Stichschutzwesten – professioneller Schutz vor gewaltsamen Angriffen
Immer wieder gibt es Berichte über Messerangriffe und Stichverletzungen. Polizisten, Security Personal, Rettungssanitäter, aber auch Privatleute schützen sich effektiv mit einer Stichschutzweste.
Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die Funktion und die Anwendungsbereiche von Stichschutzwesten und zeigt, welche Kriterien bei der Kaufentscheidung wichtig sind.
Welche Arten von Stichschutzwesten gibt es?
Eine Stichschutzweste sorgt bei Angriffen mit Messern oder anderen spitzen Gegenständen für Sicherheit. Zu unterscheiden sind Stichschutzwesten und stichhemmende Westen:
Stichschutzweste: Diese Modelle wehren scharfe Gegenstände zuverlässig ab und sind absolut stichsicher.
Stichhemmende Westen: Im Gegensatz zu den Stichschutzwesten, wehren diese Westen Angriffe nicht ab, sondern dämpfen Stiche oder auch Hiebe lediglich wirkungsvoll ab. Diese Arten von Westen sind deutlich leichter und können daher auch unter normaler Kleidung getragen werden.
Stichschutzwesten sind für die Abwehr von Stichverletzungen konzipiert und eignen sich daher nicht zur Abwehr von Geschossen. Es gibt jedoch einige Modelle, die stich- und kugelsicher sind, hier sollte jedoch vor der Kaufentscheidung ein genauer Vergleich erfolgen.
Klassifizierungen von Stichschutzwesten im Überblick
Die Sicherheitswesten gibt es in verschiedenen Klassifizierungen, genaue Regelungen dazu finden sich in einer Verordnung des Europäischen Parlamentes über persönliche Schutzausrüstungen.
Die Klassifikationen im Detail:
Klasse K1: K steht für Klinge und schützt vor einer auftreffenden Energie von bis zu 25 Joule. Damit handelt es sich bei K1 um die Weste mit der geringsten Schutzwirkung.
Klasse K2: Die Weste wehrt bis zu 40 Joule wirkungsvoll ab.
Klasse K3: Die Stichschutzweste bietet Schutz bis zu 65 Joule auftreffender Energie.
Klasse K4: Diese Modelle bieten den höchstmöglichen Schutz vor einer Auftreffenergie bis zu 80 Joule.
Wenn eine Weste eine bestimmte Klasse erfüllt, erfüllt sie zudem alle darunterliegenden Klassifikationen.
Wesentliche Aspekte sind zudem die Auftreffpunkte und der Auftreffwinkel sowie die einzelne Durchstichtiefe, die zwischen 10 und 20 mm, jeweils abhängig von der Klasse, bieten.
Weitere Unterschiede bei der Klassifikation gibt es bei Stichhemmungen durch einen Dorn, hier wird zwischen den Klassen D1 bis D4 unterschieden. Die Modelle bieten Schutz vor Stichen mit Schraubenziehern, Nägeln oder anderen dünnen Gegenständen, die als Waffen eingesetzt werden können.
Geht es um den Schutz vor einer Injektion, gilt der Standard Klasse 1 für eine Injektionskanüle. Die Träger sind vor Einstichen geschützt, wer in diesem Bereich arbeitet und durch entsprechende Angriffe gefährdet ist, sollte eine solche Weste wählen.
Westen, die kantige Wurf- oder Schlagkörper abwehren, werden in die Klassen W1 bis W5 unterschieden. Die höchste Schlaghemmung bieten dabei Modelle mit der Klasse K5. Sinnvoll sind diese Modelle beispielsweise bei öffentlichen Veranstaltungen oder Demonstrationen mit einem hohen Gewaltpotential. Auch gegen fliegende Gegenstände etwa im Zusammenhang mit einem Fussballspiel können diese Westenmodelle sinnvoll sein.
Wie sind Stichschutzwesten aufgebaut?
Die Schutzwesten schützen in der Regel den Front- und Rückenbereich des Trägers. Es gibt Modelle, in die Kunststoff- oder Metallplatten zum Schutz gegen Stiche eingearbeitet wurden. Dabei werden in der Regel Aluminiumplatten verwendet, mit denen lebenswichtige Organe des Trägers geschützt werden. Das Obermaterial der Westen ist üblicherweise Polyester oder Nylon. Zum Reinigen lassen sich die Platten in der Regel entfernen.
Das Gewicht der Stichschutzwesten ergibt sich aus der Art der Platten: Bestehen diese aus Kunststoff, sind die Schutzwesten leichter und wiegen etwa ein bis zwei Kilo. Wer sich für eine Weste mit Metalleinlage entscheidet, muss mit einem Gewicht von rund fünf Kilogramm rechnen. Ein höheres Gewicht bedeutet nicht automatisch einen verbesserten Schutz, hier sollte also idealerweise genau verglichen werden.
Was ist bei Auswahl einer Stichschutzweste wichtig?
Bei der Auswahl einer Stichschutzweste sollten verschiedene Kriterien beachtet werden:
- Das Modell sollte klassifiziert sein, sodass genau ersichtlich ist, innerhalb welchen Bereichs die Weste Schutz bietet.
- Bei der Entscheidung spielt zudem der Einsatzbereich eine wichtige Rolle. Soll die Stichschutzweste verdeckt unter der Kleidung getragen werden, muss es sich um eine leichtere und dünnere Weste handeln.
- Tragen Polizeibedienstete oder Sicherheitskräfte die Stichschutzweste im Einsatz, muss beste Bewegungsfreiheit gewährleistet sein.
- Die Weste sollte mit Klettverschlüssen an die jeweilige Körperform angepasst werden können. Die Schutzweste muss eng am Körper anliegen.
- Wichtig ist, dass die Schutzweste lebenswichtige Organe des Trägers in verschiedenen Körperhaltungen schützt.
Zu bedenken ist, dass eine schwere Weste in der Regel auch auffälliger ist. Es kommt also immer darauf an, ob andere erkennen sollen, dass ein entsprechender Schutz getroffen wurde. Während es bei Polizeieinsätzen sinnvoll sein kann, die Weste sichtbar über der Kleidung zu tragen, gibt es andere Situationen, in denen eine unsichtbare Schutzweste vorteilhaft ist. Bei Polizeibediensteten ist eine Schutzweste oftmals Teil der Uniform.
Wer sich für den Kauf einer Stichschutzweste entscheidet, sollte die Modelle zunächst anprobieren und prüfen, ob die Weste angenehm auch für einen längeren Zeitraum getragen werden kann.
In welchen Bereichen sind Stichschutzwesten empfehlenswert?
Behördenmitarbeiter wie Polizisten sind während ihrer Tätigkeit mit einer Stichschutzweste geschützt. Auch für Busfahrer oder andere Mitarbeiter in öffentlichen Bereichen kann das Tragen einer Weste sinnvoll sein. Unter Umständen sind Stichschutzwesten während der Arbeitszeit vorgeschrieben.
Sicherheitspersonal ist ebenfalls einer besonderen Gefahr ausgesetzt, in eine Auseinandersetzung zu geraten. Kommt es beispielsweise vor einem Club zu einer Streitigkeit, ist eine Stichschutzweste empfehlenswert. Auch Mitarbeitende, die für den Objektschutz zuständig sind, treffen mit einer Stichschutzweste eine gute Wahl.
Leider kommt es in öffentlichen Bereichen zu Angriffen auf Rettungskräfte oder Feuerwehrleute, die sich ebenfalls mit einer Schutzweste vor Messerstichen schützen können. Insbesondere bei grossen Veranstaltungen mit vielen Menschen, können die Westen helfen.
Aus verschiedenen Gründen können sich auch Geschäftsleute für eine Stichschutzweste entscheiden. Abhängig von der Tätigkeit sind Angriffe denkbar, sodass ein ausreichender Schutz gewährleistet sein sollte. In diesen Fällen sind nicht sichtbare Unterziehwesten, die das Sicherheitsgefühl des Trägers erhöhen, zu empfehlen.
Welche Kleidungsstücke eignen sich als Ergänzung zur Stichschutzweste?
Eine Schutzweste ist ideal, um den Oberkörper vor Stichverletzungen zu schützen. Die Weste ist im besten Fall Teil einer kompletten Ausrüstung. Welche weiteren Schutzvorkehrungen zu treffen sind, hängt vom Einsatz der Weste ab. Geht es um den Schutz eines Polizisten bei einer Grossveranstaltung, empfiehlt sich die Ergänzung mit einem Helm, Handschuhen und taktischen Schuhen. Gerade im behördlichen Bereich werden Mitarbeitende mit einer kompletten Ausrüstung zu ihrem Schutz ausgestattet.
Titelbild: Michael Derrer Fuchs – shutterstock.com
Bild Polizisten: Michael Derrer Fuchs – shutterstock.com
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