„Ich hatte jeweils freie Hand und konnte auch Neues wagen“
Seit rund 15 Jahren schreibt, recherchiert und illustriert Roman Dörr für Forum Z. Entstanden sind in dieser Zeit 99 Beiträge in verschiedenen Rubriken.
Für Beitrag Nummer 100 stellt sich der der Mann hinter den Zeichnungen, Zollanfragen und Zollgeschichten im Interview vor.
„Im Frühjahr 2008 stiess ich durch Zufall zu Forum Z. Damals schickte ich der Redaktion zwei Beiträge zur Rettung der Zoll-Referenzmuster-Sammlung ‹J8› ein“, erklärt Roman Dörr auf die Frage, wie er zu Forum Z. kam; dieses erschien zu diesem Zeitpunkt noch als Printmagazin.
Die Sache schien für ihn damit erledigt, doch kurz darauf habe man ihn angefragt, ob er weiteschreiben wolle – und Roman schrieb weiter.
Bis heute bringt der in Basel arbeitende Zollexperte der Forum Z.-Leserschaft mit seinen Beiträgen, Bildern und Zeichnungen die Welt des Schweizer Zolls näher. Dafür verbrachte er viele Stunden am Zeichenbrett, an der Tastatur und beim Durchforsten von Archiven und Dokumenten. Herausgekommen sind langlebige und beliebte Beitragsreihen, die teilweise auch von anderen Medien, wie beispielsweise FM1 Today aufgegriffen wurden.
Die lustigen Zollanfragen sind wahrscheinlich die am längsten laufende Beitragsserie in der Geschichte des Forum Z.
Ja, das stimmt (lacht)! Diese Anfragen wurden in der gedruckten Ausgabe erstmals 2010 als heiterer Schlusspunkt auf der letzten Seite publiziert. Sie sind noch immer ein Dauerbrenner.
Woher hast du all die Anfragen genommen, die uns seit Jahren amüsieren?
Von 2009 bis 2016 arbeitete ich in der „Mailzentrale des 1. Zollkreises“, der Vorläuferin der heutigen Auskunftszentrale BAZG. Hier fand ich unter den Mailanfragen zahlreiche Perlen, die ich sammelte.
Wie kamst du dazu, die lustigen Anfragen zu illustrieren?
Im Frühjahr 2019 wurde ich von der Redaktion Forum Z. angefragt, ob ich diese Beträge noch mit eigenen Zeichnungen illustrieren könne. Weil ich Jahrzehnte nicht mehr gemalt hatte, bat ich die Kollegin, man möge doch in Bern einen Illustrator suchen. Sie meinte: „Gut, aber wenn ich niemanden finde, hast du keine Ausreden mehr!“ – Zwei Monate später lieferte ich die ersten Bilder ab.
Und wie entstehen die Zeichnungen, die du für die Zollanfragen aber auch für andere Beiträge, wie zum Beispiel „Die versetzten Grenzsteine“ erstellt hast?
Die Illustrationen, die ich ausschliesslich in meiner Freizeit zeichne, entstehen mehrheitlich spontan. Diese Bilder habe ich im Kopf und muss sie nur noch malen. Dann gibt es auch Zeichnungen, die ich erst nach längerem Experimentieren zu Papier bringe.
Wie lange dauert es, bis eine Zeichnung fertig ist?
Es kommt auf das Thema an: Im kürzesten Fall, zum Beispiel die „fliegende Geburtstagstorte“, waren es etwa vier Stunden. Bei „Johann Sebastian Bachs nächtlichem Schrecken“ benötigte ich hingegen ein Mehrfaches an Zeit.
Du hast neben den lustigen Zollanfragen auch Beiträge zu anderen Themen verfasst und bebildert, zum Beispiel Zollgeschichtliches, Aktuelles oder die Zoll-Tipps. Wie hast du zu diesen Themen gefunden?
Die Themen haben mich gefunden, sie waren oft schon da. Die Zoll-Tipps und die Artikel zum aktuellen Geschehen entstanden aus meiner täglichen Arbeit. Über die Zoll- und Transitgeschichte der Schweiz schrieb ich aus eigener Faszination. Es kamen auch Aufträge von der Redaktion, etwa die Idee über Orte zu schreiben, welche beidseits der Grenze denselben Namen tragen, oder über die äussersten Punkte der Schweiz. In der Gestaltung hatte ich jeweils freie Hand und konnte auch Neues wagen.
Du hast für deine Beiträge unter anderem schweizweit besondere Grenzübergänge und geschichtsträchtige Orte besucht. Hast du unter diesen einen Lieblingsort?
Ich habe in allen besuchten Regionen meine Lieblingsorte (lacht). Zu den Favoriten gehört einerseits der westlichste Punkt der Schweiz, Grenzstein Nr. 1 bei Chancy GE, Referenzpunkt der Dufour-Karte. Und andererseits ist es der Dazio Grande bei Rodi TI mit der Strada Urana.
Du bist natürlich nicht nur als Forum Z.-Autor beim BAZG tätig, sondern auch als Zollexperte im operativen Bereich. Wie bist du damals zum Schweizer Zoll gekommen?
Bei der Umstrukturierung eines grossen Basler Pharmaunternehmens, die mit einer Entlassungswelle einherging, verlor ich Ende 1990 meine kaufmännische Stelle. Ich entschied mich für eine berufliche Neuausrichtung und meldete mich auf ein Zeitungsinserat der damaligen Eidgenössischen Zollverwaltung für die Ausbildung zum technischen Zollbeamten in der Handelswarenabfertigung. Im Januar 1991 trat ich in die Zollschule in Liestal ein.
Auf welches Highlight blickst du besonders gerne zurück, was deine Arbeit für Forum Z. betrifft?
Es gab in der Vergangenheit einige Highlights. Besonders präsent ist mir das Projekt „Perspektivenwechsel“ der Lokalebene Zoll Basel Süd von 2021. Ziel war das gegenseitige Kennenlernen der beiden Berufsgruppen „Personen“ und „Waren“ durch Einblick in die jeweils andere Arbeitswelt durch Mitarbeit in den Teams. Es war eindrücklich, den Beginn der Zusammenführung beider Berufsgruppen im Rahmen von DaziT begleiten und darüber schreiben zu dürfen.
Was steht als nächstes an?
Das weiss ich noch nicht. Aber ich bin zuversichtlich, dass mich die Themen wiederum finden werden.
Vielen Dank für das Gespräch.
Quelle: Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit BAZG
Bildquelle: Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit BAZG