Kanadische Studie beweist: Kinder brauchen Väter

Weihnachtszeit ist Familienzeit. Für viele Kinder bedeutet das allerdings, gleich zwei Mal zu feiern, weil Mama und Papa getrennt leben. Aber auch in formal kompletten Familien fehlt de facto oft ein Elternteil, weil er zu viel arbeitet oder an der Erziehung einfach nicht teilnimmt.

Meist ist dieser fehlende Part der Vater. Was Vaterlosigkeit bei Kindern anrichten kann, hat jetzt ein kanadisches Forscherteam herausgefunden.


Kinder brauchen Väter: Das ist das klare Fazit einer Studie der kanadischen Neurobiologin Gabriella Gobbi und Kollegen. Das Fehlen des Vaters, zumindest in kritischen Entwicklungsphasen, führt zu massiven Gehirnveränderungen und abnormalem, aggressivem Verhalten sowie grösserer Affinität zu Suchtmitteln.

Dr. Gobbi hat zwar an Mäusen geforscht, das Ziel der Studie aber war klar auf den Menschen gemünzt. Denn viele Studien haben sich mit der Rolle der Mutter in der Kindesentwicklung befasst und dabei klar deren Wichtigkeit herausgestellt. Wenig wurde jedoch bisher über den Einfluss der Väter geforscht. Diese Lücke wollten die kanadischen Wissenschaftler schliessen.

Die Kalifornische Weissfussmaus bot sich dabei als idealer Modellorganismus an. Im Gegensatz zu anderen Mäusen lebt diese Art monogam, Mäusemütter und -väter sind zu etwa gleichen Teilen am Grossziehen des Nachwuchses beteiligt. Aber nicht nur deswegen findet Gabriella Gobbi ihre Forschungsergebnisse „extrem relevant“ für Menschen. Die Laborsituation erlaubte den Forschern eine genaue Kontrolle der Bedingungen, was bei Langzeitstudien mit Kindern und Jugendlichen nicht möglich ist. “Laborstudien an Mäusen sind deshalb vielleicht sogar klarer interpretierbar als Studien an Menschen, wo eine Kontrolle aller Einflussfaktoren während der Entwicklung unmöglich ist“ ergänzt Francis Bambico, Forscher am Centre for Addiction and Mental Health (CAMH) in Toronto und Mitautor der Studie.

Dr. Gobbi und ihre Kollegen verglichen das Sozialverhalten und die Gehirnanatomie von Mäusen, die mit beiden Elternteilen aufwuchsen mit solchen, die nur von ihrer Mutter aufgezogen wurden. Vaterlose Mäuse zeigten dabei abnormale soziale Interaktionen sowie eine höhere Aggressivität. Am stärksten betroffen waren die weiblichen Mäusekinder. Bei ihnen waren die beschriebenen Effekte stärker ausgeprägt als bei ihren männlichen Geschwistern. Sie zeigten auch eine höhere Sensitivität für Amphetamine, einer Stimulanzienklasse, zu der auch Ecstasy gehört.

Die neurologische Basis für die Verhaltensstörungen liefern die kanadischen Wissenschaftler gleich mit: Defekte im präfrontalen Cortex (Hirnrinde) der Mäuse, einer Hirnregion, die für die Steuerung von sozialer und kognitiver Aktivität zuständig ist. Doch es besteht nicht nur eine Verbindung zwischen Verhalten und Gehirnstruktur bei den Mäusen selbst.

“Die beobachteten Verhaltensauffälligkeiten sind konsistent mit Humanstudien an Kindern, die ohne Vater aufwuchsen“ sagt Gobbi, die ebenfalls Psychiaterin ist.  “Diese Kinder haben, wie man gezeigt hat, ein erhöhtes Risiko für abweichendes Verhalten; insbesondere Mädchen wiesen ein erhöhtes Risiko für Drogenmissbrauch auf. Demnach sind diese Mäuse ein gutes Modell, um zu verstehen, wie diese Effekte bei Menschen entstehen.“

Die Studie ist ein weiteres Puzzlestück in der Beweisführung dessen, was die meisten Menschen intuitiv sowieso wissen: Kinder brauchen beide Elternteile. Mangel besteht jedoch meistens am Vater, da in Sorgerechtsprozessen immer noch die Mütter bevorzugt werden beziehungsweise es in der Regel die Männer sind, die sich in schwierigen Familienzeiten unehrenhaft verabschieden. Die Ergebnisse lassen sich jedoch genauso auf Situationen übertragen, in denen beide Eltern noch zusammen leben, der Vater aber nur zum Schlafen zuhause ist. Ebenfalls relevant sind die neuen Erkenntnisse für die Frage, ob die Adoption insbesondere sehr kleiner Kinder durch homosexuelle Paare dem Kindeswohl dient. Auch wenn hierfür noch weitere Forschung nötig ist, liegt doch jetzt ein klarer Fingerzeig vor, da ein Komplettersatz von Vater oder Mutter durch eine Person des jeweils anderen Geschlecht unmöglich erscheint.

Alle Väter jedoch, denen ihre Kinder wichtig sind, haben jetzt das wissenschaftliche Siegel darauf, dass ihre Anwesenheit und ihr Einfluss für ihre Kinder von höchster Wichtigkeit sind. In diesem Sinne: Ein gesegnetes, frohes Fest, und eine gute Familienzeit zusammen!

 

Oberstes Bild: © Peter Smola / pixelio.de

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