Nachhilfeunterricht für künftige Gymnasiasten
von Tobias Wolf
Die Zulassung zum Gymnasium ist ein heikles Thema der Zürcher Bildungspolitik, bei dem sich die Gemüter schnell erhitzen. Selbst kleinste Änderungen am System führen schnell zu heftigem Widerstand und ausladenden Diskussionen, wie beispielsweise der aktuelle Streit um den Lehrplan 21 zeigt.
So kommt es, dass auch ein harmlos erscheinendes Angebot der Kantonsschule Zürich Nord (KZN) für viel Wirbel sorgt: Sekundarschülern, die bereits die gymnasiale Aufnahmeprüfung abgelegt und bestanden haben, werden dort freiwillige Vorbereitungsübungen im Fach Mathematik angeboten. Nach Ansicht von Moritz Spillmann (SP), Andreas Erdin (GLP) und Res Marti (GP) setzt dieses Vorgehen allerdings die Schüler unnötigerweise unter Druck und wirft zudem einige Fragen auf.
Spillmann kritisiert, dass man den Schülern das Gefühl vermittle, ihre Leistungen wären – trotz bestandener Aufnahmeprüfung – nicht ausreichend. Zwar begrüsst er, dass Kantonsschulen grundsätzlich solche Kurse anbieten, allerdings wäre es seiner Meinung nach sinnvoller, dies vor der Aufnahmeprüfung zu tun, um die Chancengleichheit zu sichern.
Kein Ersatz für die Prüfungsvorbereitung
Der Rektor der KZN, Andreas Niklaus, betont allerdings, dass das neue Angebot nicht in Konkurrenz zu den Vorbereitungskursen stehen solle. Ziel sei es lediglich, den Schülern praktische Algebra-Fertigkeiten zu vermitteln. Das Fehlen dieser Fähigkeiten habe im letzten Schuljahr dazu geführt, dass einige Schüler unnötigerweise durch die Probezeit fielen, da sie unter anderem viele vermeidbare Rechenfehler gemacht hätten.
Um dies in Zukunft zu vermeiden, schickte die KZN den Schülern daher nun Übungsmaterialien samt Lösungen zu und bot ihnen an, diese unter Anleitung eines Mathematiklehrers an der Kantonsschule zu bearbeiten. Laut Niklaus wäre dieses Angebot für die allgemeine Prüfungsvorbereitung allerdings nicht ausreichend, da die vermittelten algebraischen Fähigkeiten nur einen sehr geringen Teil des geprüften Wissens ausmachten.
Angebot soll die Probezeit vereinfachen
Laut Niklaus soll das Angebot zudem nicht den Druck auf die Schüler erhöhen, sondern sie im Gegenteil sogar entlasten. Durch das vorzeitige Einüben des algebraischen Handwerks könnten sich die Schüler in der Probezeit dann auf andere wichtige Dinge konzentrieren. Niklaus betont aber auch, dass das Angebot keine Kritik an der Leistung der Volksschulen darstellen solle. Die Sekundarschulen in Zürich seien über das neue Angebot informiert worden und man werde durch intensive Absprachen sicherstellen, dass den Schülern alle nötigen Kenntnisse für den erfolgreichen Gymnasiumbesuch vermittelt werden.
Trotz dieser Zusicherungen macht Niklaus aber auch deutlich, dass eine Weiterführung des Angebots vorerst nicht geplant sei. Ob das Vorgehen im Endeffekt von Erfolg gekrönt ist, wird sich ohnehin erst in den nächsten Monaten zeigen, da die betreffenden Schülerinnen und Schüler jetzt gerade ihre Probezeit absolvieren.
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