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Luzerner Polizei: Manuela, Chefin der Fachgruppe Waffen und Sprengstoffe

Eine Mischung zwischen Führung, Bürojob und spannenden Aussendienstaufgaben.

Genau das liebe ich an meinem jetzigen Beruf.

Stell dich doch mal vor. Wer bist du?

Ich heisse Manuela, bin 48 Jahre alt und leite den Fachbereich „Waffen & Sprengstoffe“ der Luzerner Polizei im Rang eines Feldweibels. Dies passt ganz gut zu mir; wird mir doch immer wieder gesagt, dass ich ein „ziemlicher Weibli“ sei. Angefangen bei der damaligen Kantonspolizei Luzern, bin ich nun schon seit fast 20 Jahren bei der heutigen Luzerner Polizei.

Warum bist du Polizistin geworden?

In meinem „früheren Leben“ war ich Lehrerin. Mit 29 Jahren entschloss ich mich, aus dem Schulalltag auszubrechen und meinem Leben eine komplett neue Wende zu geben. Ich wollte wieder etwas Neues lernen; aber unbedingt weiterhin mit Menschen und in einem Team arbeiten. Ich war damals wie heute gut befreundet mit einem langjährigen Polizisten, welcher mir diesen Beruf mit all seinen Facetten näherbrachte und schlussendlich auch schmackhaft machte. Vor allem aber bestärkte er mein Interesse und erweckte meine Neugier. Er sah mich in diesem Beruf und sagte: „Wir brauchen solche Frauen wie dich bei der Polizei“. Also bewarb ich mich, bekam die Zusage, kündigte meinen geliebten Job als Primarlehrerin und machte mich auf zu neuen Ufern. Diesen Schritt bereue ich bis heute nicht.

Wo warst du bei der Luzerner Polizei schon überall tätig?

Nach dem Abschluss der Polizeischule 04/05 in Sempach war ich zunächst in der Agglomeration Luzern tätig. Danach kam ich aufs Land in die Polizeiregion Entlebuch. Nie hätte ich im Vorfeld gedacht, dass mir die Polizeiarbeit auf dem Land dermassen Freude bereitet. Viel dazu beigetragen hat sicher auch das tolle Team dieser eher kleinen, aber feinen Polizeiregion. Dort war eine ganz andere Art der Polizeiarbeit gefragt; welche mir selber sehr entsprach und mich persönlich auch bereicherte.

Nach zehn schönen und vielfältigen Jahren merkte ich aber, dass in mir die Neugier wiedererwachte. Ich wollte mit meinen fast 40 Jahren nochmals etwas Neues erlernen; dies klar innerhalb der Polizei. Es war Zeit, aus der Komfortzone auszubrechen und mich wieder aufs Glatteis zu wagen.

Zu dieser Zeit war eine Stelle im Fachbereich „Waffen & Sprengstoffe“ bei der Kriminalpolizei ausgeschrieben. Ich spielte schon ein paar Jahre vorher mit dem Gedanken in diesen Fachbereich zu wechseln, war aber damals noch zu gerne bei der Uniformpolizei tätig. Ich war diesem Fachbereich stets positiv eingestellt. Vor allem aber war ich gewillt zu lernen. Und das musste ich auch tun; hui! Es stimmt mich heute stolz, wenn ich auf all das zurückblicke, was ich mir in den vergangenen acht Jahren an Knowhow und Ausbildungen angeeignet habe. Ich hatte mit meinem damaligen Vorgesetzten das grosse Glück, dass er mich vollends unterstützte, mir alles erklärte und mich vor allem nicht bremste, als ich mit neuen Ideen kam, um den Fachbereich etwas „aufzufrischen“.

Heute bist du als Chefin verantwortlich für die Fachgruppe „Waffen & Sprengstoffe“. Wie sieht dein „Arbeitsalltag“ jetzt aus?

Ich arbeite in zivil; in der Regel von Montag bis Freitag zu Bürozeiten; ohne Nachtdienste.

Bei der Polizei von einem Arbeitsalltag zu sprechen, ist eigentlich ein Widerspruch in sich. Natürlich ist ein Tag im Verwaltungsbereich geregelter oder planbarer als an der Front; aber auch hier gibt es oft Unvorhergesehenes, was den Tag eben nicht zu einem Alltag macht. Genau das liebe ich an meinem jetzigen Beruf; eine Mischung zwischen Führung, Bürojob und spannenden Aussendienstaufgaben.

Da ist z.B. die ältere Dame, welche nach dem Tode ihres Mannes das Haus aufräumt und auf einige Waffen stösst, welche sie lieber nicht anfassen möchte. Oder ein sogenannter Waffenfreak, der merkt, dass er doch nicht alles vom neuen Waffengesetz verstanden hat und nun unsere Hilfe braucht. Weiter geht es mit der jungen Frau, welche gerne den Schiesssport mit einer eigenen Pistole ausüben möchte. Der aufgebrachte Mann am Schalter, dessen Waffen beschlagnahmt worden sind und nun nicht verstehen kann, warum er seine Waffen nicht mehr einfach so zurückerhält. Ein Höhlentaucher, welcher sich nach den gesetzlichen Grundlagen für ein Sprengmittellager für zukünftige Höhlenrettungen erkundigt. Nicht zu vergessen, die Jägerin, welche zu spät merkt, dass ihr europäischer Feuerwaffenpass abgelaufen ist und nun dringend Unterstützung benötigt, da sie im Ausland mit ihrer Waffe an einer Jagd teilnehmen will. Eine Gerichtspräsidentin, welche für sich und ihre Kollegen eine Aus-/Weiterbildung in Sachen Waffen wünscht. Ein Luzerner Waffenfachhändler, der noch eine Auskunft benötigt. Und zu guter Letzt, unsere Kollegin von der Uniform, welche an eine Häusliche Gewalt ausrücken und dabei einige Waffen sicherstellen musste. Wir leisten Support.

Grundsätzlich ist unser Fachbereich für den Vollzug des Waffen- und Sprengstoffgesetzes zuständig. Als Chefin dieses besonderen Fachbereichs ist es mir sehr wichtig, dass wir unsere Pflicht als Dienstleistungsbetrieb wahrnehmen und „ein Büro zum Greifen“ sind. Das Waffengesetz hat in letzter Zeit so viele Änderungen erfahren, dass es für viele schwierig ist, den Überblick zu behalten. Und genau dort müssen wir ansetzen. Mir ist der direkte Kontakt zu den Schützen, Sammlern, Jägern, Händlern, anderen kantonalen Waffenbüros und unseren internen Polizeiabteilungen äusserst wichtig. Dieses Netzwerk gilt es täglich zu pflegen. Und genau das wiederum macht meinen Job so interessant und vielfältig.

Was gibt dir die Motivation täglich am Ball zu bleiben und für das Gesetz einzustehen?

Es sind vor allem die vielen Begegnungen mit Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung; welche unserem Bereich grundsätzlich sehr positiv gesinnt sind. Wir helfen, wo wir können. Aber natürlich sind uns dabei auch Grenzen gesetzt. Deshalb schätze ich den Dialog; egal mit welcher Seite. Unser Fachbereich geniesst einen sehr guten Ruf und erhält grosse Wertschätzung. Das ist in der heutigen Zeit leider nicht mehr selbstverständlich und erfüllt mich als Chefin täglich mit Stolz und Freude.

Und dann ist da noch das beste Team, das man(u) sich wünschen kann. Alle von uns ziehen am gleichen Strang und helfen einander. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar!

Thema: Jugend und Waffen. Erkennt ihr Trends, welche euch Sorgen bereiten?

Ja, wir stellen seit einigen Jahren vermehrt fest, wie Jugendliche oder deren Eltern Waffen (SoftAir-Waffen, Springmesser, Schlagringe …) aus dem Ausland via Internet bestellen. Dabei gibt es zwei Hauptprobleme:

Einerseits sind viele der SoftAir-Waffen für Zivilisten aber auch für Polizisten nicht mehr von echten Feuerwaffen zu unterscheiden. Sie werden in die Schule mitgenommen oder auch abends mitgeführt, was ein erhöhtes Gefahrenpotential aufgrund der Verwechselbarkeit darstellt. Unsere Frontkollegen mussten schon mehrfach aufgrund von Meldungen, wonach jemand mit einer Waffe umherlaufe, ausrücken.

Andererseits wissen viele der Jugendlichen nicht, dass sie sich wegen illegaler Waffeneinfuhr sowie illegalem Waffenbesitz strafbar machen. Ein Strafregistereintrag wegen eines Verstosses gegen das Schweizerische Waffengesetz kann verheerende Folgen haben; z.B. auf der Suche nach einer Lehrstelle. Deshalb ist es auch hier wichtig, sich vor der Bestellung bei uns zu melden, damit man sich keine unnötigen Probleme schafft.

Sicherlich könntest du als Frau in diesem männerdominierenden Fachbereich hier einiges erzählen. Gibt es einen Einsatz der dich besonders geprägt hat? Allenfalls auch einen, an welchen du dich gerne zurückerinnerst?

Als Frau musste ich mir meine Position in diesem Fachbereich tatsächlich etwas mehr erarbeiten, bis ich vollends akzeptiert wurde. Dafür geniesse ich es jetzt umso mehr .

Ich erinnere mich noch genau an den älteren Herrn am Schalter, welcher seine Pistole zur Vernichtung abgeben wollte. Er wollte sie mir aber partout nicht übergeben. „Ich möchte einen richtigen Polizisten, der etwas davon versteht“. Er konnte nicht glauben, dass ich a) eine Polizistin bin und b) mit Waffen umgehen kann. Also delegierte ich diese Angelegenheit mit einem Schmunzeln an meinen damaligen Chef, welcher die Situation mit hochgezogenen Augenbrauen quittierte und mir die Pistole für die Weiterungen übergab. Kurzum, der ältere Herr besucht uns heute noch im Büro, lässt sich nun aber von niemanden ausser mir helfen.

Wenn du nochmals am Anfang deiner Karriere stehen würdest. Würdest du dich wieder für den Beruf Polizistin entscheiden?

Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Ich bereue den Schritt, zur Polizei gewechselt zu haben, auf keinen Fall. Aber ob ich alles nochmals durchlaufen möchte, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Die Zeiten haben sich stark geändert. Die Polizeiarbeit ist ganz sicher nicht einfacher geworden. Für jemanden, der den Kontakt zu Menschen liebt, Herausforderungen und das nicht Alltägliche sucht, ist es aber sicherlich immer noch ein sehr attraktiver und spannender Beruf.

Möchtest du noch etwas Abschliessendes sagen?

„Sei im Kleinen grosszügig; im Grossen aber kleinlich“.

Für mich macht dieser Spruch eines Instruktors an der Polizeischule heute noch Sinn; vor allem in meinem Fachbereich. Ich habe stets versucht, in diesem Sinne „zu polizeiere“ und bin damit immer gut gefahren. Zusammen mit etwas Fingerspitzengefühl, gesundem Menschenverstand, Respekt und einer gesunden Portion Neugier kann es gar nicht falsch herauskommen.

 

Quelle: Luzerner Polizei
Bildquelle: Luzerner Polizei

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