es am Mittwoch einen riesigen Anti-Terroreinsatz (s. Meldung vom 22.02.2017) mit zwei Verhaftungen. Mehr als 100 Beamte von Tessiner Kantonspolizei und dem Bundesamt für Polizei (fedpol) durchsuchten mehrere Wohnungen und die Moschee in Viganello. Einen vergleichbaren Einsatz hat es laut der Tessiner Kantonspolizei in den vergangenen Jahren nicht gegeben.
Konkrete Anschlagspläne seien nicht erkennbar gewesen, wie André Marty, Informationschef der Bundesanwaltschaft (BA), gegenüber dem Schweizer Fernsehen SRF sagte. Ob es sich tatsächlich um eine Terrorzelle handele, müssten Ermittlungen zusammen mit dem fedpol erst noch erweisen.
Auch geben es keinen Zusammenhang zum Attentat vom Berliner Weihnachtsmarkt, wie die BA auf Anfrage mitteilte. Ebenso bestünden keine Verbindungen zwischen der Tessiner Festnahme und den Razzien beziehungsweise Verhaftungen in der Winterthurer An’Nur Moschee im vergangenen Jahr.
Schweiz-Türke wollte Dschihadisten rekrutieren
Laut BA wird derzeit ein Strafverfahren gegen einen schweizerisch-türkischen Doppelbürger sowie gegen einen türkischen Staatsbürger durchgeführt.
Bei dem schweizerisch-türkischen Doppelbürger handelt es sich um Ümit Y. (32). Der Doppelbürger, der am Mittwoch verhaftet wurde, arbeitete für die private Sicherheitsfirma Argo 1. Nebenbei soll er versucht haben, Kämpfer für den Dschihad zu rekrutieren.
Der Schweiz-Türke soll direkte Kontakte zum IS-Mitglied Abderrahim M. unterhalten haben, wie unter anderem RSI berichtet. Dies zeigen Gerichtsakten eines Strafverfahrens in Mailand: M. wurde letzte Woche wegen IS-Unterstützung und terroristischer Aktivitäten zu sechs Jahren Haft verurteilt. Abderrahim M. trainierte Kickboxen in Canobbio bei Lugano – er wurde sogar zwei Mal Schweizer Meister in dieser Sportart.
Der verhaftete Doppelbürger Ümit Y. war offenbar schon lange im Visier der Fahnder: Bereits im März 2016 habe er an einem vom Geheimdienst abgehörten Telefongespräch teilgenommen. Seither sei er sowohl in der Schweiz wie auch in Italien überwacht worden.
Weitere Fragen bleiben nach der grossen Razzia jedoch vorerst ungeklärt. Unklar ist vor allem, welche Rolle die Moschee in Lugano-Viganello gespielt hat: Auch dort gab es am Mittwoch eine Durchsuchung, laut Polizei jedoch ohne Verhaftung. Bekannt ist lediglich, dass die Moschee Anfang 2015 schon einmal in die Schlagzeilen geriet: Oussama Khachia, bekannt als „Dschihadist von Viganello“, wurde damals aus der Schweiz ausgeschafft und soll später in Syrien den Tod gefunden haben.
Quelle: Übernommen von 20 Minuten und BLICK – bearbeitet von belmedia-Redaktion
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