Stadt Zürich: Dreiste Kreditkarten-Diebe locken betagte Opfer in Telefonkabinen
Nicht immer setzten Trickdiebe auf die neuste Technologie. Besonders in der Westschweiz mehren sich Fälle, in deren Zentrum Telefonkabinen stehen. Dabei wird den meist betagten Opfern eine angebliche Notlage vorgespielt, um an ihre Kreditkarte zu kommen. Doch der Reihe nach:
Die 78-jährige Jacqueline Fournier* spazierte gedankenversunken auf dem Boulevard Richtung Altstadt. Plötzlich wurde sie von einer Frau angesprochen, die den Eindruck erweckte, ziemlich aufgewühlt zu sein. Sie gab vor, wegen einer Autopanne festzustecken und keine Möglichkeit zu haben, einen Pannenservice zu kontaktieren. Ihr Handy habe sie „dummerweise“ nicht dabei und an Kleingeld fehle es ihr auch. Zudem müsse ihr Kleinkind im Wagen ausharren.
Die Situation schien dramatisch zu sein, alles musste schnell gehen, erinnert sich Fournier. „Ich bot der Frau an, sie könne mein Handy benutzen.“ Doch diese lehnte das Angebot höflich ab. Sie sagte: „Gleich um die Ecke steht eine Telefonkabine.“
Telefonieren mit der Kreditkarte
Die Rentnerin folgte der Betrügerin in die Telefonkabine, wo sie darauf aufmerksam gemacht wurde, dass man auch mit einer Kreditkarte telefonieren könne. In der Hektik liess sich Fournier überreden, ihre Kreditkarte in den Apparat einzuführen und auf der Tastatur ihre PIN ungeschützt einzugeben. Die Betrügerin, die nun die PIN kannte, redete weiter auf die betagte Frau ein, lenkte sie ab und entwendete ihr dabei die Karte.
„Wo ist denn jetzt mein Karte?“, fragte Fournier, als sie merkte, dass diese verschwunden war. „Oh nein!“, sagte die Betrügerin. „Das Gerät hat Ihre Karte geschluckt.“ Das sei aber nicht weiter schlimm. Sie solle sich doch bitte eine Viertelstunde gedulden. Dann werde sie einen Anruf durch den Telefonkabinenbetreiber erhalten und das Problem werde gelöst, so die Trickdiebin. Sie selber müsse aber jetzt dringend weiter, um den Pannendienst aufzubieten und schliesslich warte im Auto ja immer noch ihr Kind.
Tatsächlich übergab die Frau aber Karte und PIN umgehend an einen Komplizen, der zügig an verschiedenen Automaten viel Bargeld bezog. Derweil wartete die Rentnerin in der Telefonkabine vergeblich auf einen Anruf des Telefonkabinenbetreibers. Viel zu spät bemerkte sie, dass sie Opfer von Trickbetrügern geworden war.
Hohe Schadensumme bei Betrugsfällen
Jaqueline Fournier ist kein Einzelfall. Der Polizei sind vor allem in der Westschweiz Dutzende Fälle bekannt, in denen vorwiegend ältere Personen im letzten Jahr mit dieser Masche betrogen worden sind. Alleine im Kanton Genf haben Trickbetrüger damit einen Schaden von über 100’000 Franken verursacht.
* Name geändert
Beachten Sie deshalb stets folgende Tipps:
- Geben Sie Ihre Kreditkarte nie für Anrufe von Dritten her!
- Notrufe (117, 118, 144) in öffentlichen Telefonkabinen sind immer kostenlos.
- Die Eingabe eines PIN-Codes ist nicht notwendig, um zu telefonieren.
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen!
- Informieren Sie umgehend die Polizei, wenn Sie das Gefühl haben, an Betrüger geraten zu sein!
So funktioniert das Telefonieren mit der Kreditkarte
- Hörer abheben
- Kreditkarte einschieben, es ertönt ein Klicken
- Kreditkarte kann sofort wieder entommen werden.
- Verbindungsaufbau und verifizieren der Kreditkarte dauert ca. 40 Sekunden
- Eingabe der Rufnummer
- Der Pincode der Karte muss NIE eingegeben werden
Ansprechstelle für weitere Fragen
Prävention
Stadtpolizei Zürich
Grüngasse 19
CH-8004 Zürich
+41 (0)44 411 74 44 (Tel.)
Quelle: Präventions-Blog der Stadtpolizei Zürich / Thomas Schlittler
Artikelbild: Symbolbild © Philipp Ochsner