Sturm und sintflutartiger Regen im Westen der USA
Über dem Nordpazifik brodelt es ordentlich in der Wetterküche, angetrieben von einem stark ausgeprägten Jetstream bilden sich hier immer neue Sturmtiefs. Auch aktuell liegt ein solch riesiges Orkantief vor der Westküste der USA und Kanadas.
In den letzten beiden Tagen entwickelte es sich extrem dynamisch, innerhalb von kurzer Zeit sank der Druck um 60 hPa. Mit 942 hPa wurde gestern der tiefste je gemessene Luftdruck in diesem Bereich des Pazifiks registriert, dieser Wert liegt im Bereich tropischer Hurrikans! Der Orkan peitscht zudem das Meer auf, von den Messbojen wurde Wellenhöhen zwischen 10 und 15 Meter erfasst. In der Sierra Nevada wurden auf den Gipfeln Böen von über 200 km/h gemessen, am Squaw Mountain in der Nähe des Lake Tahoe waren es beispielsweise 225 km/h.
Neben dem Wind sorgt dieses Sturmtief auch für grosse Niederschlagsmengen. An seinem Südrand führt es grosse Massen an mit Feuchtigkeit gesättigter Luft an die Westküste der USA – ein sogenannter atmosphärischer Fluss. Dabei handelt es sich um einen schmalen Bereich mit sehr viel niederschlagbarem Wasser, der wie eine Art Förderband fungiert. In diesem Fall nahm er seinen Ursprung in der Mitte des Pazifiks, über den warmen Gewässern nördlich von Hawaii. Seit gestern fielen in grossen Teilen Kaliforniens und Oregons schon grosse Regenmengen.
Kalifornien und Oregon leiden seit Jahren unter einer ausgeprägten Dürre, die Pegel der grossen Wasserspeicher und Seen lagen zuletzt bei historischen Tiefstständen. Vielerorts gab es seit dem Frühling keine oder nur sehr unergiebige Niederschläge. In Sacramento zum Beispiel war es seit dem 19. März 222 Tage durchgehend trocken!
Nun kommt zwar der ersehnte Regen, aber sehr viel auf einmal. Bis Montagabend ergeben sich verbreitet 100 mm bis 200 mm Regen, in der Sierra Nevada auch über 300 mm. In den Hochlagen fällt über 1 Meter Neuschnee. Langfristig gesehen ist dies positiv, da der Schnee als Wasserspeicher dient. Im letzten Winterhalbjahr gab es viel zu wenig davon, was das Dürreproblem im Sommer massiv verschärfte. Beispielsweise im Klamath Becken im südlichen Oregon nahm die Trockenheit katastrophale Ausmasse an.
Die ausgetrockneten Böden vermögen den Regen nur schwer aufzunehmen, vor allem zu Beginn rinnt noch sehr viel oberflächig ab. Dazu kommt die stark beeinträchtigte Vegetation. Allein in den letzten beiden Jahren sorgten riesige Waldbrände für enorme Schäden, 6,7 Millionen Hektar Wald- und Buschland fielen ihnen zum Opfer. Der Boden ist dadurch ungeschützt, dazu kommen grosse Mengen loser, nicht verfestigter Asche. Durch die hohen Niederschlagsintensität besteht nun die Gefahr von Sturzfluten, Hangrutschen und Schlammlawinen!
Im Laufe der Woche bilden sich über dem Nordpazifik weitere Sturmtiefs, der Schwerpunkt der Niederschläge verlagert sich allerdings weiter nordwärts in den Bundesstaat Washington und den Grenzbereich zu Kanada. Bis zum nächsten Wochenende kommen so beispielsweise im Grossraum Seattle ebenfalls 100 bis 300 mm Regen zusammen.
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Quelle: MeteoNews
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