Frauen als Sextäterinnen im Krieg

Immer häufiger werden auch Männer in bewaffneten Konflikten zu Opfern sexueller Gewalt. Zu ihren Peinigern zählen zunehmend weibliche Militärangehörige, die sich aktiv an sexuellen Misshandlungen und Grausamkeiten beteiligen. Dies geht aus dem aktuellen „Human Security Report“ (HSR) hervor, der von der Simon Fraser Universität in Vancouver herausgegeben wird.

Als Protoyp einer Kriegsverbrecherin und Folterin gilt seit dem Abu-Ghuraib-Folterskandal die ehemalige US-Soldatin Lynndie England. Das Kleinstadtmädchen aus West Virginia war zusammen mir ihren Kameraden vom US-amerikanischen Militär- und Geheimdienst an grausamsten sexuellen Misshandlungen irakischer Gefangener beteiligt. Fotos, welche die Folterungen festhielten, gelangten 2004 in die Medien und lösten weltweites Entsetzen aus.

Lynndie England wurde anschliessend zu lediglich drei Jahren Haft verurteilt – seit 2007 befindet sich die Kriegsverbrecherin, die keine Reue zeigt, vorzeitig auf freiem Fuss. Die ehemalige US-Soldatin versichert, dass die Folterungen auf Anordnung ihrer Vorgesetzten geschahen und auch der US-Verteidigungsminister Rumsfeld sowie der damalige US-Präsident Bush von den Folterungen wussten.


England wird abgeführt, nach dem sie zu drei Jahren Haft verurteilt wurde
Bild: Spc. L. B. Edgar – Wikimedia – Public Domain

Frauen als Vergewaltigerinnen und Folterinnen

Dass Lynndie England kein Sonderfall ist, sondern eher typisch für das bislang wenig beachtete Phänomen „Frauen als Sextäterinnen im Krieg“, zeigt der jüngste „Human Security Report“. Auch wenn nach wie vor mehrheitlich Frauen im Krieg Opfer von sexueller Gewalt und Männer die Täter sind, belegt der Bericht doch, dass Frauen sehr wohl zu den gleichen Grausamkeiten fähig sind und diese auch ungehemmt ausleben.

So sind in manchen Konfliktregionen bis zu 40 Prozent Frauen an sexuellen Peinigungen aktiv beteiligt. In manchen Ländern nehmen Frauen zusammen mit Männern an Gruppenvergewaltigungen von Geschlechtsgenossinnen teil – und auch Übergriffe gegen Männer spielen eine entscheidende Rolle. Neben erzwungenem Sex reicht das Spektrum der durch Frauen verübten Grausamkeiten von sexueller Erniedrigung der Gefangenen bis hin zur Kastration, so der HSR-Forscher Sebastian Merz („Spiegel“ 47/2012).

Die besagte Entwicklung erklärt der deutsche Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke in einem Radiointerview mit „rbb“ damit, dass es „mehr weibliche Soldaten, also Soldatinnen, vor Ort gibt, die die Möglichkeit haben, an solchen Folterungen teilzunehmen.“ Die gestiegene Zahl von weiblichen Militärangehörigen führe dann auch zu einer erhöhten Anzahl der Delikte von Frauen gegen Männer. Mit anderen Worten: Es ist schlicht die Gelegenheit, die Frauen dazu bringt, im Krieg primitivsten Impulsen nachzugeben und sich – nicht anders als Männer – wie Tiere aufzuführen.

Oberstes Bild: © koh sze kiat – shutterstock.com

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