Meilen gedenkt General Wille: 100. Todestag im Zeichen der Sicherheitspolitik

Der Saal des Restaurants Löwen war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Gemeinde Meilen lud zur Feier des 100. Todestags von General Ulrich Wille ein – einer zentralen Persönlichkeit der Schweizer Militärgeschichte.

Am 31. Januar 2025 jährte sich der Todestag von General Ulrich Wille zum hundertsten Mal. Als Oberbefehlshaber der Schweizer Armee während des Ersten Weltkriegs (1914 – 1918) prägte er massgeblich die Verteidigungsstrategie des Landes. Unter seiner Führung gelang es der Schweiz, ihre Neutralität zu wahren und sich gegenüber den kriegführenden Mächten klar abzugrenzen. Sein Einfluss ist bis heute spürbar.



Feierlichkeiten im Löwen-Saal

Gemeindepräsident Dr. Christoph Hiller begrüsste die rund 450 Anwesenden, die den Saal bis an die Kapazitätsgrenze füllten. Aufgrund feuerpolizeilicher Vorschriften konnten einige Gäste keinen Einlass mehr erhalten. Unter den Ehrengästen befanden sich Alt-Bundesrat Christoph Blocher mit seiner Frau Silvia Blocher, Armeechef Thomas Süssli, Regierungsrat Mario Fehr sowie Mitglieder der Familie Wille. Auch zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft waren unter den Teilnehmenden.

Festrede von Korpskommandant Thomas Süssli

In seiner Ansprache würdigte der Chef der Schweizer Armee, Thomas Süssli, nicht nur die militärische Laufbahn und das Lebenswerk von Ulrich Wille, sondern zog auch Parallelen zur aktuellen politischen und sicherheitspolitischen Lage in Europa.

Süssli beschrieb Wille als Sinnbild für den Geist der Schweizer Armee, die auf Neutralität, Unabhängigkeit und Verteidigungsbereitschaft setzt. Während des Ersten Weltkriegs habe Wille die schwierige Gratwanderung zwischen militärischer Vorsorge und der Wahrung der Neutralität gemeistert – eine Herausforderung, die auch heute nichts an Bedeutung verloren habe.

Mit Blick auf die geopolitische Lage betonte Süssli, dass Europa erneut vor grossen sicherheitspolitischen Unsicherheiten stehe.



Der Krieg in der Ukraine, das Erstarken neuer globaler Mächte und die komplexen politischen und militärischen Bündnisse erforderten ein erweitertes Verständnis von Sicherheit. Er berichtete von seinen Eindrücken aus Besuchen in den baltischen Staaten sowie von Gesprächen mit Armeechefs anderer Länder, die die Dringlichkeit dieser Herausforderungen verdeutlichten.

Süssli betonte die Notwendigkeit, die Schweizer Armee kontinuierlich zu modernisieren und sie auf neue Herausforderungen wie Cyberangriffe und hybride Bedrohungen vorzubereiten. Gleichzeitig hob er die Bedeutung einer engeren sicherheitspolitischen Zusammenarbeit im Westen hervor, um auf aktuelle Gefahren mit geeinten Kräften zu reagieren.

Zum Abschluss seiner Rede erinnerte Süssli an den entscheidenden Beitrag von General Wille zur Entwicklung einer leistungsfähigen und gut organisierten Armee. Er rief die Armeeangehörigen dazu auf, sich auch heute an den Werten Willes zu orientieren: Verantwortungsbewusstsein, Neutralität und Entschlossenheit.

Ulrich Wille: Zwischen Militär und Moral

Professor Dr. Rudolf Jaun eröffnete den zweiten Teil des Abends mit einem prägnanten Überblick über das Leben und Wirken von General Ulrich Wille. Neben seinen militärischen Verdiensten blieb Wille eine polarisierende Figur – ein entschlossener Stratege, aber auch ein Mann mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn.

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Dr. Daniel Lätsch, Dr. Lea Moliterni Eberle und Dr. Michael Olsansky stand weniger seine Rolle als militärischer Führer im Fokus, sondern vielmehr seine Persönlichkeit als Jurist und Entscheidungsträger. Wille, so wurde deutlich, prägte mit seiner akribischen Herangehensweise nicht nur die Armee, sondern auch die Rechtsvorstellungen seiner Zeit.

Lea Moliterni Eberle beleuchtete in ihren Forschungen insbesondere die Begnadigungen, die Wille während des Ersten Weltkriegs gewährte.



Ihre Analyse zeigte, dass diese Entscheidungen nicht nur juristisch und politisch motiviert waren, sondern auch eine menschliche Dimension hatten. Wille nutzte Begnadigungen als Mittel, um Härtefälle zu lindern und den inneren Zusammenhalt der Armee zu bewahren.

Die Militärhistoriker Daniel Lätsch und Michael Olsansky ergänzten das Bild, indem sie auf Willes erzieherische Vorstellungen, sein militärisches Denken sowie seinen staats- und geschichtspolitischen Hintergrund eingingen.

Der Abend endete – ganz im Sinne militärischer Präzision – pünktlich. Beim anschließenden Empfang, zu dem der Gemeinderat einlud, erhielten die Gäste als besondere Geste ein Exemplar des Buches von Rudolf Jaun über General Wille.

 

Quelle: Zürich24/Markus Arnitz, Linth24 (bearbeitet von POLIZEI.news-Redaktion)
Bildquelle: Mario Fehr (Facebook)

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