Effektiver Schutz vor Einbrechern

Landkreise Verden und Osterholz. Die Zahl der registrierten Einbrüche in Wohnungen und Wohnhäusern ist in den Landkreisen Verden und Osterholz seit 2016 rückläufig, mit den diesjährigen pandemiebedingten Einschränkungen beschleunigte sich dieser Rückgang nochmals.

Seitdem die Corona-Maßnahmen wieder gelockert werden, registriert die Polizeiinspektion Verden/Osterholz im gesamten Zuständigkeitsgebiet nun auch wieder mehr Einbrüche, das Niveau der Zeit vor Corona ist allerdings noch nicht erreicht.

Vor diesem Hintergrund sowie wegen der anstehenden Sommerferien weist Joachim Kopietz, Beauftragter für Kriminalprävention in der Polizeiinspektion Verden/Osterholz, auf die wichtigsten Tipps rund um den effektiven Einbruchschutz hin. Während Einbrecher im Herbst und Winter den Schutz der Dunkelheit suchen, so profitieren sie in den Sommermonaten nämlich von den leider häufig erkennbar leerstehenden Wohnungen und Wohnhäusern.

Ein Großteil der Einbrüche wird durch sogenannte Gelegenheitstäter begangen. Dabei handelt es sich keinesfalls um Täter, die nur gelegentlich einbrechen, sondern um Täter, die günstige Gelegenheiten für einen Einbruch nutzen. Daher weist der Kriminalbeamte Kopietz auf den wichtigsten Ansatz zum Schutz der eigenen vier Wände vor Einbrüchen hin, nämlich möglichen Tätern keine Hinweise auf die eigene Abwesenheit zu geben, sondern stattdessen Anwesenheit zu simulieren. Einbrecher scheuen das Antreffen von Bewohnern, sie wollen ihre Tat unentdeckt ausüben, ohne Eskalation und Auseinandersetzung. „Wir wissen, dass die Täter an einem potenziellen Einbruchsobjekt zuvor klingeln, um sich hinsichtlich der Abwesenheit der Bewohner zu versichern. Deshalb ist es sehr wichtig, auf das Klingeln zu reagieren. Hat man als Bewohner oder auch als Nachbar den Eindruck, dass Verdächtige nur die Anwesenheit überprüfen wollten, sollte unbedingt und unverzüglich die Polizei informiert werden“, so Joachim Kopietz, der hinzufügt: „Bei Abwesenheit sollte man die Klingel abschalten, um einem Täter kein Mittel der Anwesenheitskontrolle zur Verfügung zu stellen.“

Über eine Anwesenheitssimulation durch den Einsatz technischer Möglichkeiten wie sog. Smart Home Applikationen oder aber auch durch den Einsatz simpler Zeitschaltuhren kann für Fremde der Eindruck von Anwesenheit vermittelt werden. Dabei ist es wichtig, realistische Szenarien zu programmieren, eher unsinnig ist beispielsweise das häufige Ein- und Ausschalten des Lichts mitten in der Nacht. Eine Investition in Beleuchtung zum Einbruchschutz ist immer dann sinnvoll, wenn mögliche Täter diese nicht einfach sabotieren können. Und: Eine Beleuchtung in einem nicht einsehbaren Grundstücksbereich hilft im ungünstigsten Fall nur dem Täter bei seiner Arbeit.

Nicht zu unterschätzen ist eine gute Nachbarschaft, das gilt in der Kriminalprävention im Allgemeinen und im Speziellen auch für den Einbruchschutz. Der „Wachsame Nachbar“ ist ein seit Jahren erfolgreiches bundesweites Projekt und kommt sogar international zum Einsatz. Das Prinzip ist simpel: Täter, denen man in einem Wohngebiet offensichtlich interessiert hinterherschaut, die von Anwohnern womöglich sogar angesprochen werden („Kann ich Ihnen helfen?“) werden von ihrem Vorhaben eher absehen als in einer anonymen Nachbarschaft. Daher ist es umso wichtiger, dass Nachbarn wissen, wann welche Häuser urlaubsbedingt verlassen sind und dass es Verantwortliche für leerstehende Häuser gibt.

Dass Anrufbeantworter keine Hinweise auf ein zeitweise unbewohntes Haus geben dürfen, wissen mittlerweile wohl alle, die sich mit dem Thema Einbruchschutz befasst haben. Aber auch Urlaubsfotos vom Strand, veröffentlicht in sozialen Netzwerken oder in der Statusmeldung im Messenger, können einladend auf Einbrecher wirken. Daher ist auch hier Vorsicht geboten.

Wer neu bauen möchte oder plant, Türen und Fenster in einem bestehenden Haus zu erneuern, sollte den technischen Einbruchschutz nicht vernachlässigen. Leider werden selbst beim Neubau oft einbruchschutzrelevante Aspekte vernachlässigt, die später nicht oder nur mit großem Aufwand behoben werden können. Interessierten wird daher angeboten, sich in der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle der Polizeiinspektion Verden/Osterholz beraten zu lassen (Kontakt siehe unten). Grundsätzlich wird der Kauf und der Einbau zertifizierter Fenster und Türen nach DIN EN 1627 in der Widerstandsklasse RC 2 (ehemals WK 2) empfohlen. Diesbezüglich verweist die Polizei auf sogenannte Facherrichter, die in entsprechenden Adressverzeichnissen aufgeführt sind. Diese Unternehmen sind für einen entsprechend zertifizierten Einbau qualifiziert. Der Einbau von Fenstern und Türen in der Widerstandsklasse RC 2, einhergehend mit einer durchwurfhemmenden Verglasung nach P4A, sollte heute grundsätzlich mindestens im Erdgeschoss erfolgen. Täter wissen allerdings nicht selten ganz genau, dass das Obergeschoss oftmals nicht in dem Maße gesichert ist wie das Erdgeschoss; dem sollte bei entsprechenden Planungen Rechnung getragen werden. Auch sollte der Bauherr beim Kauf von Fenstern und Türen im Sinne des Einbruchschutzes bedenken, dass es sich oftmals um Produkte für einen jahrzehntelangen Nutzungszeitraum handelt. Zudem kann in bestimmten Fällen die Nachrüstung von Fenstern und Türen nach DIN 18104 Teil 1 oder 2 ein sinnvolles Mittel zum Einbruchschutz sein, wobei auch hier eine fachgerechte Montage äußerst wichtig ist.

Sollte vor Ort nicht gewährleistet sein, dass ein Täter einem gewissen Entdeckungsrisiko ausgesetzt ist und dieser somit unbeschränkt Zeit hat, vorhandene mechanische Sicherungen zu überwinden, kann der Einsatz eines Einbruchmeldesystems sinnvoll sein. Die Polizei empfiehlt in diesen Fällen die fachgerechte Installation einer Einbruchmeldeanlage gemäß DIN EN 50131-1 bzw. DIN VDE 0833, ab Grad 2 oder ab Klasse A. Hierzu können entsprechende Adressverzeichnisse von zertifizierten Unternehmen übermittelt werden, die diese Anlagen installieren, betreuen und warten.

Opfer von Einbruchdiebstählen werden feststellen, dass Polizei und Versicherungen zeitnah eine Liste der entwendeten Gegenstände einfordern. Dann sind man gut beraten, wenn man über eine Wertgegenstandsliste oder zumindest über Fotos verfügt, anhand derer noch nach Jahren nachvollzogen werden kann, was wo aufbewahrt wurde, wie es aussah und was es für einen Wert hatte.

Wenn letztlich an alles gedacht wurde und das Haus hoffentlich gut gesichert ist, werden leider häufig Schuppen und sonstige Nebengebäude außer Acht gelassen, obwohl dort oftmals hochwertige Gegenstände wie E-Bikes und Rasenmäher gelagert werden. Effektiver Einbruchschutz sollte also auch hier eine immer größere Rolle spielen. Nicht selten finden sich dort sogar Leitern und Werkzeug – im schlimmsten Fall benutzen Täter vorgefundenes Material für einen Einbruch ins Wohnhaus.

Zu guter Letzt wird auf die bundesweiten Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) verwiesen, die allerdings gewisse Qualitätsstandards fordern, um in den Genuss dieser Förderung zu kommen. Die in den angesprochenen Adressverzeichnissen gelisteten Unternehmen können diese Anforderungen bei Bedarf in jedem Fall erfüllen. Informationen zur Förderung von Einbruchschutzmaßnahmen sind unter folgendem Link zu finden: www.k-einbruch.de/foerderung/bundesweite-kfw-angebote.

Fragen rund um den effektiven Einbruchschutz beantwortet Joachim Kopietz, kriminalpolizeiliche Beratungsstelle bei der Polizeiinspektion Verden/Osterholz. Hier sind Informationsmaterial und aktuelle Facherrichterlisten verfügbar. Erreichbar ist Herr Kopietz über Telefon 04231/806108 sowie per E-Mail (joachim.kopietz@polizei.niedersachsen.de). Im Internet können Sie sich zudem informieren über www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/einbruch.

 

Quelle: Polizeiinspektion Verden / Osterholz
Bildquelle: Polizeiinspektion Verden / Osterholz

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