"Ich kann nicht atmen": Afroamerikaner durch weissen Polizisten getötet
Minneapolis. Ein weisser Polizist kniet ungerührt mehrere Minuten lang auf dem Hals des Afroamerikaners George Floyd. „Ich kann nicht atmen“, fleht der Mann – bis er schliesslich das Bewusstsein verliert. Wenig später verstirbt er in einer nahen Klinik.
Der Vorfall aus der Stadt Minneapolis im Bundesstaat Minnesota sorgt in den USA für Empörung und rückt die Spannungen zwischen der schwarzen Minderheit und der Polizei erneut ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Mittlerweile werden offizielle Darstellungen der Polizei von Tathergängen häufig von Handyvideos in Frage gestellt.
Die Darstellung der Polizei des Vorfalls erschien zunächst sehr sachlich und unstrittig. Demnach seien die Beamten an den Ort gekommen, um einen Betrugsfall zu untersuchen. Der gut 40 Jahre alte Verdächtige, der möglicherweise alkoholisiert gewesen sei, habe aber Widerstand geleistet.
„Die Beamten konnten den Verdächtigen in Handschellen bekommen und stellten fest, dass er medizinische Hilfe zu brauchen schien“, hiess es weiter. Die Beamten hätten daher einen Rettungswagen gerufen. Ob der Mann schon vor dem Vorgehen der Polizisten medizinische Hilfe gebraucht hätte, blieb jedoch unklar.
Ein zehnminütiges Video des Vorfalls verbreitete sich auf Facebook wie ein Lauffeuer. Es zeigt einen dramatischen Hergang. Zu sehen ist ein weisser Polizist, der sein Knie in Floyds Genick presst. Anfänglich spricht Floyd noch und sagt wiederholt: „Ich kann nicht atmen.“ Er fordert die Beamten mehrmals auf, von ihm abzulassen. Er versichert ihnen auch, dann freiwillig ins Polizeiauto einzusteigen. „Ich kann nicht atmen“, fleht er. Ein Passant fordert die Polizisten wiederholt dazu auf, den Verdächtigen loszulassen.
Der Mann am Boden wird dann zunehmend ruhiger, bis er das Bewusstsein zu verlieren scheint. „Messt seinen Puls“, ruft ein Passant. Etwa acht Minuten nach Beginn des Videos laden Sanitäter den Mann in einen Krankenwagen. In dem Video sind zwei Beamte zu sehen. Welche Rolle die beiden weiteren ebenfalls entlassenen Polizisten spielten, blieb zunächst unklar.
Der Anwalt Benjamin Crump gab über Twitter bekannt, Floyds Familie habe ihn engagiert, um sie in diesem Fall von „missbräuchlicher, exzessiver und unmenschlicher Gewaltanwendung“ zu vertreten. Die Polizei müsse für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen werden. Floyds Schwester Bridgett sagte dem Fernsehsender NBC am Mittwoch mit gebrochener Stimme, der Vorfall sei „herzzerreissend“ und „sehr verstörend“.
Übernommen von dpa und bearbeitet von belmedia-Redaktion
Titelbild: Symbolbild © Smileus – shutterstock.com