Präventionsangebot für Personen mit sexuellen Interessen an Kindern - Bericht

In der Schweiz bestehen Lücken beim Beratungs- und Therapieangebot für Personen mit sexuellen Interessen an Kindern. Dies hält der Bundesrat in einem Bericht fest, den er an seiner Sitzung vom 11. September 2020 verabschiedet hat.

Er ist bereit, in allen Sprachregionen ein Beratungsangebot zu subventionieren und auch die schweizweite Koordination des Angebots zu unterstützen. Für die Bereitstellung eines ausreichenden Therapieangebots sind hingegen die Kantone zuständig.

In seinem Bericht stützt sich der Bundesrat auf eine Studie, die unter der Leitung der Hochschule Luzern im Auftrag des Bundesamtes für Sozialversicherungen erstellt wurde. Darin werden Präventionsangebote für Personen mit sexuellen Interessen an Kindern in ausgewählten Ländern beschrieben und es wird ein Überblick über das Beratungs- und Therapieangebot in der Schweiz gegeben. Der Bericht fasst die Erkenntnisse zu den Auswirkungen solcher Präventionsangebote zusammen und setzt sich mit der Frage auseinander, ob die Angebote sexuelle
Übergriffe auf Kinder verhindern können.

Personen mit sexuellen Interessen an Kindern stehen oft unter einer hohen psychischen Belastung, auch wenn sie ihren sexuellen Impulsen nicht nachgegeben und keine Straftat begangen haben. Psychische Probleme und soziale Isolation erhöhen aber das Risiko für das Begehen von sexuellen Handlungen an Kindern. Hier setzen präventive Massnahmen an. Sie richten sich an Personen mit sexuellen Interessen an Kindern, die unter ihrer Neigung leiden oder befürchten, zukünftig die Integrität von Kindern zu verletzen.

Bei den Präventionsangeboten kann unterschieden werden zwischen Beratungs- und Therapieangeboten: Beratungsangebote bieten Informationen zum Thema sowie eine anonyme Beratung (online oder per Telefon). Sie vermitteln anfragenden Personen bei Bedarf spezialisierte Therapieangebote oder leiten sie an Therapeutinnen und Therapeuten weiter. Befragungen haben ergeben, dass solche Präventionsangebote positive Effekte haben: Sie scheinen die psychische Belastung der Betroffenen zu mindern und Strategien zur besseren Bewältigung von problematischen Alltagssituationen mit Kindern zu fördern.

In der Schweiz gibt es spezialisierte Beratungs- und Therapieangebote für Personen mit sexuellen Interessen an Kindern (vgl. Faktenblatt). Die Studie hat jedoch gezeigt, dass vor allem im Tessin und in der Deutschschweiz Lücken bestehen. Zudem fehlt es in der ganzen Schweiz an Therapeutinnen und Therapeuten, die bereit sind, Personen mit sexuellen Interessen an Kindern zu behandeln.

Aus Sicht des Bundesrates ist es wichtig, die Lücken im Schweizer Präventionsangebot zu schliessen und die Angebote aufeinander abzustimmen. Bereits heute richtet der Bund Finanzhilfen aus an das Beratungsangebot „DIS NO“in der Romandie. Der Bundesrat ist bereit, diese Finanzhilfen auszuweiten und auch in anderen Sprachregionen Beratungsangebote zu subventionieren sowie die gesamtschweizerische Koordination der Präventionsangebote zu fördern.

Zudem soll in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung, den für die Weiter- und Fortbildung von Psychologinnen und Psychologen zuständigen Berufsverbänden sowie den medizinischen Fachgesellschaften geprüft werden, wie das Thema der pädophilen Neigung, der Stigmatisierung der Betroffenen sowie der Prävention von sexuellen Handlungen mit Kindern noch stärker in die Weiter- und Fortbildung von Fachpersonen des Gesundheitswesens integriert werden könnte. Die Bereitstellung von spezialisierten Therapieangeboten für Personen mit sexuellen Interessen an Kindern liegt hingegen in der Kompetenz der Kantone, die für die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung zuständig sind.

Mit dem Bericht beantwortet der Bundesrat die Postulate 16.3637 und 16.3644 „Präventionsprojekt ‹Kein Täter werden› für die Schweiz“der ehemaligen Nationalrätin Natalie Rickli und von Ständerat Daniel Jositsch.

 

Quelle: Der Bundesrat
Titelbild: chainarong06 – shutterstock.com

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