Massaker in Norwegen: Tat eines christlichen Fundamentalisten?

Mindestens 84 getötete Jugendliche: Das ist die schreckliche Bilanz eines Amoklaufs, der gestern auf der norwegischen Insel Utøya stattfand. Der mutmassliche Täter wurde festgenommen und befindet sich in Polizeigewahrsam. Es soll sich um den 32-jährigen Norweger Anders B. handeln.

Inzwischen fahndet die norwegische Polizei nach einem zweiten Täter. Zuvor hatte/n der/die Täter eine Autobombe im Regierungsviertel von Oslo zur Explosion gebracht. Dabei wurden mindestens sieben Menschen getötet und viele verletzt. Die Wucht der Detonation verwüstete mehrere Gebäude, darunter den Sitz von Ministerpräsident Jens Stoltenberg.

Am frühen Abend, wenige Stunden nach dem ersten Anschlag, fuhr der Täter auf die nahe gelegene Ferieninsel. Dort verschaffte er sich als Polizist verkleidet Zutritt bei einem Feriencamp der sozialdemokratischen Jugendorganisation AUF. Wahllos feuerte der Täter auf 600 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren. Im TV-Sender NRK berichteten Überlebende von schrecklichen Szenen. So versuchten Opfer voller Panik, sich ins Wasser zu flüchten, während der Täter weiter auf sie schoss. Erst eine halbe Stunde nach Beginn des Massakers rückte ein Sondereinsatzkommando an und überwältigte den Amokschützen.

Laut Ermittlern gehört der Täter der rechten Szene an. Er hat die norwegische Staatsbürgerschaft und absolvierte eine Handelsschule in Oslo. Er soll Inhaber einer Firma mit Agrarprodukten sein, wodurch er Zugang zu chemischen Stoffen und großen Mengen Dünger hatte, mit denen die Autobombe präpariert worden sei.

Sein Profilfoto bei Facebook zeigt ihn als „typischen Norweger“ mit blonden Haaren, blauen Augen und kantigem Gesicht.

Ein erstes Facebook-Profil füllte er laut einem Jugendfreund mit rechtsradikalen Ideen. Nachdem dieses gelöscht worden war, präsentierte er sich in einem zweiten Profil (auch dieses wurde inzwischen gelöscht) friedlich und bieder. So gab er an, „konservativer Christ“ zu sein – in Anbetracht der grauenhaften Tat, die mit christlichen Werten unvereinbar ist, ein reiner Hohn.

Am vergangenen Sonntag, dem 17. Juli, setzte der mutmassliche Massenmörder bei Twitter in englischer Sprache seinen letzten Tweet ab. Dort missbrauchte er einen Satz des britischen Philosophen und Ökonomen John Stuart Mills. „Ein Einziger mit seinem Glauben wiegt 100’000 andere auf, die nur Interessen haben“, twitterte der mutmassliche Massenmörder.

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