Nach Scharia-Einführung in Brunei: Christen aus Öffentlichkeit verbannt
Der Sultan von Brunei lobt die Vorzüge der Scharia weiterhin, auch wenn er verspricht, die Todesstrafe gegen Homosexuelle vorerst auszusetzen.
43 Prozent der Einwohner sind keine Muslime. Während der Islam weiterhin verbreitet werden darf, wird beispielsweise die christliche Minderheit (13 Prozent) aus dem öffentlichen Raum verbannt.
Nach einer Welle der Entrüstung in der westlichen Welt gab der Sultan von Brunei nach. Vorerst werde das Todesurteil für Homosexuelle nicht vollstreckt, wie es in dem am 3. April 2019 vollumfänglich eingeführten Scharia-Rechtssystem vorgesehen wäre.
In einer Rede lobte Sultan Hassanal Bolkiah jüngst erneut die Scharia und spricht von „Fragen und falschen Annahmen“. Sobald diese ausgeräumt seien, „werden sich die Vorzüge dieses Gesetzes bemerkbar machen.“
George Clooney, der sich bereits für die Unterdrückten in Darfur vor Ort eingesetzt hatte, kündigt nun laut Medienberichten an, seine Kritik gegen das Sultanat aufrecht zu erhalten: „Die leichte Entschärfung – nach dem gewaltigen Sprung rückwärts – ist ein kleiner Schritt nach vorne.“
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Scharia gilt auch für Nicht-Muslime und Gastarbeiter
Tatsächlich wird die Freiheit von Minderheiten im Land durch die Scharia im Sultanat nun noch weiter eingeschränkt, wie Open Doors feststellt.
Seit dem 3. April 2019 gilt im Sultanat Brunei die Scharia vollumfänglich als Rechtssystem. Das Strafrecht war bereits seit Mai 2014 schrittweise an die Scharia angepasst worden. Jetzt ist die Scharia Grundlage der Rechtsprechung für alle Bewohner von Brunei (mit Ausnahme der königlichen Familie).
Sie gilt für Muslime wie Nicht-Muslime, Gastarbeiter eingeschlossen. Offiziell befindet sich das Land seit 1962 im Ausnahmezustand, dem Jahr der Revolte gegen das britische Protektorat. Damit liegt alle Macht in den Händen des Sultans.
43 Prozent der Einwohner einem abweichenden religiösen Rechtssystem unterworfen
Etwa 57 Prozent der Bevölkerung sind Muslime. Durch die Einführung der Scharia werden somit 43 Prozent der Einwohner de facto einem nicht-staatlichen, religiösen Rechtssystem unterworfen, welches nicht das ihre ist.
Von den 430’000 in Brunei lebenden Menschen bekennen sich etwa 57’400 zum christlichen Glauben; also etwas mehr als 13 Prozent. Sie sehen mit der neuen Gesetzgebung ihre Religionsfreiheit in Gefahr. Im Land sind drei römisch-katholische und zwei anglikanische Kirchen offiziell anerkannt. Andere protestantische Gemeinden haben es sehr schwer, eine Registrierung zu erlangen. Bei Genehmigungen für die Erweiterung bestehender Gebäude haben selbst anerkannte Kirchen grösste Schwierigkeiten, von Gemeindegründungen ganz abgesehen. Es ist generell streng verboten, eine andere Religion als den Islam zu verbreiten. Christen dürfen nur innerhalb ihrer Kirchen im Glauben unterwiesen werden. Gleichzeitig darf der Islam uneingeschränkt verbreitet werden.
Thomas Müller, Verfolgungsanalyst bei Open Doors, erklärt: „Es ist zu erwarten, dass sich nun die Gesellschaft ändert.“ In welcher Form sei abhängig, was als anti-islamisch gewertet wird. „Auch ist zu erwarten, dass die Konvertiten gezwungen sein werden, ihren neuen Glauben nur noch im Geheimen zu praktizieren.“
Konvertiten kann Todesurteil erwarten
Wendet sich ein Muslim vom Islam ab, gilt er als Abtrünniger. Bezeichnet er sich selbst oder eine andere Person als Gott, Prophet oder einen Gesandten Gottes, so muss er auf die glaubwürdige Aussage von zwei Zeugen hin getötet werden.
Sind keine Zeugen da, so genügen auch andere Beweise für sein „Verbrechen“, um ein Urteil von bis zu 30 Jahren Haft zu verhängen. Sollte der Beschuldigte seinen Glaubenswechsel bereuen und widerrufen, wird die Anklage fallen gelassen. Todesurteile wegen Abfall vom Islam wurden jedoch seit vielen Jahren im Lande nicht mehr vollstreckt.
Pastoren, die sich gegenüber Open Doors zu dem Thema äussern, wollen unerkannt bleiben. Einer sagte: „Die christlichen Nationen sind sehr besorgt um die Rechte der LGBT-Community und sprechen darüber mit der Regierung von Brunei. Aber niemand tritt ein für die Christen wegen des Verbots der Verbreitung des Evangeliums unter der Scharia.“
Christen raten Kindern zum Exil
Die Reaktionen christlicher Leiter sind unterschiedlich. Die einen wollen sich den Mund und dadurch die Weitergabe ihres Glaubens nicht verbieten lassen, selbst wenn sie dafür einen hohen Preis zahlen müssen. Andere plädieren für den Rückzug hinter die Kirchenmauern.
Eine Kontaktperson von Open Doors berichtet: „Viele Christen fordern ihre Kinder auf, sich im Ausland eine Zukunft aufzubauen. Brunei könnte zu einem Zentrum des Islamismus für Südostasien werden, wie das neue islamische Studienzentrum in Temburong im östlichen Distrikt des Landes befürchten lässt. Die neue Gesetzgebung kann dazu führen, dass alle Bewohner Bruneis sich dem Islam zuwenden müssen. Eine Lokalzeitung zitiert einen Regierungsverantwortlichen mit den Worten: ,Die Bibel und derlei Material kommen nicht ins Land.“
Nicht registrierte Kirchen werden geduldet, solange sich die Nachbarn nicht über sie beschweren. Nun aber kann anhand der neuen Rechtslage jedes Glaubensgespräch als Beleidigung des Propheten Mohammed ausgelegt werden, was zu Haft und Verurteilung führt.
Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors rangiert Brunei aktuell an 36. Stelle unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Quelle: Open Doors Schweiz
Titelbild: james wk – shutterstock.com