E-Zigaretten auf dem Prüfstand
von Olaf Hoffmann
Dieser Ansicht folgen nicht alle Experten und Gesundheitsspezialisten. So bleibt beispielsweise fraglich, wie das verdampfte Liquid in den E-Zigaretten auf die Lungenbläschen wirkt und ob hier langfristig eine gesundheitliche Belastung zu befürchten ist. In der Schweiz ist eine Diskussion um die E-Zigaretten entbrannt, die sich vor allem den gesundheitlichen, aber auch anderen Aspekten widmet.
Noch nicht legal
Während die E-Zigarette in vielen europäischen Staaten mittlerweile erlaubt ist, bleibt in der Schweiz der Gebrauch der Zigaretten-Alternative bislang verboten. Dennoch verbreiten sich die zwar rauchenden, aber scheinbar ungefährlichen Glimmstängel immer weiter. Im Schweizer Detailhandel sind die mit einem verdampfenden Liquid gefüllten E-Zigaretten noch nicht legal erhältlich, über das Internet können die zigarettenähnlichen Geniesserstäbchen dennoch bestellt und ins Land gebracht werden.
Dabei sind die eingesetzten Liquide längst nicht alle mit einer handelsüblichen Zigarette vergleichbar. Es gibt Zusätze sowohl mit als auch ohne Nikotin. Das feuert die Diskussion um die scheinbar harmlosen E-Zigaretten weiter an.
Wechselspiel der Meinungen
Während die einen sagen, die E-Zigaretten seien harmlos und stellten keine Gesundheitsgefährdung dar, verweisen andere auf noch ausstehende Langzeittests. Dieses Wechselspiel der Meinungen verunsichert die Verbraucher und sorgt auch in den Entscheiderkreisen der Politik, Justiz und Wirtschaft für Zweifel an einer schnellen Legalisierung der Liquid-Verdampfer.
Massgeblich dürfte hier sein, dass in einigen europäischen Ländern die elektronische Zigarette mittlerweile legalisiert ist und den Weg zumindest in den kleinen Detailhandel gefunden hat. Dabei bedient sich in einzelnen Ländern die Politik sogar regionaler Lösungen, was für weiteren Diskussionsbedarf sorgt.
Raucher, die von der bekannt gesundheitsschädlichen Zigarette Abschied nehmen wollen, bedienen sich der E-Zigarette beispielsweise als Ersatzstoff. Bevorzugt werden hier meist die nikotinhaltigen Liquide, die dann ähnlich wie ein Nikotinkaugummi oder Nikotinpflaster wirken. Das eigentliche Inhalieren von Giftstoffen aus der Verbrennung des Tabaks entfällt, Nikotin wird dem Körper dennoch zugeführt.
Es gibt aber auch eine Menge Liquide zum Rauchen, die ganz ohne Nikotin auskommen. Dann geht es mehr um den geselligen Aspekt der Rauchens, weniger um eine Suchtbefriedigung. Fraglich ist, ob die E-Zigarette auch ein Einstieg in das Tabakrauchen sein könnte. Experten wehren das eher ab, da hier meist die suchtauslösenden Wirkstoffe fehlen.
Tabakindustrie bremst
Natürlich bremst auch die Tabakindustrie ganz bewusst den Schritt zur Legalisierung der E-Zigaretten. Der Umstieg von Gewohnheitsrauchern könnte hier zu erheblichen Umsatzeinbussen führen, genauso wie der massenhafte Verzicht potenzieller Neueinsteiger in den Tabakkonsum. Betroffen ist hier ein Milliardenmarkt, der auch in Zukunft nicht auf seine Gewinne verzichten möchte. Schon gar nicht zugunsten einer Alternative, wie sie die E-Zigarette bietet.
Auch der Fiskus hat so seine versteckten Bedenken. Immerhin werden auf Tabakwaren hohe Steuern erhoben, die zu einem guten Teil des Staatssäckel füllen. Der Verzicht auf diese massenhaften Steuereinnahmen könnte empfindliche Wirkungen nach sich ziehen. Davon wird natürlich in der interessierten Öffentlichkeit keine Rede sein.
Insgesamt zeigt sich jedoch das Interessen-Konglomerat aus Tabakindustrie und Fiskus hier wenig diskussionsbereit. Damit bleibt die Debatte wohl eher bei den Gesundheitsexperten, die jetzt gefragt sind. Aus den europäischen Nachbarländern sind nur wenig Erfahrungswerte vorhanden. Im Norden ist die E-Zigarette zwar bereits seit einigen Jahren zu haben, zuverlässige Langzeitstudien zu eventuellen Gefährdungen liegen jedoch nicht vor. Lediglich Einzelmeinungen prägen dort das Bild der E-Zigarette, zumal die Handhabung in einzelnen Regionen unterschiedlich bewertet wird.
Ende der Debatte nicht abzusehen
Derzeit ist ein Ende der Debatte um die E-Zigarette nicht abzusehen. Während sich die elektronischen Glimmstängel in der Schweizer Bevölkerung immer weiter ausbreiten, fehlt es noch an der Legalisierung des Zigaretten-Ersatzes. Ausschlaggebend dürfte hier vor allem sein, dass sowohl aus den Nachbarländern als auch seitens der Hersteller zu wenige Informationen über eventuelle gesundheitliche Gefahren vorliegen. Das erschwert ein mögliches Genehmigungsverfahren deutlich, befördert aber im Nebengang auch die illegale Nutzung der E-Zigaretten und deren nicht erlaubten Handel.
Hier driften Bevölkerungsinteressen und die mangelnde Initiative der Gesetzgeber wieder einmal weit auseinander. Grundsätzlich könnte davon ausgegangen werden, dass alle Stoffe, die der Mensch nicht ohnehin inhaliert, sowieso unnütz und möglicherweise gesundheitsschädlich sein könnten. Hilfreich in der Diskussion dürfte aber auch die Einsicht sein, dass das Verbot der E-Zigaretten gleichzeitig ein generelles Verbot von Tabakwaren nach sich ziehen müsste. Dass das nicht so sein wird, liegt auf der Hand. Stellt sich jetzt noch die Frage, warum die Legalisierung der E-Zigaretten so schwierig zu sein scheint. Möglicherweise spielen hier Lobby-Interessen eine grössere Rolle als die wirkliche Vermeidung gesundheitlicher Gefahren.
Oberstes Bild: © scyther5 – Shutterstock.com