Irak: Nachts um 2 Uhr wurden Mimi und ihre Familie vertrieben
Angriffe auf Kinder und Familien haben verheerende Auswirkungen auf christliche Gemeinschaften
Für Kinder und junge Menschen ist Verfolgung hart und isolierend. Sie kann ihr Leben prägen. Aber Hilfe und Fürsprache von aussen bedeuten, dass Kinder wie Mimi Hoffnung und eine Zukunft haben.
Der kürzlich erschienene Bericht der christlichen Hilfsorganisation Open Doors über die Situation christlicher Kinder und Jugendlicher in Verfolgung belegt die Erkenntnisse und zeigt Handlungsempfehlungen auf.
Es war 2 Uhr morgens, als ISIS-Extremisten in das Dorf der kleinen Mimi eindrangen. Sie waren schwarz gekleidet, schwenkten Gewehre und riefen „Allahu Akbar“ („Gott ist gross“). Vor Angst erstarrt, wartete Mimis Familie schweigend. Erst als die Stimmen der Männer ganz in der Nähe zu vernehmen waren, handelten sie; die Familie lief zu ihrem Auto und floh.
„Es ist jetzt viele Jahre her, und ich habe diese Stimmen immer noch in den Ohren“, sagt Mimis Mutter Nadia. „Ich werde mich bis zu meinem Tod an diesen Moment erinnern.“
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Jüngste Generation ist ihrer Perspektive beraubt
Viele christliche Familien wurden so wie die von Mimi vertrieben, als der Islamische Staat im Jahr 2014 die Dörfer in der Ninive-Ebene in der Nähe von Mosul im Irak einnahm. Diese gezielte Taktik der religiösen Verfolgung ist nicht nur ein Versuch, die Kirche zu zerstören, sondern richtet sich auch direkt gegen Kinder. Jungen Menschen, die gezwungen sind, ihr Land zu verlassen, wird eine gesunde Entwicklung in ihrer Heimat und Kultur verwehrt, und ihre Zukunft wird ihnen gestohlen.
Mimi war gerade vier Jahre alt, als ISIS angriff. Drei Jahre später, nachdem der IS besiegt war, kehrte die Familie in die Ninive-Ebene zurück. Aber dort gab es keine Arbeit, keine Perspektiven und keine Hoffnung. Schweren Herzens beschlossen sie, den Irak zu verlassen.
Unterschied ist möglich
Durch lokale Partner konnte Open Doors der Familie von Mimi ein Mikrokredit gewähren – eines von 276 Darlehen, die an Christen im Irak vergeben wurden. Damit konnte Mimis Familie Schafe, Ziegen und Hühner kaufen, um in ihrer Heimatstadt eine Farm zu gründen.
Wenn man heute den Hof der Familie betrachtet, sieht man Einheimische, die das Land bearbeiten – und die inzwischen 12-jährige Mimi, die sich um die Hühner kümmert. „Lulu, das Huhn, ist meine beste Freundin; ich liebe ihre Farben“, sagt Mimi. Sie sammelt Eier auf und gibt die befruchteten Eier an andere Familien weiter, damit diese ihre eigenen Küken aufziehen können.
Neue Hoffnung gewonnen
Mimi träumt davon, eines Tages den Hof selbst zu führen. Die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest, an dem die kleine christliche Gemeinschaft zusammenkommen wird, laufen bereits. „Wir spielen Lieder und schmücken das Haus mit Weihnachtsdekoration“, sagt Mimi. „Ich nehme Lulu mit ins Haus, um mit uns zu feiern.“
Dank der Hilfe aus freien Ländern kann Mimi ihre Kindheit in ihrer Heimat erleben und hat eine Zukunft im Irak. „Ich liebe den Irak, weil er mein Land ist und ich hier geboren wurde“, sagt sie. „Ich möchte nicht weggehen, sondern hier bei meinen Hühnern bleiben.“
Trauma durch Trennung
Überall auf der Welt werden Kinder in Ländern mit Verfolgung von ihren christlichen Eltern getrennt, meist weil einem zum Christentum konvertierten Elternteil das Sorgerecht oder der Zugang zu seinem Kind verweigert wird. Zu einer Trennung kommt es auch, wenn entweder ein Elternteil oder ein Kind aus der Familie gerissen wird, durch Inhaftierung, Entführung, Zwangsrekrutierung oder Flucht.
Die Verweigerung oder der Entzug des Sorgerechts ist ein kalkulierter Akt der Trennung, der darauf abzielt, den Einfluss des Elternteils auf das Kind zu brechen. Solche Fälle stellen einen direkten Verstoss gegen die in der UN-Kinderrechtskonvention verankerten Rechte dar. In Fällen von elterlicher Inhaftierung, Entführung oder Zwangsrekrutierung ist die Trennung der Familie möglicherweise nicht das primäre Ziel der Strategie des Verfolgers. Nichtsdestotrotz dient diese Trennung der Eltern von den Kindern der Agenda, die christliche Gemeinschaft zu schwächen.
Die Unterbrechung des Kontakts zwischen Kindern und ihren christlichen Eltern ist eines der Mittel, um sicherzustellen, dass die nächste Generation nicht mit den Werten und Überzeugungen des Glaubens ihrer Eltern aufwächst.
Open Doors-Bericht: Eine gefährdete Generation
Der aktuelle Bericht zur Situation von Kindern und Jugendlichen in Verfolgungssituationen, den die Hilfsorganisation Open Doors im vergangenen September veröffentlicht hat, unterstreicht diese Ergebnisse. Die Autoren zeigen auf, dass christliche Kinder und Jugendliche oft direkte Angriffsziele von religiöser Verfolgung sind und die Auswirkungen verheerend sind. Auf dieser Grundlage ruft Open Doors dazu auf, dass Regierungen und Entscheidungsträger der freien Staaten darauf einwirken, dass die Rechte von Kindern und Jugendlichen gewahrt bleiben und dass sie insbesondere gegen Zwangs- und Frühverheiratung sowie für das Recht auf das Heranwachsen in der eigenen Familie mit den damit verbundenen Werten und Überzeugungen sowie die freie Glaubensausübung auch für Kinder und Familien auftreten.
Quelle: Open Doors
Titelbild: U__Photo – shutterstock.com