Wetternews: Der Blick von den Voralpengipfeln…

…offenbart oft spannende meteorologische Gegebenheiten und gibt Aufschluss über die vorherrschende Wetterlage – so auch heute.

Wir fassen die wichtigsten Wetterphänomene des heutigen Tages mithilfe eines Webcambilds zusammen.

Eine Mehrheit von uns Meteorologinnen und Meteorologen liebt es, die Hügelzüge und Gipfel der Voralpen zu besteigen – jede und jeder auf seine Art: Die einen bevorzugen eine gemeinsame Wanderung auf den Grossen Mythen, andere strampeln per Mountainbike auf den Wildspitz. Gewisse Spezialisten versuchen sich halb rennend an den sieben Churfirsten. Und gleich eine ganze Gruppe von Kollegen und Kolleginnen „tüürelen“ im Winter frühmorgens, selten auch nach einer Nachtschicht, auf die nächstgelegenen Voralpengipfel und geniessen den immer seltener werdenden Pulverschnee.

Motivation für diese körperlichen Anstrengungen ist meist auch die Aussicht, welche dem meteorologischen Auge oft viel zu bieten hat. So auch heute:


Webcam-Bild vom Pilatus heute um 8:50 Uhr. Mehr zu den verschiedenen Wolkenformen lesen Sie in den folgenden Abschnitten. (Quelle: pilatus.roundshot.com )

1. Stratus (Nebel)

Seit einigen Tagen beschäftigt uns in den Niederungen Nebel- und Hochnebel. Dessen Prognose war die Tage nicht immer ganz einfach. So blieb er rund um den Vierwaldstättersee, aber auch am Zürichsee, oft hartnäckiger als erwartet.

Verhindert wurde dessen Auflösung durch eine kräftige Inversion, eine gealterte Grundschicht und durch zusätzlichen Feuchteeintrag der kühlen Seeoberflächen. Vor allem schützten aber die Voralpen vor dem kräftigen Südwestwind, der in den nördlicheren Regionen für Durchmischung an der Nebelobergrenze und in den Randgebieten gesorgt hatte.

Mehr zu der nicht alltäglichen Nebel- und Hochnebelsituation lesen Sie im gestrigen Blog.

2. Leebewölkung, teils in Form von Altocumulus Lenticularis (Linsenwolken)

Die in der rechten Bildhälfte zu erkennenden, linsenförmigen Wolken konnten sich aufgrund von Gebirgswellen bilden, welche durch die kräftige westliche Höhenströmung verursacht wurden. Neben den einzelnen Lenticulariswolken bildete sich auf Höhe der Tropopause ein regelrechter Cirrenschirm, welcher im Süden und in den östlichen Alpen die Sonne wider Erwarten stark einschränkte.

Mehr Informationen dazu: Gebirgswellen und Leewellen.


Der Satellitenfilm zeigt die von einer Gebirgswelle ausgelöste, stationäre Cirrenbewölkung. (Eumetsat, MeteoSchweiz)

Blick von Pischa Richtung Westen, unten links im Bild erkennt man Teile von Davos. Das Foto zeigt den nördlichen Rand der Leebewölkung. Zudem ist ein fällt ein dunkler streifen in der Bildmitte auf. Hier handelt es sich um den Schattenwurf eines Kondensstreifens! Mehr zu dieser Wolkenform im nächsten Abschnitt. Foto: D. Roth

3. Cirrus Homogenitus (Kondensstreifen)

Durch die Verbrennung des Kerosins stossen Flugzeuge Wasser und Russpartikel aus. Befindet sich das Flugzeug auf Reiseflughöhe, so herrschen dabei Umgebungstemperaturen zwischen -20 und -60 Grad. Die aus Flugzeugdüsen austretende, angefeuchtete Luft kühlt also sehr rasch ab und es kommt zur Bildung von Eiskristallen, welche sich als dünne Kondensstreifen zeigen.

Damit diese für längere Zeit bestehen bleiben, muss die Feuchtigkeit der Umgebungsluft hoch sein (relative Luftfeuchtigkeit um oder über 100%), da die Eiskristalle sonst rasch sublimieren und sich auflösen. Auch die Strömungsverhältnisse und die Schichtung der Atmosphäre beeinflussen, wie lange die dünnen Cirruswolken bestehen bleiben und ob sie sich allenfalls auch horizontal ausbreiten.

Bleiben die Kondensstreifen mindestens für 10 Minuten bestehen, so spricht man von Cirrus Homogenitus, also einer menschengemachten Eiswolke.


Kondensationsstreifen über Brügg, Kanton Bern. (Meteomeldung/App)

Blick von der Rotenflue auf den Nebel, welcher sich rund um den Vierwaldstättersee auch heute bis in den Nachmittag hinein hartnäckig hielt.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Der Blick von den Voralpengipfeln… – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: D. Gerstgrasser

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