Am 10. Juni war Kindersicherheitstag: Was Sie jetzt für Ihre Kinder tun können

Sosehr die Kindersterblichkeit auch ein Schweizer Problem sein mag – die Schweiz ist an und für sich führend, wenn es um die Vermeidung der hauptsächlichen Risikofaktoren für die Kindersicherheit geht. So ergibt sich etwa aus einer Studie des European Transport Safety Council (ETSC), dass Kinder in der Schweiz die am besten gesicherten Mitfahrer überhaupt sind. Von einer Million Kindern und Jugendlichen bis 14 Jahre kommen jährlich statistisch nur etwa 0,5 durch einen Verkehrsunfall ums Leben. In Deutschland beträgt die entsprechende Quote bereits 3,7. Zugrunde liegt eine Untersuchung, die die Jahre 2010 bis 2012 abdeckt.

Dennoch: Wenn es um die Kindersicherheit geht, können Eltern und Sorgeberechtigte nicht vorsichtig genug sein. Gerade der Sommer birgt in dieser Hinsicht viele Fallen, die oft nicht vorhergesehen oder aber unterschätzt werden. Hierfür sorgen eine Reihe von Faktoren. Die einen betreffen das Verhalten. Heisses Wetter und längere Tage machen oft unaufmerksamer. Kinder sind viel öfter draussen und spielen meist in einer grösseren „Freiraumzone“, vor allem wenn sie in den Ferien an ihnen ungewohnten Orten sind. Sie unterschätzen die Risiken eher, wenn sie mit Freunden unterwegs sind, und gehen offenherziger auf Fremde zu. Eltern wiederum sind in ihrer freien Zeit auch eher bereit, ein Auge zuzudrücken. Routine, ein für das familiäre Risikomanagement ungeheuer stabilisierender Faktor, ist in den Ferien ausser Kraft gesetzt.

Die andere Ursachengruppe bezieht sich auf die durch Wärme entstehenden Umstände. In Wohnungen und Häusern stehen Fenster- und Balkontüren offen. In Gärten wird am offenen Feuer oder an heissen Barbecue-Sets gegrillt. Aufblasbare Pools stehen mit Wasser gefüllt und unbeaufsichtigt in Gärten. Häufig werden die warmen Monate genutzt, um Renovierungsarbeiten an Häusern vorzunehmen, so dass Baustellen unterschiedlicher Grössen und Gefährdungspotenziale entstehen. Deshalb ist es vorteilhaft, die immer wiederkehrenden, gravierendsten Sommer-Risiken zu kennen und sensibilisiert zu sein.


Ertrinken in ein paar Zentimetern Wasser ist möglich. (Bild: Rob Hainer / Shutterstock.com)
Ertrinken in ein paar Zentimetern Wasser ist möglich. (Bild: Rob Hainer / Shutterstock.com)


Ertrinken in ein paar Zentimetern Wasser ist möglich

Nicht umsonst warnt die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG vor der vermeintlichen Sicherheit, die von Schwimmflügeln auszugehen scheint. Tatsache ist: Auch mit den aufgeblasenen Schutzflügeln sollten Kindern niemals alleine im Pool gelassen werden – selbst dann nicht, wenn dieser nur einige Zentimeter hoch gefüllt ist, und erst recht nicht, wenn es sich um einen regulären Hotelpool oder ein Meer mit hoher Strömung handelt. Schwimmflügel können unbemerkt Luft verlieren, sie können von den oft eingecremten Ärmchen rutschen und ein Davontreiben begünstigen.

Deshalb gilt die Regel: Wenn Kinder im Wasser sind, ist eine lückenlose Beaufsichtigung Pflicht! Denn immer noch ertrinken alleine in der Schweiz fünf Kinder jährlich. Noch viel höher liegt die Zahl der Beinahe-Ertrinkungsfälle, bei denen die Kinder durch eine relativ lange Zeit ohne Sauerstoff unter Wasser Behinderungen davontragen.

Fenster und Balkone müssen gesichert sein

Natürlich ist die Versuchung gross, endlich alle Fenster und Balkontüren aufzureissen, wenn die Kleinen im Bett sind und vermeintlich fest schlafen. Das Problem: Auch Kinder können aus dem festen Schlaf erwachen und dann desorientiert durch Zimmer wandern – oder Einschlafprobleme aufgrund der grossen Hitze haben und neugierig auf sonst geschlossene Öffnungen reagieren. Deshalb sollten alle Objekte, die zu Leitern und Kletterhilfen umfunktioniert werden könnten, aus der Umgebung von Fenstern entfernt werden.

Balkontüren müssen grundsätzlich mit kindgerechten Sperren versehen sein. Fliegennetze allein reichen dabei nicht aus. Stürze machen 50 % aller Kindsunfälle in der Schweiz aus; die meisten davon betreffen Kinder unter fünf Jahren.

So werden Verbrennungsrisiken minimiert

Immer noch sind 20 bis 30 % aller Verbrennungsopfer in der Schweiz Kinder; ein nicht unerheblicher Anteil davon erleidet die Brandverletzungen als Folge eines Haushaltsunfalls. Deshalb sollten vor allem im Sommer Feuerstellen und Grills auf keinen Fall unbeaufsichtigt bleiben, solange sie heiss sind. Dabei wird häufig die Zeit unterschätzt, die beide nach dem Einsatz zum Abkühlen brauchen. Nur weil Kohlen mit Wasser abgelöscht wurden, bedeutet das noch nicht, dass auch das Gerät kühl ist. In keinem Fall sollten riskante Grillanzünder wie Spiritus genutzt werden, die Stichflammen produzieren können. Heizmaterial und Anzünder sollten für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden.

Zu den ernsthaften Verbrennungsursachen zählt auch die Sonne: Sonnenbrände können vor allem für kleine Kinder lebensgefährlich sein. Das gilt beileibe nicht nur für die Ferien. Natürlich muss vor allem in Risikozonen wie den Bergen oder tropischen Ländern auf den allerhöchsten Sonnenschutzfaktor der Sonnencreme und ausreichend Zeit im Schatten geachtet werden. Aber auch die heimische Sonne ist in den Sommermonaten ein Gefahrenfaktor, vor allem für Babys und Kleinkinder. Sie kann schneller als meist gedacht irreparable Hautschäden hervorrufen, da die Haut der Kleinsten nicht ausreichend pigmentiert ist. Über die physikalischen und immunologischen Schutzbarrieren, die bei Erwachsenen voll entwickelt sind, verfügt die kindliche Haut noch nicht. Deshalb kann jeder Sonnenbrand die Haut längerfristig schädigen und das Risiko für die spätere Entstehung von Hautkrebs deutlich erhöhen.

Bevorzugt mineralisches Sonnenschutzmittel sollte abdeckend und durchgehend aufgetragen werden. Den besten Schutz bietet luftige Kleidung mit langen Ärmeln und Beinen, die auch einen integrierten Sonnenschutz bieten kann.

 

Oberstes Bild: © alphaspirit – Shutterstock.com

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