Neue Studie zu den Wechseln Militärdienstpflichtiger zum Zivildienst
Jedes Jahr scheiden rund 11’000 Militärdienstpflichtige vor Erfüllung ihrer Dienstpflicht aus der Armee aus.
Davon machen die Wechsel in den Zivildienst rund 60 Prozent aus.
Die Beweggründe, die über den Gewissenskonflikt hinausgehen, sind weitgehend unbekannt. Um wirksame Massnahmen ergreifen und das Dienstpflichtsystem weiterentwickeln zu können, lässt das VBS in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Zivildienst ZIVI die Motive für den Wechsel in den Zivildienst untersuchen. Der Bundesrat wurde an seiner Sitzung vom 22. Dezember 2023 über die Durchführung der neuen Studie informiert.
Aktuell verlassen deutlich mehr Armeeangehörige vorzeitig die Armee als zu Beginn der Weiterentwicklung der Armee (WEA) angenommen wurde: Jedes Jahr scheiden rund 11’000 Militärdienstpflichtige vor Erfüllung ihrer Dienstpflicht aus der Armee aus, sei es vor, während oder nach der Rekrutenschule. Davon machen die Wechsel in den Zivildienst rund 60 Prozent aus, gefolgt von Entlassungen aus medizinischen Gründen (rund 30 Prozent). Die Wechsel in den Zivildienst bewegen sich seit Jahren auf einem hohen Niveau.
Der Zivildienst ist der zivile Ersatzdienst für Militärdienstpflichtige, die den Militärdienst nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Mit der Tatbeweislösung hat der Gesetzgeber auf eine Anhörung zu den Gesuchgründen als Voraussetzung für die Zulassung zum Zivildienst verzichtet. Dieser Entscheid wird nicht in Frage gestellt.
Aktuelle Erhebung notwendig, um geeignete Massnahmen zu definieren
Um allfällige über den Gewissenskonflikt hinausgehende Motive zum Einreichen eines Zivildienstgesuchs zu analysieren, führt die Armee in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Zivildienst ZIVI eine Studie durch. Vor dem Hintergrund der verschlechterten Sicherheitslage in Europa sowie der Fragen rund um die Alimentierung der Bestände gehört diese aktuelle Erhebung zu verschiedenen Massnahmen, um den Abgängen mit gezielten Massnahmen entgegnen zu können und das Dienstpflichtsystem weiterzuentwickeln.
In der Studie wird insbesondere analysiert, wie sich die Situation vor, während und nach der „Weiterentwicklung der Armee“ (2018-2022) präsentiert hat. Das hauptsächliche Interesse gilt der Motivation Militärdienstpflichtiger, ein Gesuch um Zulassung zum Zivildienst einzureichen. Die Motive können vielfältig sein und nebst dem deklarierten Gewissenskonflikt können weitere Faktoren eine Rolle spielen. Ein Augenmerk wird auch darauf gelegt, wann die Gesuche gestellt werden. Die neue Studie soll dieser komplexen Motivlage gerecht werden und ein klares Bild schaffen. Ferner soll die Studie gestützt auf die Erkenntnisse der Motivanalyse allgemeine Empfehlungen zu verbesserungsbedürftigen Bereichen von Armee (Push-Faktoren) und Zivildienst (Pull-Faktoren) aussprechen. Befragt werden Zivildienstpflichtige, Gesuchstellerinnen und Gesuchsteller, deren Gesuch nicht zu einer Zulassung führte, sowie Militärdienstpflichtige, die kein Gesuch gestellt haben und weiterhin ihrer Militärdienstplicht nachkommen.
Die Studie wird vom externen Forschungsinstitut Interface Politikstudien Forschung Beratung AG durchgeführt. Die Befragungen beginnen Anfang 2024 und die Resultate werden bis Ende 2024 erwartet.
Quelle: Der Bundesrat
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