Kanton ZH: Leitender Oberjugendanwalt präsentiert seine Schwerpunkte
Der neue Leitende Oberjugendanwalt des Kantons Zürich, Roland Zurkirchen, hat heute vor den Medien eine erste Bilanz gezogen und seine Schwerpunkte unter dem Motto „Kümmern, Fordern, Gestalten“ vorgestellt.
Er will sich darum kümmern, dass die Jugendstrafrechtspflege ihrem gesetzlichen Auftrag von Schutz und Erziehung nachkommt und damit auch zur Sicherheit der Gesellschaft beiträgt. Er fordert, dass die Weiterentwicklung des Jugendstrafrechts offen und transparent unter Einbezug von Expertenwissen angegangen wird. Zudem will er den Austausch und die Zusammenarbeit unter den Partnerorganisationen aktiv gestalten.
Roland Zurkirchen hat im Planet 5, einem Lokal der offenen Jugendarbeit Zürich, auf seine ersten 100 Tage im Amt zurückgeblickt. „Die Jugendstrafrechtspflege ist eine engagierte Behörde und funktioniert gut. Es ist bemerkenswert, wie professionell Jugendanwälte, Sozialarbeitende und Verwaltungsangestellte interdisziplinär zusammenarbeiten“, fasste Roland Zurkirchen seine ersten Eindrücke zusammen.
Einen Einblick in die praktische Umsetzung des Jugendstrafrechts konnte sich Zurkirchen bei seinen Besuchen auf den fünf Jugendanwaltschaften verschaffen. Beeindruckt zeigt er sich vor allem von der Umsetzung des Vollzugs, der neben den strafrechtlichen Untersuchungen zum Aufgabengebiet der Jugendanwaltschaften gehört. „Das Verantwortungsgefühl und die Sorgfalt, mit denen die Mitarbeitenden für die straffälligen Jugendlichen ein persönliches Massnahmenpaket schnüren, haben mich beeindruckt“, meinte er. Wie erfolgreich Schutzmassnahmen dazu beitragen, dass Jugendliche ihren Weg zurück in die Gesellschaft finden, zeigen die Abschlüsse, die jugendliche Straftäter absolvieren. Letztes Jahr waren es 12 Lehrabschlüsse und eine Berufsmaturität. „Ausbildungen sind ein effizientes Instrument zur Wiedereingliederung und leisten gleichzeitig einen Beitrag zur Sicherheit der Gesellschaft“, sagte Zurkirchen.
Jugendstrafrecht und Ziele
Das Jugendstrafrecht war in den letzten Monaten Gegenstand politischer Diskussionen. „Wenige medienwirksame Fälle haben den Ruf nach strengeren Strafen laut werden lassen“, sagt Zurkirchen. Er legt Wert auf die Feststellung, dass das Jugendstrafrecht einen breiteren Fokus als bloss Bestrafung habe. Es ziele nämlich auf den Schutz und die Erziehung der jugendlichen Täter.
Zurkirchen betonte: „Wir haben ein gutes und funktionierendes Strafrecht. Es gibt uns alle nötigen Instrumente für jegliche Art von Fällen in die Hand. Es ist ein hartes Strafrecht, das Sanktionsmöglichkeiten von langer Dauer beinhaltet, nämlich Strafen und Schutzmassnahmen.“ Das Konzept der Schutzmassnahmen sei für die gesellschaftliche Wiedereingliederung der jugendlichen Delinquenten und damit letztendlich für die Aufgabenerfüllung der Jugendstrafrechtspflege entscheidend.
Vor diesem Hintergrund hat Roland Zurkirchen seine Schwerpunkte unter das Motto „Kümmern, Fordern, Gestalten“ gestellt.
Erstens will er sich um delinquente Jugendliche kümmern und den im Jugendstrafgesetz verankerten Auftrag wahrnehmen, ihnen einen Platz in der Gesellschaft und damit eine Perspektive fürs Leben zu erarbeiten. Damit geht auch der gesellschaftliche Anspruch auf ein sicheres Leben einher.
Zweitens fordert er, dass das Wissen der Jugendstrafrechtspflege in die Weiterentwicklung des Jugendstrafrechts einfliesst. Zurkirchen betont, dass sich die Jugendstrafrechtspflege nicht gegen Anpassungen im Jugendstrafgesetz wehre, aber sie wolle als Expertin in die Entwicklung einbezogen werden und Teil der Lösung sein. Wenn es darum gehe, das Strafrecht weiterzuentwickeln, seien das Fachwissen und die Erfahrung der Jugendstrafrechtspflege unverzichtbar.
Ihren Beitrag leisten soll die Jugendstrafrechtspflege auch in ihrem Verbundsystem. Als dritten Schwerpunkt will Zurkirchen daher eine aktive Partnerschaft gestalten mit Polizei, KESB, Sozialpädagogischen Einrichtungen und Heimen, Massnahmenzentren, Sport- und Freizeitverbänden sowie mit der offenen Jugendarbeit. Ziel soll es sein, vorhandenes Wissen zu teilen, um Effizienz und innovative Lösungen zu entwickeln.
Quelle: Kanton Zürich
Bildquelle: Kanton Zürich