Sind 30 Grad im Sommer auch „gefühlte“ 30 Grad?

Wir alle kennen dieses Gefühl: An einem heissen Sommertag zeigt das Thermometer 30 Grad an, aber man hat das Gefühl, es könnte noch heisser sein.

Woran das liegt und wie man die gefühlte Temperatur im Sommer einschätzen kann, zeigen wir Ihnen im heutigen Blog.

Die objektive Temperaturmessung

Zuallererst wollen wir kurz klären, wie MeteoSchweiz die Temperatur an den jeweiligen Messstationen misst. Hierzu müssen diverse internationale Standards eingehalten werden. Die wichtigsten Richtlinien beinhalten, dass die Messstation die Temperatur in zwei Metern über Boden misst und sie gleichzeitig von der Sonne und Witterung geschützt sein muss.

Was beeinflusst die gefühlte Temperatur?

Dass diese objektiv gemessene Temperatur sich oft kälter oder wärmer anfühlt, haben wir wohl schon alle erlebt. Die gefühlte Temperatur hat neben dem gemessenen Wert noch weitere Einflussfaktoren. Dazu gehören:

  • Luftfeuchtigkeit
  • Windgeschwindigkeit
  • Sonneneinstrahlung
  • Nicht-meteorologische Einflussfaktoren wie körperliche Aktivität, körpereigene Wärmeproduktion, usw.

Während die Windgeschwindigkeit einen kühlenden Effekt verursacht (im Winter zum Beispiel durch den sogenannten Windchill-Effekt), ist im Sommer vor allem auch die Luftfeuchtigkeit entscheidend für das Wärmeempfinden. In der Folge beleuchten wir den Zusammenhang zwischen Temperatur und Luftfeuchtigkeit etwas genauer und zeigen Ihnen, wie sie die gefühlte Temperatur einfach „berechnen“ können.


Aufnahme der Wetterstation auf der Cimetta vom 30. Januar. (Foto: Nicola Gobbi)

Das Zusammenspiel zwischen Temperatur und Luftfeuchtigkeit

In unserem Klima reden wir oft von schwülen Bedingungen, wenn der Taupunkt einer Luftmasse bei mindestens 16 Grad liegt. Dies ist in den letzten Wochen schweizweit des Öfteren vorgekommen, zum Beispiel am vergangenen Nationalfeiertag.

Um die gefühlte Temperatur in Abhängigkeit der Luftfeuchtigkeit zu berechnen, gibt es den sogenannten Hitze-Index vom amerikanischen Wetterdienst. Im Grundsatz gilt: Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto höher der Index beziehungsweise die gefühlte Temperatur. Weitere Faktoren wie die Windgeschwindigkeit und Sonneneinstrahlung werden nicht berücksichtigt (im Modell wird eine Windgeschwindigkeit von ca. fünf Stundenkilometer vorausgesetzt). Um ein Beispiel von gestern durchzuspielen: In Lugano wurde als Höchsttemperatur 30.1 Grad gemessen. Zu diesem Zeitpunkt herrschte eine Luftfeuchtigkeit von etwa 55%. Gemäss Hitze-Index resultiert dies in einer gefühlten Temperatur von rund 32 Grad (oder 89.4 Grad Fahrenheit in der untenstehenden Tabelle).


Amerikanischer Hitze-Index. Dieser, beziehungsweise die gefühlte Temperatur in den farbigen Kasten, ist in Fahrenheit angegeben. (Quelle: MeteoSchweiz.)

Die gefühlte Temperatur – ein individueller Wert

Wie schon vorher erwähnt: Weitere meteorologische Faktoren werden in diesem Hitze-Index nicht berücksichtigt. Und auch die nicht-meteorologischen Faktoren sind nicht zu vernachlässigen. Je nach Alter, körperlicher Verfassung und vor allem klimatischer Anpassung reagiert der menschliche Körper unterschiedlich auf die Temperatur. Zum Beispiel wird die gleiche Temperatur von Menschen, die an ein skandinavisches Klima angepasst sind, anders wahrgenommen als von der Bevölkerung am Mittelmeer. Dies ist eine wichtige Erkenntnis, wenn man den Aspekt von Hitze und Gesundheit des Menschen betrachtet. Kurz zusammengefasst kann Hitze zu regulatorischen Schwierigkeiten im menschlichen Körper führen und die Gesundheit beeinträchtigen. Daher lohnt es sich gerade im Sommer, neben der Vorhersage und den aktuellen Messwerten der Temperatur auch die der relativen Luftfeuchtigkeit zu konsultieren.

Weiterführende Informationen:


Aufnahme des Zürichsees von Kilchberg aus heute Morgen.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Sind 30 Grad im Sommer auch „gefühlte“ 30 Grad? – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Meteomeldung/App

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