Städteappell: Warnung vor Luxussanierung am Gotthard

In einem Appell aus den Städten wird vor der rund 4 Milliarden teuren Luxussanierung am Gotthard gewarnt und ein NEIN zur 2. Röhre am 28. Februar empfohlen. Unterzeichnet haben 118 gewählte Exekutivmitglieder der bevölkerungsreichsten Gemeinden der Schweiz, darunter 25 Stadtpräsidentinnen und Stadtpräsidenten.

Für die unterzeichnenden Personen des Städteappells ist der Widerspruch offensichtlich: Eine 2. Röhre kostet rund 3 Milliarden Franken mehr als die Sanierung mit Bahnverlad. Das ist viel Geld, welches dann zur Lösung dringender Verkehrsprobleme vorab in den Städten und Agglomerationen fehlen wird. Und dies, obwohl schon heute Tausende Pendlerinnen und Pendler auf dem Weg zur Arbeit jeden Tag im Stau stehen oder in der überfüllten S-Bahn oder im Bus keinen Sitzplatz finden.

Die Verkehrsinfrastruktur ist in und um die Städte längst an ihre Grenzen gestossen. Derweil fahren am Gotthard durchschnittlich 17’000 Fahrzeuge pro Tag – weniger als auf zahlreichen Strassen auf Gemeindeebene.

Die Exekutivmitglieder, darunter mehr als 10 aus dem Tessin, lehnen deshalb die Pläne von Bundesrat und Parlament ab, am Gotthard eine 2. Strassenröhre zu bauen. Sie plädieren für eine normale Sanierung mit temporärem Bahnverlad, welche 3 Milliarden günstiger ist als eine 2. Röhre.

Mit diesem Geld können Verkehrsprojekte in den staugeplagten Regionen realisiert werden. Dort kann mit den 3 Milliarden Franken bedeutend mehr für die Verkehrssicherheit und die Bewältigung der Verkehrsprobleme erreicht werden als am Gotthard. Die unterzeichnenden Exekutivmitglieder städtischer Behörden lehnen die Geldverschwendung am Gotthard klar ab und empfehlen den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern ein NEIN zur 2. Gotthardröhre.



Esther Alder, Stadtpräsidentin Genf:

„In dieser Zeit der knappen Finanzen würde das Geld, das am Gotthard verschwendet wird, fehlen, um Verkehrsprojekte in den Agglomerationen zu realisieren.“

Mario Branda, Stadtpräsident Bellinzona:

„Unsere Strassen sind bereits heute völlig verstopft mit Autos und Lastwagen. Wir haben enormen täglichen Grenzverkehr, nicht nur den Transitverkehr. Eine zweite Röhre würde das Tessin in eine Transithölle verwandeln. Wir leben direkt an der Gotthard-Strecke, deshalb sehen wir sehr genau, was dort passiert.“

Daniel Brélaz, Stadtpräsident Lausanne:

„Am Gotthard 3 Milliarden Franken für die Touristen und die internationalen Lastwagentransporte ausgeben? Das wäre die grösste Geldverschwendung der Geschichte.“

Adrian Borgula, Stadtrat Luzern:

„Die Stadtregierung befürchtet Mehrverkehr am Gotthard als Folge der Kapazitätserweiterung durch eine 2. Röhre. Die Stadt Luzern leidet heute schon unter dem grossen Verkehrsaufkommen; zusätzlicher Transitverkehr kann nicht verkraftet werden.“

Moreno Colombo, Stadtpräsident Chiasso:

„Das Strassennetz im Mendrisiotto und speziell bei Chiasso kann nicht noch mehr Verkehr verkraften. Die Sicherheit auf unseren Strassen, die Luft, die wir atmen, sowie die Lebensqualität in
unserer Region würden sich mit einer 2. Röhre dramatisch verschlechtern.“

Peter Neukomm, Stadtpräsident Schaffhausen:

„Täglich fahren über 29’000 Fahrzeuge durch den Fäsenstaubtunnel der A4, der in den nächsten Jahren die Kapazitätsgrenze erreichen wird. Der Verkehr wird sich dann seinen Weg durch die Stadt suchen. Hier bräuchte es einen zweiten Tunnel, nicht am Gotthard.“

Alexander Tschäppät, Stadtpräsident Bern:

„Jedes Kind lernt, dass man sorgfältig mit Geld umgehen muss. Anstatt diese Regel zu befolgen, soll nun für 3 Milliarden am Gotthard eine 2. Röhre gebaut werden. Die täglichen Verkehrsprobleme im Mittelland bleiben derweil ungelöst.“

Der vollständige Appell aus den Städten sowie die Liste der Unterzeichnenden sind hier einsehbar.

 

Artikel von: Städteappell
Artikelbild: © Stefan Schurr – fotolia.com

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