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Kosovarische Regierung hält verwaisten Jungbär in dreckigem Keller

07.05.2019 |  Von  |  News, Tierwelt

Ein nur wenige Monate altes Bärenjunges, das Ende Februar 2019 von einer Privatperson im Kosovo gefunden wurde, wird nun im verdreckten Keller eines Restaurants im Nationalpark Sharr gehalten. Die internationale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN entdeckte den männlichen Braunbären dort, obwohl die verantwortlichen Behörden eigentlich versprachen, ihn zurück zu seiner Mutter zu bringen. VIER PFOTEN hat dem kosovarischen Ministerium für Umwelt und Raumordnung mehrmals angeboten, das Bärenjunge zu übernehmen und in ihrem BÄRENWALD Prishtina artgemäss unterzubringen. Die Regierung hat bisher alle Angebote ignoriert und weigert sich einzuschreiten.

VIER PFOTEN ruft nun zum Protest auf.



Am 26. Februar entdeckte ein Kosovare das Jungtier vor seinem Haus. Ursprünglich dachte der Mann, einen Hundewelpen gefunden zu haben, doch beim genaueren Hinsehen war klar, dass es sich um einen Braunbären handelt. Die verständigten Behörden holten das Bärenjunge ab und versicherten, es zurück zu seiner Mutter in den Nationalpark Sharr zu bringen. Als VIER PFOTEN zufälligerweise ein Meeting dort hatte, entdeckte ein Mitarbeiter der Tierschutzorganisation, dass der junge Bär noch immer von der Nationalparkleitung gehalten wird – und zwar im Keller eines Restaurants, das einem Ranger gehört. «Wir fanden den Bären in einer kleinen Holzkiste im dreckigen und dunklen Keller. Der Bär hat kaum Möglichkeit sich zu bewegen und sieht nur selten Tageslicht. Diese Form der Haltung ist schreckliche Tierquälerei. Wir haben sofort die verantwortlichen Behörden informiert, die sich aber weigern einzuschreiten», sagt Afrim Mahmuti, der den VIER PFOTEN BÄRENWALD Prishtina führt.



Kosovarische Regierung bricht eigene Gesetze

Gemäss der 2012 zwischen VIER PFOTEN und dem Ministerium für Umwelt und Raumordnung unterzeichneten Vereinbarung ist der von VIER PFOTEN geführte BÄRENWALD Prishtina die einzige Einrichtung im Kosovo, der es gesetzlich erlaubt ist, Braunbären zu halten und zu versorgen. Die private Haltung von Bären, insbesondere deren Haltung als Restaurant-Attraktion, ist verboten. Seit 2014 gab es im Kosovo keinen Fall mehr von privater Bärenhaltung. «Es ist schockierend, dass sich ausgerechnet die Regierung selbst nicht an diese Abmachung hält und den Bären in die offensichtlich inkompetente Obhut ihres Nationalpark Mitarbeiters gegeben hat. Hier wird Tierschutz ganz klar mit Füssen getreten. Die schrecklichen und nicht artgemässen Haltungsbedingungen des Bärenjungen werden zu schweren Verhaltensstörungen führen. Der Bär wird auch nicht für immer so klein bleiben. Er wird früher oder später eine echte Gefahr für den Halter und die Restaurantbesucher darstellen», sagt VIER PFOTEN Bärenexperte Carsten Hertwig.

Protest gegen kosovarische Regierung

VIER PFOTEN bot den Behörden mehrmals an, Verantwortung für das Bärenjunge zu übernehmen. Im BÄRENWALD Prishtina gebe es nicht nur ausreichend Platz, sondern auch die artgemässe Pflege, die der Bär dringend braucht. Das kosovarische Ministerium für Umwelt und Raumordnung, welches der offizielle Besitzer des Bärenjungen ist, hat aber alle Angebote ausgeschlagen. «Wir sehen uns jetzt gezwungen zu handeln. Jeder Tag, den der Bär im dunklen und dreckigen Keller verbringen muss, ist ein Tag zu viel. Wir haben deshalb einen weltweiten Protest ins Leben gerufen. Wir hoffen, dass die kosovarische Regierung dadurch zur Besinnung kommt und uns den Bären endlich übergibt», so Hertwig.

BÄRENWALD Prishtina: Heimat traumatisierter Bären

Der 10-Hektar grosse BÄRENWALD Prishtina liegt rund 20 Kilometer ausserhalb der kosovarischen Hauptstadt. Derzeit führen dort 19 Braunbären, die zuvor als sogenannte Restaurantbären im Kosovo und in Albanien gehalten wurden, ein artgemässes Leben in grossen, natürlichen Gehegen. Zur Aufgabe des 2014 eröffneten Schutzzentrums gehört auch Aufklärungsarbeit. Besucher können die Bären in ihrer natürlichen Umgebung sehen und mehr über sie und andere Tierarten erfahren.

 

Quelle: VIER PFOTEN Schweiz
Bilderquelle: © VIER PFOTEN | Hazir Reka