Geplanter IS-Terroranschlag auf bekannten Youtuber – Tadschike vor Gericht

Düsseldorf. Eine tadschikische ISIS-Terrorzelle soll in Deutschland und Albanien Mord- und Terrorattentate geplant haben. Im Visier der Terror-Zelle stand unter anderem der Islam-Kritiker und Youtuber Amir A. aus Neuss, der zum Christentum konvertiert ist. Seine Leiche sollte nach seiner Ermordung auf Youtube zur Schau gestellt werden.

Der Mordanschlag konnte vereitelt werden. Eine Spezialeinheit nahm die Terrorzelle im April hoch. Zu der Zeit saß der angeklagte Ravsan B. (30) aus Wuppertal schon seit eineinhalb Jahren in U-Haft. Laut Anklage soll er dennoch an der Planung des Verbrechens beteiligt gewesen sein. Er soll auch die Waffe für den Mord beschafft haben.

Seit Dienstag wird Ravsan B. im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichtes der Prozess gemacht.



„Im Dezember 2018 beschlossen der Angeklagte und die gesondert verfolgten Tatverdächtigen, eine Zelle zu gründen. Über den Messengerdienst Telegram standen sie in Kontakt zu einem ISIS-Terroristen mit dem Kampfnamen ,Abu Fatima'“, so Staatsanwalt Dr. Michael Klemm in der Anklageverlesung.

Von „Abu Fatima“ bekamm Ravsan B. demnach auch den Auftrag, in Deutschland Anschläge zu verüben. Dr. Klemm: „Der Angeklagte verschaffte sich sieben Anleitungen für den Bau von Bomben. Darin gab es genaue Angaben zu den Grundstoffen, Mengen, Bezugsquellen und Hinweise auf Gefahren bei der Herstellung.“ Diverse Komponenten soll sich die Terrorzelle im Internet beschafft haben. Geplant waren vermutlich Anschläge mit Gleitschirmen auf Militärbasen.

Um Geld für den Islamischen Staat zu beschaffen, soll sich Ravsan B. zu einem mit 40 000 US-Dollar dotierten Auftragsmord in Albanien bereiterklärt haben. Dort sollte ein Geschäftsmann getötet werden. Da jedoch Zweifel an der Identität der Zielperson aufgekommen seien, hätten die Männer die Aktion im letzten Moment abgebrochen. Unmittelbar danach reisten sie zurück nach Deutschland.

Zur gleichen Zeit nahm die Terrorzelle den Islamkritiker und Youtuber Amir A. aus Neuss ins Visier. „An ihm sollte ein Exempel statuiert werden. Nach Ausführung des Mordplans, sollte ein Video vom Leichnam im Internet gezeigt werden“, sagte Staatsanwalt Dr. Klemm.

Der Youtuber soll im Fitnessstudio und innerhalb von Neuss von Mitglieder der Terrorzelle über Stunden ausgespäht worden sein. Diese hatten sich bereits zwei scharfe Schusswaffen besorgt. Die Handys der Tadschiken wurden schon seit längerem von der Polizei überwacht, die auch verdeckte Oberservationen vornahm. In der Nacht vor dem geplanten Anschlag nahm ein Spezialeinsatzkommando die Tatverdächtigen fest.

A. spricht über den vereitelten Mordanschlag auf seine Person später selbst ausführlich auf seinem Youtube-Kanal. „Diese Geisteskranken hatten sich sogar schon Waffen besorgt gehabt“, sagt Amir A. in dem Video. „Diese Leute haben versucht, mich zu ermorden. Um Haaresbreite hätten sie es geschafft.“

40 Verhandlungstage bis Mai 2021 hat der zuständige sechste Strafsenat unter Vorsitz von Richter Jan van Lessen zunächst für den Fall angesetzt.

Zum Auftakt des Prozesses wollte sich der angeklagte Ravsan B. weder zu seiner Person noch zur Sache äußern. Fünf weitere Zellenmitglieder befinden sich in U-Haft in NRW. Wann ihre Verfahren beginnen, steht noch nicht fest. Ein sechster Terrorist wurde nach Tadschikistan abgeschoben und dort schon zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, wie Dr. Michael Klemm, Staatsanwalt beim Bundesgerichtshof, mitteilte.

 

Quelle: Bild.de (bearbeitet von belmedia Redaktion)
Titelbild: Valery Evlakhov – shutterstock.com

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