Nicht übertreiben: Babypflege und eine hygienische Umgebung

Überall findet sich eine Fülle an Ratschlägen zur Pflege von Säuglingen und Kleinkindern. Diese erwecken oft den Eindruck, unser Nachwuchs könnte ohne bestimmte Cremes, Seifen und Babyöl kaum gesund heranwachsen. Auch in Bezug auf die Sauberkeit in Babys Lebenswelt werden recht hohe Ansprüche suggeriert.

Nicht selten wird dadurch die Angst geschürt, dass Kleinkinder ohne eine keimfreie Umgebung innerhalb kürzester Zeit an Schmutz und Krankheitserregern sterben würden. Doch – wie hat denn die Menschheit bis heute überlebt? Konnten überhaupt Kinder gross werden, als es noch keine Säuglingskosmetika, Hygieneartikel oder Babyflaschensterilisatoren gab?

Jedes Neugeborene besitzt einen Schutzmantel aus ganz bestimmten Substanzen, die bewachende und das Immunsystem trainierende Aufgaben haben. Den bringt es neben vielen anderen wunderbaren und klug durchdachten Eigenschaften und Körperfunktionen mit auf die Welt. Durch übertriebene Hygiene und falsche Pflegeprodukte kann dieser Schutzmantel schnell geschädigt oder sogar vollständig zerstört werden. Die jungen Eltern sind deshalb gut beraten, wenn sie einige gute Ratschläge beherzigen.

Babyhaut ist gut geschützt

Säuglinge sind äusserst pflegeleicht. Normalerweise reicht es vollkommen aus, sie ein- bis zweimal wöchentlich fünf bis zehn Minuten lang in klarem Wasser zu baden. Spezielle Pflegeprodukte sind gar nicht notwendig, da die Haut der Babys über einen Fettfilm verfügt, der sie ausreichend schützt. Wer diese zarte Schicht nicht ständig abwäscht, braucht sie auch nicht künstlich aufzutragen. Wird es dennoch einmal notwendig, zum Beispiel wegen Massnahmen zum Sonnenschutz, empfiehlt sich die ausschliessliche Verwendung spezieller Babyprodukte.

Häufig sind Kosmetikprodukte mit Emulgatoren vermischt, die Schadstoffe durch die Haut transportieren. Babypflegeartikel können auch Konservierungs- und Duftstoffe enthalten. Da diese potenziell Allergien fördern, sollten sie lieber erst gar nicht benutzt werden. Statt moderner Kosmetika empfiehlt sich zur Pflege von Kleinkindern daher vor allem echtes Olivenöl. Das ist seit Jahrtausenden bewährt und auch Babyhaut profitiert davon, gerade wenn sie leicht zu Trockenheit oder Reizungen neigt.



Sauberkeit im Haushalt ist nötig

Babys sind für Infektionskrankheiten anfälliger als Erwachsene. In den ersten Lebensmonaten sind die Abwehrkräfte noch nicht vollständig entwickelt und so können Infektionen gegebenenfalls auch einen schwereren Verlauf haben als bei älteren Kindern. Beispielsweise kann auch die in der Schweiz in letzter Zeit verstärkt aufgetretene Hand-Fuss-Mund-Krankheit intensiver ausbrechen. Kleinkinder besitzen ein erhöhtes Risiko, weil ihr Immunsystem nicht so stark ist wie das von Erwachsenen.

Aus diesen Gründen ist es prinzipiell wichtig, die Kleinen vor Krankheitskeimen zu schützen und vor allem im Haushalt auf Sauberkeit zu achten. Experten warnen allerdings mehr und mehr vor einer übertriebenen Hygiene in ihrer Umgebung.

Rund um Sterilisatoren

Viele junge Eltern besitzen heutzutage Sterilisatoren, mit deren Hilfe Schnuller und Babyfläschchen von Keimen befreit werden können. Diese Geräte entwickeln hohe Temperaturen und töten Bakterien und andere Keime zuverlässig ab. Dank dieser Eigenschaften eignen sie sich im Grunde sehr für den Einsatz in einem Neugeborenenhaushalt. Sinnvoll sind sie vor allem dann, wenn in der Familie gerade eine ansteckende Krankheit kursiert oder zum Beispiel ein Geschwisterchen oder Elternteil an einem Magen-Darm-Infekt leidet. Um den Säugling dann zusätzlich zu schützen, ist der Einsatz eines Sterilisators eine sinnvolle Möglichkeit.

Ständig und ohne Anlass derartige Geräte zu benutzen, sollte jedoch gut überlegt werden, denn eine permanente Keimfreiheit ist für das Immunsystem des Kindes nicht empfehlenswert. Es fehlt dann am Training, an der Auseinandersetzung mit körperfremden Keimen und Erregern. Gerade das ist aber bedeutsam für die Entwicklung des kleinen Menschen.

Es ist also nicht nötig, das Babyfläschchen nach jedem Gebrauch zu sterilisieren. Jüngst erst hat die Vereinigung amerikanischer Kinderärzte in einer Publikation klargemacht, dass die normale Reinigung mit heissem Wasser und Spülmittel vollkommen ausreicht. Die einzige zu beachtende Bedingung ist, dass das verwendete Wasser Trinkwasserqualität aufweisen muss.


Es ist nicht nötig, das Babyfläschchen nach jedem Gebrauch zu sterilisieren. (Bild: Venus Angel / Shutterstock.com)


Sichere Babynahrung

Die in der Schweiz erhältliche Babynahrung zählt zu den sichersten Industrieprodukten. Wird sie nach Anleitung zubereitet, ist eine zusätzliche „Entkeimung“ nicht nötig. Es genügt, das Brei-Gläschen im Wasserbad zu erwärmen. Vor dem Füttern müssen weder der Teller noch der Löffel extra sterilisiert werden.

Ausserdem gilt nach wie vor die immer wieder geäusserte Meinung erfahrener Kinderärzte und Forscher: Babys sollten so lange wie möglich voll gestillt werden. Muttermilch ist genau auf die Bedürfnisse des kleinen Menschen ausgerichtet, überaus nährstoffreich und sie versorgt das Kind mit Elementen aus Mamas Immunsystem. Sie enthält Antikörper, welche die allzu schädlichen Bakterien abfangen können.


Die in der Schweiz erhältliche Babynahrung zählt zu den sichersten Industrieprodukten. (Bild: Diego Cervo / Shutterstock.com)


Guter Rat: Gelassenheit

Die meisten Pflegeprodukte für Babys und Kleinkinder sind angenehm und auch wichtig. Sie sollten dosiert eingesetzt werden, um einen sinnvollen Beitrag zu einem gesunden Heranwachsen des Nachwuchses zu leisten. Dabei ist immer der bereits vorhandene natürliche Schutz auf der Babyhaut zu beachten. Sauberkeit muss auch im Umgang mit Nuckeln, Babyfläschchen und Spielzeug gewährleistet sein – eine nahezu völlige Keimfreiheit ist jedoch weder nötig noch ratsam. Deshalb darf jungen Eltern in Bezug auf die Babypflege und -hygiene ruhig zu ein wenig Gelassenheit geraten werden.

 

Oberstes Bild: Babypflegeprodukte sollten Sie immer sinnvoll einsetzen. (© My Good Images / Shutterstock.com)

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