Liechtenstein: Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts

Bildungsministerin Dominique Hasler und Schulamtsleiter Arnold Kind sowie die Schulleiterin der Gemeindeschule Ruggell, Elisabeth Büchel, und der Schulleiter der Realschule Vaduz, Peter Hilti, informierten am Freitag, 15. Mai 2020 anlässlich einer Pressekonferenz über die Einführungswoche und wie es nächste Woche an den Schulen weitergeht.

Im Rahmen der Einführungswoche wurde der bisherige Fernunterricht mit ersten Präsenzveranstaltungen in kleinen Gruppen von maximal vier Schülerinnen und Schülern ergänzt.

Ziel war es, den Präsenzunterricht an den öffentlichen Kindergärten, Primarschulen, Schulen der Sekundarstufe I und II sowie an den von der Regierung bewilligten Privatschulen schrittweise wieder aufzunehmen. Die Lehrpersonen holten die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Einführungswoche soweit wie möglich individuell gemäss ihrem Lernstand ab und führten die Kinder und Jugendlichen gezielt in die neuen Hygienemassnahmen ein. Damit wurde eine bestmögliche Rückkehr zum Präsenzunterricht sichergestellt.

Die Sicherheit aller beteiligten Personen hat weiterhin oberste Priorität, weshalb vom Schulamt in Zusammenarbeit mit dem Amt für Gesundheit Hygiene- und Distanzregeln als Vorgaben erlassen wurden. Im Rahmen dieser Vorgaben haben die jeweiligen Schulstandorte ein eigenes Umsetzungskonzept erarbeitet, um auf die spezifischen Anforderungen der unterschiedlichen Schulstufen und räumlichen sowie organisatorischen Bedingungen eingehen zu können.

Präsenzunterricht unter Einhaltung der Hygiene- und Distanzmassnahmen

Ab nächster Woche wird mit gewissen Einschränkungen der Schulbetrieb in den Schulen aufgenommen, natürlich auch wieder unter Einhaltung der Hygiene- und Distanzmassnahmen.

Schulleiterin Elisabeth Büchel machte einen Rückblick auf die Einführungswoche an der Gemeindeschule Ruggell. Sie zeigte auch, wie die Vorgaben im schuleigenenen Umsetzungsplan angewendet werden. Im Kindergarten und auf den ersten beiden Stufen der Primarschule gibt es geringe Einschränkungen. Nach Möglichkeit soll auf eine alters- und situationsgerechte Einhaltung der Distanzregeln geachtet werden. Der Unterricht findet in der üblichen Klassengrösse und unter Einhaltung der Blockzeiten statt. Auch in der dritten bis fünften Stufe der Primarschule wird der Präsenzunterricht mit allen Schülerinnen und Schülern durchgeführt, jedoch unter Einhaltung der Distanzregeln, was Gruppenteilungen bedingt. Auch hier findet der Unterricht unter Einhaltung der Blockzeiten statt. Die Schulleiterin machte anhand eines Beispiels deutlich, wie der neue Schulalltag ab der kommenden Woche aussehen wird.

Schulleiter Peter Hilti zeigte auf, welche Erfahrungen seine Schule mit dem Fernunterricht der vergangenen Wochen sammelte. Er erläuterte zudem, wie die Kombination von Präsenz- und Fernunterricht funktioniert, die ab nächster Woche auf der Sekundarstufe angewendet wird.

Aufgrund der besonderen Situation gibt es schulorganisatorische Einschränkungen, was beispielsweise bedeutet, dass Kochen und der Sportunterricht nicht im Präsenzmodus stattfinden können. Hier ist eine gewisse Prioritätensetzung im Lehrplan erforderlich. Klassen und Gruppen werden nicht durchmischt sowie sämtliche Aktivitäten mit höheren Übertragungsrisiken vermieden. Die im engen Dialog mit den Schulleitungen getroffene Entscheidung, auf der Sekundarstufe – parallel zum Präsenzunterricht – mit dem Fernunterricht fortzufahren, dient der Gesundheit der im Schulhaus anwesenden Personen. Auf der Sekundarstufe ist die Gesamtanzahl der Schülerinnen und Schüler grösser, wodurch eine potentiell höhere Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus gegeben ist. Dies gilt es möglichst zu verhindern.

Zu welchem Zeitpunkt weitere Lockerungen, z.B. im Sportunterricht stattfinden können oder dann auf allen Schulstufen komplett auf den Präsenzunterricht umgestellt werden kann, hängt vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab, erklärte Schulamtsleiter Arnold Kind. Er verwies darauf, dass nun alle im Sinne der Vorbildfunktion gefordert seien, mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam die Einhaltung der Vorschriften im Alltag umzusetzen.

Präventionskampagne #HebenSorg

Es wird alles unternommen, um die Rückkehr an die Schulen so sicher als möglich zu gestalten. Die Schülerinnen und Schüler werden direkt in den Schulen instruiert, wie sie sich und andere im Schulalltag und auch zuhause schützen können. Alle Schulklassen der öffentlichen Regelschulen erhielten zu diesem Zweck ein vom Ministerium für Inneres, Bildung und Umwelt erstelltes Paket mit Plakaten, Flugblättern und Aufklebern, welche auf die wichtigen Distanz- und Hygienemassnahmen aufmerksam machen: Abstand halten, gründlich Hände waschen, Händeschütteln vermeiden, in Taschentuch oder Armbeuge husten oder niesen und bei Symptomen zuhause bleiben. Die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern wurden mit einem persönlichen Brief über die Präventionskampagne in Kenntnis gesetzt. Ferner wurde für Eltern und Betreuende eine Checkliste mit Schutzmassnahmen erstellt. Die Sensibilisierung erfolgt auch unter #HebenSorg in sozialen Medien und auf der Webseite www.hebensorg.li. Auf der Webseite stehen auch alle Informationen zum Download bereit und ferner befindet sich darauf auch eine Zusammenstellung mit den wichtigsten Fragen und Antworten. Im Rahmen dieser Kampagne ist auch ein Live-Stream geplant, in welchem die Schülerinnen und Schüler, Bildungsministerin Dominique Hasler, ihre Fragen stellen können. Die vom Ministerium für Inneres, Bildung und Umwelt initiierte Kampagne soll mit weiteren Informationen über den Schulbereich hinaus fortlaufend ergänzt werden.

Umfrage bei Schülerinnen und Schülern

Die vergangenen Wochen waren eine intensive Zeit. Es ist wichtig, dass die gewonnenen Erfahrungen durch das Schulamt und die Regierung genau ausgewertet und Lehren daraus gezogen werden. Nach den bereits veröffentlichten Ergebnissen der Elternbefragung hat das Schulamt nun auch erste Rückmeldungen der Lehrpersonen zu ihren Erfahrungen mit dem Fernunterricht erhalten: Bislang wurden 456 Rückmeldungen erfasst. 95 Prozent konnten sich gemäss Umfrage mit dem Fernunterricht gut arrangieren. 94 Prozent geht es gesundheitlich gut und 91 Prozent sind auch psychisch in guter Verfassung. 88 Prozent können den Fernunterricht und ihre persönliche Situation gut kombinieren. 62 Prozent aller Lehrpersonen sagten, die Abgrenzung von Beruf und Privatem gelinge gut.

„Die digitalen Medien haben an unseren Schulen nun definitiv Einzug gehalten“, meinte eine Lehrperson. Eine andere Lehrperson wies darauf hin, dass für sie als berufstätige und alleinerziehende Mutter mit Kindern im Primarschulalter es aber eine riesige Herausforderung gewesen sei, die eigenen Kinder zu unterstützen und zugleich Homeoffice und Haushalt zu bewältigen. Mehrfach wird darauf hingewiesen, dass ein ausserordentliches Arbeitspensum nötig war und ist, um die aktuelle Situation zu bewältigen.

Mit dem Fernunterricht ist auch das Bewusstsein stark gestiegen, was die Stärken digitaler Geräte im Bildungswesen sind. Der gewinnbringende Einsatz digitaler Geräte im Unterricht ist durch die praktische Erfahrung im Fernunterricht vertrauter und auch fassbarer geworden. Die Schulschliessung hat uns deutlich vor Augen geführt, dass das Geld, das wir derzeit in die Informations- und Kommunikationstechnik der Schulen investieren, sehr gut angelegt ist. Als vorteilhaft erwies sich auch die Umstellung auf den neuen Lehrplan LiLe: Das neue Modul „Medien und Informatik“ beispielsweise trägt weiter dazu bei, dass die Kinder und Jugendlichen lernen, neue Medien verantwortungsvoll, kritisch und kompetent anzuwenden.

Aktuell werden landesweit auch die Schülerinnen und Schüler befragt. Um möglichst authentische und noch aktuelle Antworten zu erhalten, ist es wichtig, diese zeitnah an die Fernunterrichtszeit anzuschliessen. Die Befragung ist aufgeteilt in drei unterschiedliche Fragebogen: einen für den Kindergarten bis zur 3. Klasse, einen für die 4. Klasse bis und mit der Sekundarstufe I sowie einen weiteren für das Gymnasium (5.-7. Klasse), die BMS und das Freiwillige 10. Schuljahr.

Die Klassenlehrpersonen der 4. und 5. Klassen Primarschule sowie der Sekundarstufe I wurden darum gebeten, die Umfrage an alle Schülerinnen und Schüler weiterzuleiten. Die Befragung ist anonym und wird vom Schulamt pro Schulstufe ausgewertet. Nach der quantitativen Auswertung werden auch qualitative Ratings stattfinden. Die Klassenlehrpersonen des Kindergartens und der 1. bis zur 3. Klasse der Primarschulen stellen mindestens vier Schülerinnen und Schülern ihrer Klasse die sieben Fragen gemäss Umfrage und erfassen die Originalantwort des jeweiligen Kindes. Die Auswertungen werden Ende Mai beziehungsweise Anfang Juni mit den Schulleitungen besprochen und dann veröffentlicht.

Bildungsministerin Dominique Hasler bedankte sich bei allen für die grosse Disziplin. Der Fernunterricht habe gut funktioniert, was dem grossen Einsatz der Lehrpersonen, der Eltern und der Schülerinnen und Schüler zu verdanken gewesen sei. Wenn es nun gelinge, die Hygiene- und Distanzmassnahmen trotz der Lockerungen weiterhin konsequent einzuhalten, sei die Krise hoffentlich schon bald überstanden und gut gemeistert. Die Bildungsministerin sprach insbesondere auch den Jugendlichen ein grosses Dankeschön aus. Die grosse Mehrheit der Liechtensteiner Jugendlichen halte sich vorbildlich an die Vorgaben und leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung des Coronavirus.

 

Quelle: Fürstentum Liechtenstein
Titelbild: Hybrid Gfx – shutterstock.com

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