Kanton Bern: Anzahl der Straftaten auf dem tiefsten Stand stabil
Im Jahr 2018 ist die Anzahl Straftaten auf dem tiefsten Wert seit Einführung der polizeilichen Kriminalstatistik stabil geblieben. Positiv zu werten ist insbesondere der Rückgang der schweren Gewaltstraftaten. Die Gesamtzahl der Vermögensdelikte fiel leicht geringer aus.
Während hier vor allem bei den Einbruchdiebstählen erneut ein massiver Rückgang verzeichnet werden konnte, stiegen die entsprechenden Deliktszahlen im Cyberbereich.
Knapp eine halbe Million Anrufe nahmen die vier Einsatzzentralen der Kantonspolizei Bern im letzten Jahr entgegen. Dabei handelte es sich durchschnittlich bei rund 21 Fällen pro Stunde um Notrufe. Insgesamt wurden über 129’000 Einsätze ausgelöst. Ein Teil davon stand im Zusammenhang mit Delikten, die in der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) zusammengefasst werden. Für das Jahr 2018 sind im Kanton Bern insgesamt 64’863 (Vorjahr: 65’695) Straftaten gemäss Strafgesetzbuch (StGB), Betäubungsmittelgesetz (BetmG) und Ausländergesetz (AuG) erfasst worden. Von sämtlichen Straftaten betreffen 77,2% (50’094) das StGB, 18,6% (12’114) das BetmG und 4,1% (2’655) das AuG. Erstmals erscheint die polizeiliche Kriminalstatistik für den Kanton Bern ohne die Rubrik „Übrige Bundesnebengesetze“.
Weniger Einbruchdiebstähle verzeichnet
Die Zahl der Straftaten im Bereich des Strafgesetzbuches präsentiert sich verglichen mit dem Vorjahr nahezu identisch. Ein nochmaliger, wenn auch geringer Rückgang konnte bei den Delikten gegen das Vermögen (-2%, total 36’200 Straftaten) verzeichnet werden. Mit 72,3% machen sie nach wie vor den weitaus grössten Teil aller Straftaten gemäss Strafgesetzbuch aus. Bei den Diebstählen, der prozentual grössten Deliktskategorie (59,4%) im Bereich der Vermögensdelikte, ist insbesondere der erneute Rückgang der Einbruchdiebstähle um 16% äusserst erfreulich. Die rückläufige Entwicklung ist ein deutlicher Beweis dafür, dass sich der nunmehr langjährige Fokus auf die Bekämpfung der Einbruchdiebstähle auszahlt. Darüber hinaus konnten auch bei den Fahrzeugeinbruchdiebstählen (502 Straftaten, -31%), den Trickdiebstählen (252 Straftaten, -18%), den Diebstählen ab/aus Fahrzeugen (607 Straftaten, -20%) und bei den Taschendiebstählen (1’381 Straftaten, -8%) jeweils beachtliche Rückgänge registriert werden. Hingegen musste bei den Ladendiebstählen ein Anstieg um 23% auf 2’989 Straftaten verzeichnet werden.
Zunahme im Cyberbereich
Bereits zum wiederholten Mal in Folge haben die Deliktskategorien Betrug (+21%) und betrügerischer Missbrauch einer Datenverarbeitungsanlage (+27%) stark zugenommen. Die höheren Fallzahlen sind vor allem auf die laufend steigende Tendenz bei der Cyberkriminalität zurückzuführen. Unter den Straftaten, die im Internet oder mit digitalen Instrumenten verübt werden, existieren zahlreiche unterschiedliche Phänomene. Entsprechend fallen teilweise auch Delikte wie unbefugtes Eindringen in Datensysteme (+7%), Geldwäscherei (+90%), Erpressung (+21%), Drohung (+7%) oder Ehrverletzung (+6%) in diesen Bereich. Aber auch sexuelle Übergriffe, die zum Beispiel Straftaten wie sexuelle Belästigung (+9%), sexuelle Handlungen mit Kindern (-14%) und Pornografie (+7%) umfassen, können unter die Cyberkriminalität fallen. Dies zeigt, dass die Cyberkriminalität weit über Phänomene wie beispielsweise Hackerangriffe hinausgeht und eine Verschiebung zahlreicher klassischer Delikte in die Internetkriminalität stattgefunden hat.
Schwere Gewaltdelikte rückläufig
Die Gewaltdelikte stabilisierten sich insgesamt auf dem Niveau das Vorjahres (total 4’041 Straftaten). Hervorzuheben gilt, dass es bei den Delikten, die unter Anwendung schwerer Gewalt verübt wurden, zu einer Abnahme um 25% (-42 Straftaten) kam. Darunter fallen neben den Tötungsdelikten (7 vollendet / 6 versucht) beispielsweise auch die schweren Körperverletzungen, deren Zahl so tief ist, wie seit acht Jahren nicht mehr (45 Straftaten, -44%). Auch bei der minderschweren Gewalt konnte ein Rückgang um 2% auf 2’875 Straftaten verzeichnet werden.
Zwischenbilanz Schwerpunkt „Gewalt im öffentlichen Raum“
„Gewalt im öffentlichen Raum ist ein gesellschaftliches Problem, das uns alle betrifft“, ist sich Kommandant Stefan Blättler sicher. Deshalb hat die Kantonspolizei Bern hier seit Anfang letzten Jahres einen Schwerpunkt gesetzt. Mitarbeitende der Kantonspolizei Bern waren beispielsweise an Ausgangsorten vermehrt präventiv präsent, suchten gezielt persönliche Gespräche und stiessen dabei auch auf zahlreiche offene Ohren. Zugleich wurde bei festgestellten Verstössen konsequent vorgegangen. Auch im neuen Jahr wird der Schwerpunkt mit präventiven und repressiven Massnahmen, flankiert von einer Sensibilisierungskampagne, weitergeführt. „Unser primäres Ziel ist es, das Sicherheitsgefühl der Berner Bevölkerung zu stärken. Dafür werden wir auch im niederschwelligen Bereich aktiv sein, um Gewaltspiralen frühzeitig zu durchbrechen und langfristig eine Senkung der schweren aber auch minderschweren Gewaltstraftaten zu erreichen.“
Mehr Schmuggelfälle aufgedeckt
Leicht zurückgegangen sind im Allgemeinen die Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz (-3%). Allerdings konnten deutlich mehr Straftaten im Zusammenhang mit dem Schmuggel von Drogen festgestellt werden (+45%, total 344 Straftaten), und zwar sowohl im Bereich des schweren als auch im Bereich des leichten Falls. Dies ist besonders erfreulich, weil es sich hier oftmals um professionell organisierte, international tätige Drogenhändlerringe handelt, die erst durch aufwändige polizeiliche Ermittlungen und Kontrollen aufgedeckt und zerschlagen werden können.
Bessere Aufklärungsquoten – mehr beschuldigte Jugendliche
Während die Aufklärungsquoten beim Betäubungsmittelgesetz und beim Ausländergesetz üblicherweise sehr hoch ausfallen (98,8% bzw. 100%), gestaltet sich die Aufklärung der Straftaten im Bereich des Strafgesetzbuches naturgemäss schwieriger. Dennoch ist es gelungen, die Aufklärungsquote erneut leicht, um 1,4% auf total 35,9%, zu steigern. Wörtlich ausgedrückt bedeutet dies, dass mehr als jedes dritte, bekannte Delikt geklärt und Beschuldigte ausfindig gemacht werden konnten.
Gut 80% der Straftaten wurden durch Männer begangen, wobei die 18- bis 24-Jährigen alljährlich besonders oft polizeilich in Erscheinung treten. Die Zahl der minderjährigen beschuldigten Jungen im Bereich des Strafgesetzbuches ist um 9,5% auf 816 gestiegen. Hingegen wurden 32,1% weniger Mädchen wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz zur Anzeige gebracht (total 74 Beschuldigte).
Quelle: Kantonspolizei Bern
Artikelbild: Symbolbild © Kantonspolizei Bern